Bremen

Zahl der Rettungsfahrten wächst rasant

Einen jährlichen Zuwachs von etwa 6000 Einsätzen der Rettungswagen verzeichnet die Bremer Feuerwehr. Nicht selten müssen die Rettungskräfte wegen Lappalien ausrücken.

Christian BenekerVon Christian Beneker Veröffentlicht:

BREMEN. Die Rettungswagen in Bremen müssen immer häufiger ausrücken. "Wir haben in den letzten Jahren einen jährlichen Zuwachs von rund 6000 Fahrten", sagte ein Sprecher der Bremer Feuerwehr der "Ärzte Zeitung". Im Jahr 2015 zählte die Feuerwehr rund 73.000 Einsätze. Dabei arbeiten an der Weser bereits drei private Dienste mit, die nur für Krankentransporte zuständig sind und die Feuerwehr entlasten sollten.

Die Belastung führt unter anderem dazu, dass die gesetzlich festgelegte zehn-Minuten-Frist zwischen Alarm und Ankunft des RTW am Einsatzort in Bremen nur in 87 Prozent aller Fälle eingehalten werden kann. Vorgeschrieben sind 95 Prozent. Auch das Personal leide unter dem ständig wachsenden Arbeitsdruck.

Die Krankmeldungen unter den Rettungskräften hätten sich in den zurückliegenden fünf Jahren verdoppelt. Der Krankenstand sei von rund vier Prozent im Jahr 2011 auf derzeit mehr als sieben Prozent gestiegen, hieß es. Die Gründe für den Anstieg der Einsatzzahlen sind unterschiedlich. Offenbar werden die RTW immer häufiger wegen Lappalien alarmiert.

"Wir sind schon wegen Kopfschmerzen am späten Samstagabend ausgerückt", sagte der Sprecher, "oder weil sich jemand beim Kartoffelschälen in die Finger geschnitten hat." Viele Patienten bestünden dann darauf, auch mit kleineren Problemen ins Klinikum gebracht zu werden.

Gesundheitsbildung fehlt

Die Gefahr sei, dass der RTW dann wegen Kleinigkeiten im Einsatz sei, wenn er für tatsächliche Notfälle nicht einsatzfähig ist. "Hier muss die Gesundheitsbildung verbessert werden", sagte dazu Jörn Hons, Sprecher der AOK Bremen/ Bremerhaven.

 "Vielen Menschen ist das Know How für die Behandlung kleinerer Blessuren verloren gegangen, aber auch das Körpergefühl für die Frage: Wann bin ich richtig krank und brauche Hilfe und wann habe ich nur ein kleines Problem."

Umgang mit 112 nicht gelernt

Auch Migranten wählen offenbar häufiger bei Kleinigkeiten die "112" und halten so die RTW auf Trab. "Viele Migranten wissen es einfach nicht, dass der RTW nur für Notfälle gedacht ist. "Wir sind weltweit das einzige Land mit doppelter Facharztschiene. Migranten kennen unser System eben nicht aus ihren Heimatländern und lassen sich dann mit ihren gesundheitlichen Problemen direkt ins Krankenhaus fahren. Der Umgang mit der 112 wurde nicht gelernt."

Die Zunahme der Fahrten habe aber auch strukturelle Gründe, etwa den demographischen Wandel. So rücken die Wagen immer häufiger für alte Menschen aus, die zum Beispiel gestürzt sind, sagte der Feuerwehr-Sprecher. Auch die Zahl der Krankentransporte von einer Klinik in die andere nehmen an der Weser immer mehr zu, weil die einzelnen Krankenhäuser sich auf bestimmte Diagnosen spezialisiert haben, müssen die Patienten mit mehreren Erkrankungen von Haus zu Haus gefahren werden.

Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Vertreterversammlung

KV Nordrhein ruft Schiedsamt wegen Honorarvolumen 2026 an

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Pflegekräfte als Teil des Schmerzmanagements

© NanSan / stock.adobe [Symbolbild mit Fotomodellen]

Schmerzen erfassen, bewerten und behandeln

Pflegekräfte als Teil des Schmerzmanagements

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

5 Kriterien der Charité

ME/CFS-Diagnose: So gehen Sie in der Hausarztpraxis vor

Neuer Verschlüsselungsalgorithmus in der TI

gematik verlängert Frist für Austausch der E-Arztausweise

Lesetipps
Vier mittelalte Frauen laufen gemeinsam über eine Wiese und lachen.

© Monkey Business / stock.adobe.com

Wechseljahre

5 Mythen rund um die Perimenopause: Eine Gynäkologin klärt auf

Eine Frau hält sich den schmerzenden Nacken fest

© Kay Abrahams / peopleimages.com / stock.adobe.com

Neue Therapieoptionen

Fibromyalgie: Was bringen Apps, TENS und Cannabis?