HINTERGRUND

Mit Echokardiographie läßt sich Herztod junger Sportler vorbeugen

Von Angela Speth Veröffentlicht:

"19jähriger Schüler beim Marathonlauf tot zusammengebrochen!" - "Fußball-Welt über den Sekunden-Tod von Kameruns Nationalspieler Marc-Vivien Foé (28) erschüttert!" Immer wieder wird die Öffentlichkeit durch Meldungen über den plötzlichen Herztod von Spitzensportlern aufgeschreckt.

Auffallend ist der scheinbare Widerspruch: Körperliche Bewegung wird ja allgemein empfohlen, nachdem zur Genüge belegt ist, daß Sport das Herz schützt. Gerade junge Sportler dürften also kaum gefährdet sein. Mitnichten: Ihr Risiko für einen plötzlichen Herztod ist 2,5mal höher als das Risiko der Durchschnittsbevölkerung. Besonders häufig ereignet sich der plötzliche Herztod beim Basketball und American Football, beim Laufen und vor allem beim Fußball.

Hypertrophe Kardiomyopathie ist eine wichtige Ursache

Aber wie ist es möglich, daß gut trainierte, scheinbar völlig gesunde junge Menschen unvermittelt tot zusammenbrechen? Mit 36 Prozent die häufigste Ursache ist die hypertrophe Kardiomyopathie (HCM), berichtete Privatdozent Thomas Korte aus München beim Internisten Update in Wiesbaden. Erst an zweiter Stelle stehen mit 17 Prozent weitere angeborene Koronaranomalien. Allgemein beträgt die Prävalenz der HCM 1 zu 500. Bei der einen Hälfte der Patienten tritt sie sporadisch auf, bei der anderen ist sie autosomal dominant vererbt.

Für Sportler ist die HCM deshalb so riskant, weil bei ihnen schon minimal ausgeprägte Formen fatal sein können. Denn die extremen Anstrengungen, die Wettkämpfe mit wenig Trinken oder banale Infekte wirken als mächtige Verstärker vorhandener Herzfehler. So ließen sich bei dem erwähnten Schüler post mortem nur ganz diskrete Veränderungen des Herzmuskels feststellen, außerdem eine Infektion mit Parvoviren. Aber die war längst abgeklungen, und zwar ohne Myokarditis (Deutsche Zeitschrift für Sportmedizin 3, 2004, 75).

Bestimmung der Septumdicke erleichtert die Diagnose

Da der plötzliche Herztod meist die Erstmanifestation der HCM darstellt, ist die Früherkennung so wichtig. Allerdings kann gerade bei Athleten die Abgrenzung von krankhaften und physiologischen Veränderungen schwierig sein. Denn intensives Training geht mit einer funktionellen und strukturellen Anpassung einher: dem Sportlerherz, auch Leistungs- oder Athletenherz genannt. Muskelmasse und Blutversorgung des Herzens, Schlag- und Minutenvolumen sind erhöht, die Herzfrequenz in Ruhe erniedrigt.

Wegen dieser natürlichen Hypertrophie wird bei Sportlern eine HCM leicht übersehen. Zwischen beiden bestehe eine gewisse Grauzone der Überlappung, räumte Korte ein. Allerdings gebe es auch Unterscheidungsmerkmale. Eines ist das Ausmaß der echokardiographisch meßbaren Septumdicke: Selbst bei hochtrainierten Athleten beträgt der Spitzenwert, den nur noch zwei Prozent erreichen, 13 bis 15 mm. Und: Frauen kommen praktisch nie über 13 mm, so Korte bei dem Kongreß, den das Unternehmen Altana unterstützt hat. Bei Athleten, die eine isometrische Sportart ausüben, wurde noch nie ein Wert über 12 mm beobachtet. Beträgt er mehr als 15 mm, liegt daher so gut wie immer eine HCM vor.

Ein eindeutiger Hinweis auf eine HCM ist außerdem die systolische Vorwärtsbewegung der Mitralklappe. Dabei wird das Segel während der Systole durch den Blutstrom in den linksventrikulären Ausflußtrakt hineingesogen. Weiterhin haben Patienten mit HCM meist eine deutliche diastolische Dysfunktion. Dagegen ist beim Sportherz die linksventrikuläre Füllung normal.

Daher ist es wichtig, Risiken aufzudecken und eventuell Wettkampfverbote zu erteilen. Organisationen wie die American Heart Association (AHA), die European Society of Cardiology (ESC) oder die Deutsche Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention raten zwar zu Vorsorge-Checks bei Profisportlern. Aber sie fordern nur eine Befragung, zum Beispiel zur familiären Anamnese, körperliche Untersuchung und Ruhe-EKG. Die Echokardiographie jedoch ist noch nicht in die Empfehlungen aufgenommen.

Die EU-Länder haben die Empfehlungen sehr unterschiedlich in die Praxis umgesetzt: In Deutschland werden seit der Saison 1999/2000 immerhin alle Fußballspieler der ersten und zweiten Liga einmal im Jahr untersucht. Als vorbildlich gilt Italien: Dort sind seit über 25 Jahren Herzuntersuchungen vor großen Wettbewerben gesetzlich vorgeschrieben.



FAZIT

In Deutschland sterben jährlich über 100 000 Menschen den plötzlichen Herztod, davon einige hundert beim Sport. Bei Sportlern über 35 Jahre ist die Ursache meist eine koronare Herzkrankheit, bei jüngeren vor allem eine hypertrophe Kardiomyopathie. Die Früherkennung wird durch die physiologische Anpassung des Herzens an den Leistungssport erschwert. Ein wichtiges Merkmal zur Differentialdiagnose ist die Septumdicke: Beim Athletenherz überschreitet sie so gut wie nie 15 mm. Ein höherer Wert ist daher verdächtig.

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