Kommentar
Das warme Bett als Maßstab
"Eine Bettenauslastung von 85 Prozent gilt in vielen Bundesländern als Maßstab für eine bedarfsgerechte Versorgung" - das schreibt das Statistische Bundesamt und legt mit einer festgestellten Auslastung der Klinikbetten von 77 Prozent die Schlussfolgerung nahe, es existierten Überkapazitäten. So gräbt es sich dann in Politiker-Hirne ein und führt zu falschem Denken.
Die tatsächliche Behandlungskapazität einer Klinik bemisst sich allerdings nach seiner technischen Ausrüstung und vor allem nach der Zahl und Qualität von Ärzten und Mitarbeitern in der Pflege.
Auskunft gibt die Statistik darüber, dass die Zahl der Ärzte seit 1991 um 25 Prozent gestiegen, die Zahl der Mitarbeiter im nichtärztlichen Dienst um 15 Prozent gesunken ist. Da mit mehr Patienten in Zukunft gerechnet wird, kann die Schlussfolgerung wahrscheinlich nur lauten: es werden mehr Ärzte gebraucht, möglicherweise auch mehr Pflegekräfte.
Keine Auskunft vermittelt die Statistik, ob das Klinikpersonal schon jetzt am Limit arbeitet. Aufschluss darüber könnten Überstunden oder auch Wartezeiten geben. Wie viele Betten jedoch von Patienten erwärmt werden, ist ein völlig ungeeigneter Indikator.
Lesen Sie dazu auch: Verweildauer in Kliniken erreicht Tiefstand Ärztinnen schaffen es nur selten bis an die Klinikspitze