Experten loben und tadeln nationale Krebsversorgung

BERLIN(hom). Die Deutsche Krebsgesellschaft (DKG) hat die Einrichtung eines nationalen Krebsregisters begrüßt, sieht aber weiterhin großen Handlungsbedarf in der Früherkennung und Behandlung von Krebspatienten.

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"Erst mit den Daten aus den Krebsregistern lässt sich die Wirksamkeit von präventiven und therapeutischen Maßnahmen realistisch einschätzen", erklärte der Generalsekretär der Gesellschaft, Dr. Johannes Bruns, am Dienstag in Berlin. Ohne diese Informationen würden Patienten und Budgets "unnötig belastet"

Der Bundestag hatte vor kurzem im Zuge der Föderalismusreform II die Einrichtung eines Zentrums für Krebsregisterdaten am Robert Koch-Institut (RKI) in Berlin beschlossen. Dort werden die Daten aus den Ländern gesammelt und ausgewertet.

Nach Angaben der DKG erkranken in Deutschland jedes Jahr mehr als 436 000 Menschen neu an Krebs, etwa 210 000 Menschen sterben daran.

Professor Matthias Beckmann, Vorstandsmitglied der DKG und Direktor der Frauenklinik am Universitätsklinikum in Erlangen, wies daraufhin, dass die Wahrscheinlichkeit, an Krebs zu erkranken, mit dem Lebensalter steige. "Der Segen einer höheren Lebenserwartung erhöht die Last an Krebsneuerkrankungen", so Beckmann. Die Zahl der Krebsneuerkrankungen werde sich in Deutschland bis zum Jahr 2050 verdoppeln.

Als "desaströs" stufte Beckmann die geringe Zahl von Bundesbürgern ein, die an Untersuchungen zur Früherkennung teilnehmen. "Die Rate ist bei jungen Frauen gut, bei älteren Frauen schlecht und bei Männern miserabel", sagte Beckmann.

In Sachen Leitlinien stehe Deutschland im Bereich der onkologischen Versorgung "sehr gut da". Problematisch sei allerdings der extrem hohe Aufwand an Dokumentation, der betrieben werden müsse. Bis zu fünf verschiedene Dokumentationen für eine einzige Krebspatientin seien keine Seltenheit, sondern die Regel in Deutschland. "Damit ist dann ein hochqualifizierter Arzt beschäftigt - das nenne ich Ressourcenverschwendung", so Beckmann.

DKG-Generalsekretär Bruns sagte, die Behandlung von Krebserkrankungen müsse in spezialisierten und zertifizierten onkologischen Zentren erfolgen. "Wir wollen, dass Krebspatienten dort behandelt werden." Leider habe man sich im Rahmen des Nationalen Krebsplans, den Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) am 23. Juni in Berlin vorstellen will, nicht auf eine solche Maßnahme verständigen können. "Das ist ein Steinbruch", sagte Bruns. Die Zentrenlösung sei auch aus wirtschaftlichen Gründen sinnvoller. Jedenfalls komme es einer Mittelverschwendung gleich, wenn in einer Klinik zwei, drei Krebspatienten im Jahr behandelt würden. "Solche Liebhaber-Operationen sollte man lassen."

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Kommentare
Dr. Nabil Deeb 11.06.200916:47 Uhr

Analog der Verwendung von Integrin-hemmenden Verbindungen bei der Herstellung der antiinflammatorischen Medikamente, könnten Monoklonale Antikörper gegen Integrine ein neuer Ansatz für eine medikamentöse Therapie sein.!!!



Nabil DEEB
Arzt – Physician – Doctor
PMI-Ärzteverein e.V.

Analog der Verwendung von Integrin-hemmenden Verbindungen bei der Herstellung der antiinflammatorischen Medikamente, könnten Monoklonale Antikörper gegen Integrine ein neuer Ansatz für eine medikamentöse Therapie sein, die bei Krebserkrankungen eine Metastasenbildung verhindern könnte !!!.
Integrine sind Eiweißmoleküle, die in allen tierischen Zellen mit Ausnahme der roten Blutkörperchen vorkommen. Sie sind dauerhaft in der Zellmembran verankert und durchqueren die Zellmembran. Sie zählen damit zu den Transmembranproteinen .
Integrine verbinden Zellen mit anderen Zellen sowie mit der Außenwelt. Weiterhin sind sie für die Signalübermittlung zwischen Zellen und der Außenwelt bedeutsam. Man bezeichnet sie auch als Adhäsionsmoleküle. Mindestens drei weitere Proteine spielen bei der Zell-Zell- und Zell-Matrix-Interaktion bzw. - kommunikation eine wichtige Rolle – die Cadherine, CAMs (Zelladhäsionsmoleküle) und Selectine.
Der äußere, d.h. extrazelluläre, Anteil (Proteindomäne) dieser Transmembranproteine hat Bindungsstellen mit dem «RGD»-Erkennungsmerkmal (Arg-Gly-Asp) (RGD-Sequenz) wie Fibronektin (bei Fibroblasten), oder «Nicht-RGD-Proteine» wie interzelluläre Adhäsionsmoleküle (ICAMs), Kollagene und Laminin (bei Epithelzellen).
Integrine sind Glykoproteine. Von Aufbau her sind sie Heterodimere, bestehen also aus zwei miteinander verbundenen Glykoprotein-Ketten. Beim Menschen lassen sich aus den bisher bekannten 18 alpha- und 8 beta-Untereinheiten 24 verschiedene Integrine aufbauen; in anderen Studien wird von 19 alpha- und 8 beta-Untereinheiten ausgegangen, welche 25 Integrin-Heterodimere bilden.
Integrine spielen eine wichtige Rolle bei vielen Prozessen innerhalb des Körpers. Sie können z.B. Viren binden, die gerichtete Wanderung von weißen Blutzellen in Entzündungsherde ermöglichen oder bestimmte Schritte der Blutgerinnung vermitteln.
Die Veränderung der Bindung zwischen Integrinen und an sie bindende Moleküle ist heute zu einem wichtigen Ziel der Entwicklung neuer Arzneistoffe geworden. Anwendungsmöglichkeiten bestehen u.a.. bei entzündlichen Erkrankungen oder in der Onkologie. Natalizumab, ein Hemmer der Bindung zwischen dem auf weißen Blutzellen vorkommenden Integrin a4ß1 (VLA4 = engl. «very late antigen 4») mit VCAM-1 (engl. «vascular cell adhesion molecule 1») und Fibronektin, wurde bereits als Arzneimittel zur Behandlung der schubförmig verlaufenden multiplen Sklerose zugelassen.

Was ist Integrin-Inhibition?

Menschliche und tierische Zellen tragen, um miteinander und mit der Umgebung in Austausch treten zu können, Integrine in ihrer Zellmembran. Verlieren diese fest verankerten transmembranösen Eiweissmoleküle ihre Funktion, so können die Zellen (u.a.) nicht mehr anhaften oder Zellverbände bilden. Durch den Integrin-Inhibitor werden die Tumorzellen am Anhaften im Zellverband gehindert, die Zellen sind weniger beweglich und infiltrativ und sterben schließlich ab.

Die Monoklonale Antikörper gegen Integrin sind bereits im Ansatz für eine antiinflammatorische Therapie anwendbar, wobei die Pathophysiologie und Pharmokintik angemessen geklärt sind . ( s. hier unten folgendes).:-

Die Verwendung Integrin-hemmender Verbindungen bei der Herstellung der antiinflammatorischen Medikamente :-
Eine antiinflammatorische Antwort ist eine Antwort auf eine Infektion oder eine Gewebeschädigung und ist so gestaltet, dass eindringende Mikroorganismen lokalisiert und die Ausbreitung der Infektion angehalten werden kann. Während der Entzündung werden Blutgefäße im Gebiet der Erzündung erweitert, was es einer erhöhten Anzahl von phagozytierenden Blutzellen erlaubt, das betroffene Gebiet zu erreichen. Darüber hinaus sind inflammatorische Antw

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