Muttertag

Eine faire Chance für Afrikas Mütter

Ein Tag zu Ehren der Mütter - alle Jahre wieder. Für viele Mütter dieser Welt muss das wie Hohn klingen. Tag für Tag kämpfen sie mit ihren Kindern ums blanke Überleben. Besonders betroffen sind junge Frauen in West- und Zentralafrika.

Christoph FuhrVon Christoph Fuhr Veröffentlicht:
In einer Gesundheitsstation im Norden von Burundi warten Mütter mit Kindern auf eine Untersuchung. In zentralafrikanischen Ländern sterben besonders viele Kinder, ergab der Welt-Mütter-Report.

In einer Gesundheitsstation im Norden von Burundi warten Mütter mit Kindern auf eine Untersuchung. In zentralafrikanischen Ländern sterben besonders viele Kinder, ergab der Welt-Mütter-Report.

© Thomas Schulze / dpa

BERLIN. In der Demokratischen Republik Kongo tobt seit Jahrzehnten ein erbitterter Bürgerkrieg. Aber nicht die mordenden Rebellen sind die tatsächlichen Verlierer: Frauen und Kinder leben hier statistisch betrachtet gefährlicher als bewaffnete, blutrünstige Krieger.

Das zeigen Zahlen des 15. Welt-Mütter-Reports, der jetzt in Berlin vorgestellt worden ist. Die Hilfsorganisation "Save the Children" hat erneut die Auswirkungen humanitärer Krisen auf die Überlebenschancen von Müttern, Neugeborenen und Kindern insbesondere in fragilen Staaten untersucht.

In Ländern also, die krass versagen, wenn es darum geht, auch nur halbwegs menschenwürdige Lebensbedingungen für ihre Bürger zu schaffen. Bewertet wurden die Gesundheit von Müttern, Kindersterblichkeit, Schulbildung, Einkommen und der gesellschaftliche Status von Frauen.

Dass zum Beispiel die Demokratische Republik Kongo in der Report-Rangliste von 178 Ländern den vorletzten Platz belegt (Deutschland liegt auf Rang 8), kommt nicht von ungefähr. Der Kongo steht exemplarisch für Staaten mit hohen Sterblichkeitsraten.

Er befindet sich seit Jahrzehnten im Bürgerkrieg, ist ebenso instabil wie die Gesundheitsversorgung, die er mehr schlecht als recht aufgebaut hat. Viele Menschen bleiben ohne Zugang zu einer medizinischen Grundversorgung.

In den meisten Gesundheitseinrichtungen fehlen ausreichend qualifizierte Fachkräfte. Medizinisches Hilfsmaterial ist kaum vorhanden, häufig gibt es nicht einmal Strom und Wasser.

Wenn, wie im Kongo, im Zuge des Kriegs auch noch das medizinische Personal angegriffen wird, gerät die ohnehin gering entwickelte Infrastruktur vollkommen aus den Fugen.

Traumatisierte Gesundheitsmitarbeiter quittieren ihren Dienst, das führt zur Schließung von Einrichtungen - ein echter Teufelskreis, der nur schwer aufzubrechen ist.

Ein Hauch von Hoffnung

Immerhin weist "Save the Children" darauf hin, dass selbst im Kongo mitten im Chaos zumindest ein schwaches Licht zu erkennen sei. Gut etablierte lokale Nichtregierungsorganisationen (NGOs) bieten medizinische Versorgung und psychologische Hilfe für Vergewaltigungsopfer an.

Humanitäre Organisationen unterstützen das nationale Gesundheitsministerium beim Angebot primärer und sekundärer Gesundheitsleistungen. Ein Hauch von Hoffnung in einer ansonsten bedrückenden Welt.

Der Bericht zeigt auch, dass sich das größte Risiko für Mütter und Kinder geografisch immer stärker auf wenige Regionen der Welt fokussiert. Noch 1990 ereigneten sich 16 Prozent aller Kindstode weltweit in West- und Zentralafrika.

Diese Entwicklung hat sich krass verschärft. Heute sterben dem Bericht zufolge beinahe ein Drittel aller Kinder in dieser Subregion. Einsam an der Spitze: die Demokratische Republik Kongo und Nigeria, zwei Länder, in denen sich 20 Prozent aller Kindstode weltweit ereignen.

"Der Zugang zu medizinischer Versorgung muss auch dort gesichert werden, wo schwache staatliche Kapazitäten und Konflikte mit hoher Unsicherheit herrschen", fordert die Geschäftsführerin von "Save the Children Deutschland", Kathrin Wieland.

Und sie verweist auf ein Land, in dem sich tatsächlich erste Erfolge nachweisen lassen: In Äthiopien ist die Müttersterblichkeit seit 2000 um zwei Drittel zurückgegangen. Insgesamt liegt das Land in der Rangliste allerdings immer noch auf einem bescheidenen Patz 149.

Ziel für die Zukunft müsse es sein, die Zahlen vermeidbarer Tode - zum Beispiel als Folge von Durchfallerkrankungen, Lungenentzündung, Malaria oder Komplikationen während der Schwangerschaft oder Geburt - einzudämmen, sagt Wieland. Genau aus diesen Gründen sterben pro Tag weltweit 800 Mütter und 19.000 Kinder unter fünf Jahren.

Werden die Lebensumstände für Mütter verbessert, hat dies direkte Auswirkungen auf ihr Überleben, ist sich die Geschäftsführerin von "Save the Children Deutschland" überzeugt. Die heute größte unabhängige Kinderrechtsorganisation der Welt wurde 1919 gegründet und arbeitet inzwischen in 120 Ländern.

Der Welt-Mütter-Report: www.save-the-children.de

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