Gedenkstein eingeweiht

In Erinnerung an verfolgte jüdische Ärzte im NS-Regime

Einen Tag bevor sich der vom Naziregime befohlene Angriff auf jüdische Einrichtungen zum 80. Mal jährt, wurde auf dem Herbert Lewin-Platz eine Gedenktafel für jüdische Ärzte und alle Opfer des NS-Regimes in den Boden eingelassen.

Veröffentlicht:
Blumen an der neuen Gedenktafel vor der Kassenärztlichen Bundesvereinigung in Berlin. Sie hat die Inschrift: „Die Vergangenheit ist uns Verpflichtung für die Zukunft. Gegen Antisemitismus und Ausgrenzung. In Erinnerung an unsere jüdischen Kolleginnen und Kollegen und alle Opfer des menschenverachtenden NS-Regimes.“

Blumen an der neuen Gedenktafel vor der Kassenärztlichen Bundesvereinigung in Berlin. Sie hat die Inschrift: „Die Vergangenheit ist uns Verpflichtung für die Zukunft. Gegen Antisemitismus und Ausgrenzung. In Erinnerung an unsere jüdischen Kolleginnen und Kollegen und alle Opfer des menschenverachtenden NS-Regimes.“

© Wolfgang Kumm/dpa

BERLIN. Anlässlich der Pogrome in der Reichskristallnacht vor 80 Jahren haben die Spitzenrepräsentanten der deutschen Ärzteschaft gemeinsam mit dem Vizepräsidenten der Knesset, Yehiel Bar, der Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages Petra Pau, Bundesgesundheitsminister Jens Spahn und dem Präsidenten des Weltärztebundes Professor Leonid Eidelman der systematischen Ausgrenzung und Verfolgung jüdischer Ärzte im Nationalsozialismus gedacht.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn war auch anwesend bei der Einweihung.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn war auch anwesend bei der Einweihung.

© HL

Am Herbert-Lewin-Platz, dem Sitz von Bundesärztekammer und Kassenärztlicher Bundesvereinigung wurde ein Gedenkstein eingeweiht, mit dem an die verfolgten, Vertriebenen und ermordeten Kollegen und an die Opfer des Nationalsozialismus erinnert wird. Der jüdische Arzt Herbert Lewin ist Namensgeber des kleinen Platzes nahe des Berliner Tiergartens.

Unmittelbar nach der Machtübernahme der Nazis im Februar 1933 verloren alle jüdischen Kassenärzte ihre Zulassung, später auch ihre Approbation. Aktiv daran beteiligt waren die gleichgeschalteten ärztlichen Organisationen, insbesondere die kurz zuvor geschaffene Kassenärztliche Vereinigung Deutschlands. Viele nichtjüdische deutsche Ärzte profitierten von den verbrecherischen Aktionen, wirkten aktiv daran mit oder billigten und duldeten die Verfolgung ihrer jüdischen Kollegen.

„Der Gedanke an diese dunkelste Zeit der deutschen Ärzteschaft schmerzt. Aber Gedanken und Gedenken halten die Erinnerung an das Geschehene wach. Sie halten uns wachsam, Unrecht und Unmenschlichkeit nicht einmal im Ansatz zuzulassen, so Professor Dr. Frank Ulrich Montgomery, Präsident der Bundesärztekammer, in einer gemeinsamen Mitteilung von BÄK ud KBV.

Die Spitzenrepräsentanten der deutschen Ärzteschaft weihten gemeinsam unter anderen mit dem Präsidenten des Weltärztebundes und dem Vizepräsidenten der Knesset die neue Gedenktafel am Herbert-Lewin-Platz in Berlin ein.

Die Spitzenrepräsentanten der deutschen Ärzteschaft weihten gemeinsam unter anderen mit dem Präsidenten des Weltärztebundes und dem Vizepräsidenten der Knesset die neue Gedenktafel am Herbert-Lewin-Platz in Berlin ein.

© HL

Der KBV-Vorstandsvorsitzende Dr. Andreas Gassen ergänzt: „Was vor 80 Jahren geschah, ist uns Mahnung und Auftrag zugleich. Wir werden Intoleranz und Ausgrenzung nicht dulden, wir werden Hass und Gewalt entschieden entgegentreten. Und wir werden die Aufarbeitung dieses Unrechts weiter vorantreiben, unter anderem indem wir die Akten der damaligen Kassenärztlichen Vereinigung Deutschlands systematisch erfassen und katalogisieren."

Die Aufarbeitung der Beteiligung der Ärzteschaft an den nationalsozialistischen Verbrechen begann erst in den 1980er Jahren . Sie ist bis heute nicht abgeschlossen. Etliche historische Forschungsprojekte sind in Gang gekommen und laufen noch. Vor Kurzem erst ist unter Leitung von Professor Samuel Salzmann ein zweijähriges Projekt am Zentrum für Antisemitismusforschung der Technischen Universität Berlin gestartet worden. Dabei soll die Geschichte der Kassenärztlichen Vereinigung Deutschlands zwischen 1933 und 1945 untersucht werden. (HL/run)

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Die Erinnerung wach zu halten ist wichtig

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Hörsaalgeflüster

Südkorea: Klinikalltag im Ausland

Gelistet als Best-Practice-Intervention

Psychische Gesundheit: OECD lobt deutsches Online-Programm iFightDepression

Das könnte Sie auch interessieren
Glasglobus und Stethoskop, eingebettet in grünes Laub, als Symbol für Umweltgesundheit und ökologisch-medizinisches Bewusstsein

© AspctStyle / Generiert mit KI / stock.adobe.com

Klimawandel und Gesundheitswesen

Klimaschutz und Gesundheit: Herausforderungen und Lösungen

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein MRT verbraucht viel Energie, auch die Datenspeicherung ist energieintensiv.

© Marijan Murat / dpa / picture alliance

Klimawandel und Gesundheitswesen

Forderungen nach Verhaltensänderungen und Verhältnisprävention

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

© Frankfurter Forum für gesellschafts- und gesundheitspolitische Grundsatzfragen e. V.

Das Frankfurter Forum stellt sich vor

Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Detailansicht eines Windrades: Bringt eine ökologisch nachhaltige Geldanlage auch gute Rendite? Anleger sollten auf jeden Fall genau hinschauen.

© Himmelssturm / stock.adobe.com

Verantwortungsbewusstes Investment

„Nachhaltig – das heißt nicht, weniger Rendite bei der Geldanlage!“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank)
Protest vor dem Bundestag: Die Aktionsgruppe „NichtGenesen“ positionierte im Juli auf dem Gelände vor dem Reichstagsgebäude Rollstühle und machte darauf aufmerksam, dass es in Deutschland über drei Millionen Menschen gebe, dievon einem Post-COVID-Syndrom oder Post-Vac betroffen sind.

© picture alliance / Panama Pictures | Christoph Hardt

Symposium in Berlin

Post-COVID: Das Rätsel für Ärzte und Forscher

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Sie fragen – Experten antworten

Impfung gegen Gelbfieber: Ist eine Auffrischung nötig?

Lesetipps
Der Rücken eines Mannes mit Gürtelrose zeigt Vesikel.

© Chinamon / stock.adobe.com

Alter für Indikationsimpfung herabgesetzt

STIKO ändert Empfehlung zur Herpes zoster-Impfung