Kennen Sie Ihren Schutzpatron?

Am 15. Juni ist Sankt Vitus - der Veitstag. Vielen nicht bekannt: Der Heilige ist Schutzpatron der Apotheker.

Von Ursula Armstrong Veröffentlicht:
Kirchenfenster der St-Vitus-Kirche in Dörpen. Viele Kirchen sind nach dem Heiligen benannt.

Kirchenfenster der St-Vitus-Kirche in Dörpen. Viele Kirchen sind nach dem Heiligen benannt.

© A. Leffers

In vielen Orten in ganz Deutschland gibt es St. Vitus-Apotheken. Kein Wunder, Sankt Vitus oder Veit ist der Patron der Apotheker. Der Heilige soll um 304/305 während der römischen Christenverfolgung als Märtyrer gestorben sein. Da war er erst sieben Jahre alt (nach anderen Überlieferungen war er 12 oder 14).

Den Heiligenlexika zufolge wurde er in Mazzara auf Sizilien geboren. Vitus war der Sohn eines heidnisch-römischen Senators. Von seiner Amme Crescentia und seinem Erzieher Modestus wurde er getauft und christlich erzogen.

Schon als Kind wirkte er den Erzählungen nach Wunder. Sein Vater verlangte zwar, dass er dem christlichen Glauben abschwört. Doch der Junge weigerte sich und floh mit Modestus und Crescentia aufs italienische Festland nach Lukanien im Süden Italiens (in der heutigen Region Basilicata). Ein Adler versorgte die drei mit Essen. Doch sie wurden entdeckt und nach Rom vor Kaiser Diokletian gebracht.

Vitus heilte den Sohn des Kaisers von der Epilepsie. Dennoch ließ Diokletian ihn und seine Begleiter festnehmen, denn sie weigerten sich, den römischen Göttern zu opfern. Sie wurden daraufhin in einen Kessel mit siedendem Öl geworfen.

Doch sie stiegen unversehrt heraus. Dann wurde ein Löwe auf sie gehetzt, doch er legte sich vor ihnen nieder und leckte ihnen die Füße. Diokletian ließ die drei schließlich auf die Folter spannen und enthaupten. Adler sollen ihre Leichen nach Lukanien gebracht haben, wo eine Christin sie bestattete - so die Legende.

Auf der Hitliste der Heiligen ganz vorn

Einer anderen Überlieferung zufolge wurden Vitus, Modestus und Crescentia von Engeln von der Folterbank gerettet und nach Lukanien gebracht, wo sie ruhten und schließlich sanft entschliefen. Und in einer dritten Version heißt es, die drei wurden auf Sizilien hingerichtet.

Die Verehrung des kindlichen Märtyrers begann schon sehr früh. Bereits im fünften und sechsten Jahrhundert wurden ihm Kirchen und Klöster geweiht - allen voran der Veitsdom in Prag. Im Mittelalter wurde Sankt Vitus dann zu einem der beliebtesten Heiligen überhaupt. Im 14. Jahrhundert wurde er auch in den Kreis der 14 Nothelfer aufgenommen. Als Nothelfer wird er vor allem gegen Epilepsie oder Chorea ("Veitstanz") angerufen.

Sankt Vitus war so beliebt, dass er auch Patron von vielen Ländern, etwa Niedersachsen, Sachsen, Böhmen oder Sizilien, und etlichen Städten wie Prag, Mönchengladbach oder Höxter wurde. Etwa 150 Orte wollen heute im Besitz von Vitus-Reliquien sein.

Mit mindestens 34 Patronaten ragt der Heilige sogar über den Kreis der einst hochverehrten 14 Nothelfer hinaus. Denn Sankt Veit ist nicht nur der Patron der Apotheker, sondern auch etwa der der Gastwirte, der Winzer, der Bierbrauer und der Schauspieler.

Er ist der Beschützer unter anderen der Jugendlichen, der Epileptiker, der Stummen und der Tauben. Er sorgt für Keuschheit, gute Saat und gute Ernte. Der Nothelfer wird nicht nur gegen Epilepsie angerufen. Sondern, wie alle Nothelfer, hilft er gegen vielerlei Ungemach, zum Beispiel gegen Besessenheit, Aufregung, Schlangenbiss, Augen- und Ohrenleiden, Unwetter, Blitz und Feuer sowie gegen bettnässende Kinder.

Dargestellt wird der Heilige Vitus meist als Kind, oft vornehm gekleidet, mit Hut. In der Hand hält er den Palmwedel der Märtyrer und häufig als Zeichen seines Martyriums einen Ölkessel.

Sankt Vitus war ein derart volkstümlicher Heiliger, dass sich viele Bauernregeln auf seinen Tag beziehen. Zum Beispiel: "Hat Sankt Veit starken Regen, bringt er unermesslichen Segen." Oder: "Nach Sankt Veit wendet sich die Zeit" - schließlich liegt der Veitstag am 15. Juni im Bereich der Sommersonnwende.

Der Volksglaube ging so weit, dass man ihn sogar für pünktliches Wachwerden zuständig gemacht hat: "Heiliger Sankt Veit, wecke mich zur rechten Zeit; nicht zu früh und nicht zu spät, bis die Glocke … schlägt."

Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Gelistet als Best-Practice-Intervention

Psychische Gesundheit: OECD lobt deutsches Online-Programm iFightDepression

Wie sich Fehlinfos geraderücken lassen

Das Faktensandwich hilft im Umgang mit falsch vorinformierten Patienten

Das könnte Sie auch interessieren
Glasglobus und Stethoskop, eingebettet in grünes Laub, als Symbol für Umweltgesundheit und ökologisch-medizinisches Bewusstsein

© AspctStyle / Generiert mit KI / stock.adobe.com

Klimawandel und Gesundheitswesen

Klimaschutz und Gesundheit: Herausforderungen und Lösungen

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein MRT verbraucht viel Energie, auch die Datenspeicherung ist energieintensiv.

© Marijan Murat / dpa / picture alliance

Klimawandel und Gesundheitswesen

Forderungen nach Verhaltensänderungen und Verhältnisprävention

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

© Frankfurter Forum für gesellschafts- und gesundheitspolitische Grundsatzfragen e. V.

Das Frankfurter Forum stellt sich vor

Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Detailansicht eines Windrades: Bringt eine ökologisch nachhaltige Geldanlage auch gute Rendite? Anleger sollten auf jeden Fall genau hinschauen.

© Himmelssturm / stock.adobe.com

Verantwortungsbewusstes Investment

„Nachhaltig – das heißt nicht, weniger Rendite bei der Geldanlage!“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank)
Protest vor dem Bundestag: Die Aktionsgruppe „NichtGenesen“ positionierte im Juli auf dem Gelände vor dem Reichstagsgebäude Rollstühle und machte darauf aufmerksam, dass es in Deutschland über drei Millionen Menschen gebe, dievon einem Post-COVID-Syndrom oder Post-Vac betroffen sind.

© picture alliance / Panama Pictures | Christoph Hardt

Symposium in Berlin

Post-COVID: Das Rätsel für Ärzte und Forscher

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung
Krisenkommunikation war Schwachpunkt in der Pandemie

© HL

Herbstsymposium der Paul-Martini-Stiftung

Krisenkommunikation war Schwachpunkt in der Pandemie

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Mammografie-Screening bei einer Patientin

© pixelfit / Getty Images / iStock

Prävention

Mammografie-Screening: Das sind Hindernisse und Motivatoren

Wie kann man Impfskeptiker überzeugen?

© Porträt: privat | Spritze: Fied

Sie fragen – Experten antworten

Wie kann man Impfskeptiker überzeugen?

Ein Mann greift sich an den Fuß.

© Jan-Otto / Getty Images / iStock

Therapievergleich

Akuter Gichtanfall: Am Ende machen alle Wirkstoffe ihren Job