Bizarre Ästhetik des Pathologischen gebannt auf Plexiglas

Veröffentlicht:

HILDEN (kbr). Blutiges Fleisch und bleiche Knochen, schlaffe Haut und massige Organe - die Bestandteile des menschlichen Körpers sind, oberflächlich betrachtet, weder spektakulär noch "appetitlich". Wenn Ärzte den Körper zu Gesicht bekommen, ist dieser zudem oft krank oder verletzt. Und dennoch verbergen sich hinter jedem Körperteil - auch ausgesprochen künstlerische Seiten. Die Ausstellung "Innenansichten - Virtuelle Körperbilder" im Wilhelm-Fabry-Museum in Hilden bei Düsseldorf öffnet Besuchern die Augen dafür.

"Von der Faszination des Gesunden und der Ästhetik des Pathologischen" heißt denn auch der Untertitel der Ausstellung, deren Ideen und Bilder von dem Solinger Radiologen und Medizininformatiker Dr. Nenad Kostovic stammen. Auf Plexiglas gebannt und hell ausgeleuchtet präsentieren Kostovic und die Museumsmitarbeiter insgesamt 37 großformatige Bilder. Diese sind aus der medizinischen Diagnostik mit modernen bildgebenden Verfahren wie Computertomografie, Magnetresonanztomografie und Ultraschall hervorgegangen und computertechnisch künstlerisch bearbeitet worden.

Durch früher unvorstellbare Vergrößerung oder die Reduzierung der häufig eingefärbten Bilder auf bestimmte Elemente sind so erstaunliche Aufnahmen entstanden. Es ist eine Welt, in der das Innenleben unseres Körpers in sprichwörtlich neuem Licht zu sehen ist: ästhetisch, bizarr, kurios, wie bereits viele Bildtitel verraten. Staunend betrachtet man etwa das Herz von unten im Bild "Spinne im Netz", bewundert die Assoziationsbahnen des Gehirns im "Punkerhirn", ist verblüfft über die Brusthöhle mit Lungengefäßen in "Unkraut im Time Tunnel" oder wundert sich über den Gefäßtorso vom "Grünen Mann mit Marslunge."

Und wenn Bilder wie "Denkfabrik" und "Schmarotzer" einen komplizierten Gefäßtumor oder ein Bronchialkarzinom zum Thema haben, beschleichen einen zuweilen auch eher mulmige Gefühle, sogar Angst und Nachdenklichkeit über persönliche Schicksale.

Dieselben Gefühle werden evoziert bei einer virtuellen Film-Reise ins Körperinnere, die man im Museum anhand interaktiver Bildschirme unternehmen kann. All diese Emotionen werden gemeinhin verdrängt, all die dargestellten Motive sind außerdem unserer gewöhnlichen Wahrnehmung entzogen.

In der Hildener Ausstellung werden sie dem Betrachter bewusst und lebendig. Durch die ungewohnten Einblicke in einen Mikrokosmos, der so exzessiv erforscht und trotzdem noch immer voller Rätsel ist: das Kunstwerk des menschlichen Körpers.

Die Ausstellung "Innenansichten - Virtuelle Körperbilder ist noch bis zum 27. Januar 2008 im Wilhelm Fabry-Museum in Hilden, Benrather Straße 32a, zu sehen.

Schlagworte:
Mehr zum Thema

Freiwillige Selbstverpflichtung reicht Minister nicht

Özdemir will Lebensmittelproduzenten Reduktionsziele vorgeben

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Wo lang im Gesundheitswesen? Der SVR Gesundheit und Pflege empfiehlt mehr Richtungspfeile für alle Akteure.

© StefanieBaum / stock.adobe.com

Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege

Gesundheitsweise empfehlen Primärversorgung für alle – und Quotierung der Weiterbildung

„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

Dr. Iris Dötsch Fachärztin für Innere Medizin, Diabetologin und Ernährungsmedizinerin hat die Hauptstadtdiabetologinnen, eines neues Netzwerk für Frauen in der Diabetologie, gegründet.

© snyGGG / stock.adobe.com

Hauptstadtdiabetologinnen

Ein Netzwerk für Diabetologinnen