Auf der Suche nach sozialer Anerkennung

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Von Anne-Kathrin Keller

Wer über 100 Stunden in der Woche oder 50 Stunden am Stück am PC sitzt und surft, ist krank.

KÖLN. Seit zehn Jahren therapiert der Psychologe Dr. Jörg Petry Menschen mit pathologischem PC- und Internetgebrauch. Die Patientenzahl wächst stetig - so sehr, dass Psychologen des Klinikbetreibers Allgemeine Hospitalgesellschaft (AHG) eine neue Form der stationären Therapie erarbeitet haben.

Mit der neuen Therapie in den AHG-Kliniken in Hardberg (Hessen), Münchwies (Saarland) und Schweriner See (Mecklenburg-Vorpommern) arbeiten Psychologen mit den Patienten in Gruppentherapien. "Es hilft den meist isolierten Patienten enorm, wenn sie Menschen treffen, die sie in ihren Problemen verstehen können", sagt Projektleiter Petry.

Der Psychologe rechnet damit, 2009 etwa 100 Patienten in das neue Programm aufnehmen zu können. "Die Betroffenen sind nicht süchtig, sie haben eine psychosomatische Krankheit, die sich durch den intensiven Internetgebrauch ausdrückt", sagt Petry. In der Regel stecke dahinter Bindungsangst, Betroffene suchen nach sozialer Anerkennung, Bestätigung und Freunde, die sie in der realen Welt nicht finden.

Die Psychologenteams wollen durch die Therapie die Zeit, die Patienten vor dem Computer verbringen, auf den alltäglich notwendigen Gebrauch reduzieren und Beschäftigungsalternativen schaffen. Die Patienten erarbeiten sich so ihre Rückkehr in die Arbeitswelt. Für diesen Weg zurück in die "reale Welt" bieten die Ärzte Einzel-, Gruppen- und Sporttherapien an. Bei einem Verdacht sollten sich Betroffene und Angehörige an ihren Hausarzt wenden, rät Petry.

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