Studie

Wie kann man Stalkern Einhalt gebieten?

Obwohl gegen Stalker verschärft vorgegangen wird, gibt es laut einer ZI-Studie nicht weniger Betroffene. Eine App soll Opfern helfen.

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Stalker und Opfer: Wirksamer Schutz für die Gestalkten ist auch 2019 noch schwierig. (Symbolbild mit Fotomodellen)

Stalker und Opfer: Wirksamer Schutz für die Gestalkten ist auch 2019 noch schwierig. (Symbolbild mit Fotomodellen)

© oneinchpunch / stock.adobe.com

Mannheim. In den vergangenen 15 Jahren ist die Anzahl der von Stalking Betroffenen nicht zurückgegangen. Polizeiliche und strafrechtliche Mittel, mit denen mittlerweile gegen Stalker vorgegangen wird, haben hier offensichtlich nicht viel verändert. Das ist ein Ergebnis einer Studie, die das Mannheimer Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (ZI) im Auftrag der Weisser Ring Stiftung durchgeführt hat.

Für die Studie wurden Mannheimer Bürgerinnen und Bürger 2018 befragt. Die Ergebnisse wurden mit Daten aus dem Jahr 2003 verglichen. Demnach gaben 10,8 Prozent der Befragten im Jahr 2018 an, von Stalking betroffen zu sein. 2003 waren es 11,6 Prozent.

Auch die Geschlechterverteilung von Tätern und Betroffenen sei in den vergangenen 15 Jahren weitgehend identisch geblieben. Frauen seien mit einem Anteil von 14,4 Prozent deutlich häufiger betroffen als Männer (5,1 Prozent), so das ZI. „Das Hauptproblem im Zusammenhang mit Stalking ist nach wie vor die Tatsache, dass es meist Ex-Partner sind, die zum Stalker oder zur Stalkerin werden“, sagt Professor Harald Dreßing, Leiter Forensische Psychiatrie am ZI.

Maßnahmen nicht ausreichend

Die zwischenzeitlich eingeführten rechtlichen Möglichkeiten, gegen Stalker vorzugehen, wurden von Betroffenen im Jahr 2018 mehrheitlich als nicht ausreichend eingeschätzt. 52,1 Prozent der Betroffenen äußerten sich in der Befragung zur Studie entsprechend, so Dreßing.

Auffällig sei, dass mit Cyber-Stalking eine neue Methode hinzugekommen ist. Durch Internet und soziale Netzwerke hätten sich die Möglichkeiten von Stalking erweitert. „Cyberstalking ist eine zusätzliche Methode, die neben anderen Methoden vom Stalker eingesetzt wird. Die Anzahl der Betroffenen insgesamt erhöht sich dadurch jedoch nicht in statistisch signifikantem Umfang“, stellt Dreßing fest.

„Stalking ist psychische Gewalt und eine schwerwiegende Straftat. Die Opfer leiden teils jahrelang unter den Folgen der permanenten Nachstellung und Belästigung. Für den Weissen Ring als Hilfsorganisation stellt Stalking ein zunehmend wichtigeres Thema in der Opferarbeit dar“, sagt Jörg Ziercke, Kuratoriumsvorsitzender der Weissen Ring Stiftung. Der Nachweis, dass Betroffenen nachgestellt wird, sei schwierig. Deshalb hat die Weisse Ring Stiftung die „NO STALK“-App entwickelt.

Stalking-Opfer können mit der App demnach auf ihrem Smartphone Fotos, Videos und Sprachaufnahmen von Stalking-Vorfällen erstellen. Mit der App, die seit Mai in den Stores von Apple und Android kostenlos zur Verfügung steht, sei eine direkte Dokumentation und authentische Beweissammlung möglich, teilt das ZI per Pressemitteilung mit. Dadurch könne auch die Verurteilungsquote bei Nachstellung erhöht werden, so das ZI. (ato)

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