Nationalgefühl

WM-Siege: Fundament für Identifikation

Große Fußballturniere begeistern Menschen in vielen Ländern, Was sie speziell in Deutschland bewirken, haben Wissenschaftler der Uni Gießen genauer unter die Lupe genommen.

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Es ist wieder so weit – Flagge zeigen zur Fußball-Weltmeisterschaft in Russland Noch hat das deutsche Team alle Chancen.

Es ist wieder so weit – Flagge zeigen zur Fußball-Weltmeisterschaft in Russland Noch hat das deutsche Team alle Chancen.

© picture alliance / Ulrich Baumga

Mit der Fußball-WM hat in der vergangenen Woche das für viele bedeutendste Sportereignis des Jahres begonnen. In aktuellen Studien haben Sportsoziologen der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) untersucht, wie solche Mega-Events in die Gesellschaft wirken und patriotische Verhaltensweisen und Einstellungen hervorrufen oder verstärken können.

In einer deutschlandweiten repräsentativen Umfrage, die in Zusammenarbeit mit dem Berliner Meinungsforschungsinstitut Infratest dimap während der letzten Fußball-EM 2016 gemacht wurde, ging es unter anderem um die Frage, wie verbreitet fußballpatriotische Handlungen bei Erwachsenen sind und mit welchen politischen Einstellungen diese zusammenhängen. Die Befragten gaben beispielsweise an, ob sie während der EM 2016 die deutsche Flagge aufgehängt, ein Deutschland-Trikot getragen, die deutsche Nationalhymne vor einem Spiel mitgesungen oder andere typische "Fan-Verhaltensweisen" an den Tag gelegt haben.

Die Ergebnisse zeigen, dass 40 Prozent der Deutschen mindestens eine dieser Handlungen ausgeführt haben. Rund 15 Prozent, die mindestens drei verschiedene Handlungen ausgeführt haben, gehören zum engeren Kreis der "Fußball-Patrioten". Am häufigsten haben die Befragten angegeben, die Nationalhymne mitzusingen (21 Prozent), ein Deutschland-Trikot zu tragen (16 Prozent) oder eine Deutschland-Fahne aufzuhängen (15 Prozent). Fußballpatriotismus ist stärker verbreitet in jüngeren Altersgruppen, bei Westdeutschen (im Vergleich zu Ostdeutschen) und bei Familien mit Kindern im Haushalt.

"Geschlechterdifferenzen gibt es nicht, Frauen sind genauso oft in fußballpatriotische Handlungen involviert wie Männer", sagt der Gießener Sportsoziologe Professor Michael Mutz. Die Studie zeigt auch, dass sich Fußball-Patrioten im politisch-ideologischen Links-Rechts-Spektrum seltener links einordnen.

Eine weitere Studie der Gießener Arbeitsgruppe um Mutz verdeutlicht, dass Personen, unmittelbar nachdem sie ein siegreiches Spiel der deutschen Fußballnationalmannschaft angesehen haben, mehr Nationalstolz empfinden, sich enger mit Deutschland verbunden fühlen und Deutschland eher mit Werten wie "Fleiß" und "Leistung" in Verbindung bringen. Entscheidend für das Auftreten dieser Effekte ist aber, so Mutz, dass beim Zuschauen der Spielübertragung intensive Emotionen erlebt werden.

Die Untersuchung zeigt, dass Menschen, die bei Spielen der deutschen Mannschaft emotional stark mitfiebern, sich von Anfang an stärker mit Deutschland als Nation identifizieren, sich diese Identifikation nach dem Spielen aber nochmals verstärkt.

"Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft ist gerade während einer EM oder WM für viele Menschen ein Ankerpunkt für Identifikation und Zugehörigkeit", sagt Mutz. (eb)

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