Tigermücken breiten sich in Europa aus

MADRID (dpa). Der Sprung nach Europa war der Tigermücke schon vor vielen Jahren gelungen. Nun ist das aus Asien stammende Insekt dabei, sich über immer mehr Länder des Kontinents auszubreiten. In Italien ist der Eindringling bereits in weiten Teilen des Landes heimisch, im Süden der Schweiz wurde er mehrfach angetroffen, auch in Albanien und Frankreich soll er aufgetaucht sein, allerdings (noch) nicht in Deutschland oder Österreich.

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Jetzt faßt die Tigermücke ("Aedes albopictus") in Spanien Fuß. Vor einem Jahr wurde bei Barcelona das erste Exemplar angetroffen. Zwölf Monate später ist die Mücke bereits in fünf Städten der Umgebung entdeckt worden.

In ihrer Heimat in Fernost ist sie als einer der Überträger des Dengue-Virus und der Erreger von 20 weiteren Krankheiten gefürchtet. In Europa überträgt sie - bislang - keine Krankheitserreger.

Dennoch ist das Insekt mit den weißen Streifen auf dem dunklen Körper ein unangenehmer Geselle. Die Tigermücke ist mit einer Größe von fünf Millimetern etwas kleiner als die gewöhnliche Stechmücke, aber ihre Stiche sind schmerzhafter, jucken stärker und entzünden sich leichter.

Zudem ist dieser Plagegeist hartnäckiger und aggressiver. Die Tigermücke sticht am Tag, auch durch die Kleidung hindurch. "Patienten von mir wurden auf dem Weg von der Haustür zum Auto ein Dutzend Mal gestochen", berichtet ein spanischer Arzt. Die Katalanin Maite Llinares, eines der ersten Opfer der Tigermücke in Barcelona, klagte: "Mich hat eine solche Mücke in einen Zeh gestochen. Es hat so gejuckt, daß ich mir den Zeh am liebsten abgeschnitten hätte."

In Italien war das Insekt Anfang der 90er Jahre erstmals in Erscheinung getreten. Die Experten nehmen an, daß es als "blinder Passagier" in Schiffsladungen mit Altreifen nach Europa - wie zuvor auch in die USA - gelangt ist. In den alten Autoreifen hatte sich Regenwasser angesammelt, das die Tigermücke für ihre Brutstätten benötigt.

In Italien reichten ihr, obwohl sie eigentlich eine schlechte Fliegerin ist, zwölf Jahre, sich über das ganze Land auszubreiten. Nur ausgesprochen trockene Zonen blieben verschont. "Auch in Spanien wird ihr Vormarsch nicht aufzuhalten sein", prophezeit der Insektenforscher Roger Eritja. "Es ist nur eine Frage der Zeit, daß sie auch die anderen Regionen der Iberischen Halbinsel erreicht."

Besteht die Gefahr, daß die Tigermücke Dengue-Fieber, oder andere Tropenkrankheiten nach Europa bringt? Eritja hält dies für ausgeschlossen: "Das Insekt erzeugt die Krankheiten nicht, es überträgt sie nur von einem Menschen zum anderen. Wo es solche Krankheiten nicht gibt, kann die Tigermücke sie auch nicht übertragen."

Die Gesundheitsbehörden sehen keinen Grund zur Aufregung. Allerdings räumt Enric Tomás vom Gesundheitsamt in Sant Cugat del Vallès bei Barcelona ein: "In einzelnen Gegenden hat die Lebensqualität gelitten." Viele Familien müßten wegen der Quälgeister nun darauf verzichten, draußen auf der Terrasse oder im Garten zu essen.

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