Sachsen

Zoff zwischen Ärzten und Psychotherapeuten

Die Psychotherapeuten in der KV Sachsen werden grundsätzlich: Gespräche auf Augenhöhe seien die Ausnahme, monieren sie. Anlass für den Streit sind die unliebsamen Quotierungen.

Von Thomas Trappe Veröffentlicht:
Traurig: In Sachsen herrscht Streit in der VV.

Traurig: In Sachsen herrscht Streit in der VV.

© Stephan Drescher / iStockphoto

DRESDEN. Harmonie zwischen Haus- und Fachärzten, zwischen Ärzten und Psychotherapeuten - das ist ein vielbeschworener Wert in der sächsischen KV-Vertreterversammlung.

Deren Vorsitzender Dr. Stefan Windau betont immer wieder die Relevanz psychotherapeutischer Leistungen und die Gleichberechtigung der Therapeuten in der KV.

Bei der jüngsten Vertreterversammlung in Dresden musste Windau nun als Schlichter auftreten; Psychotherapeuten gerieten mit den Ärzten aneinander. Ob der Streit sich beilegen lässt, scheint derzeit fraglich.

Eigentlich schien mit der Ausbudgetierung der Psychotherapeuten ein Konfliktfeld beseitigt: Fortan müssen Fachärzte nicht mehr die wachsende Zahl der Psychotherapien schultern.

Für Sachsen gilt das umso mehr, da hier in den vergangenen Jahren die Zahl der Therapien überdurchschnittlich anstieg. Die KV wurde in einen Schiedsamtsspruch dafür sogar extra entschädigt: Um knapp 17 Millionen Euro wurde die morbiditätsorientierte Gesamtvergütung (MGV) erhöht, um so die speziellen sächsischen Ungleichgewichte nach der Bereinigung des MGV auszugleichen.

Der nun in der KV schwelende Streit dreht sich allerdings um jenen kleinen Teil der psychotherapeutischen Restleistungen, der noch im Facharzttopf verblieben ist. Der neue sächsische HVM sieht vor, dass diese analog den Leistungen wie bei Ärzten ohne RLV vergütet werden, also quotiert bei einer Mindestquote von 50 Prozent.

Antrag soll mit Zahlen unterfüttert werden

Dipl.-Psych. Angela Gröber stellte den Antrag, diese Quotierung bei den Psychotherapeuten nicht anzuwenden, auch deshalb, weil eine "nennenswerte Mengenausweitung nicht zu erwarten ist". Es gehe ihr darum, "auf Augenhöhe zu diskutieren", wie sie erklärte.

Sie begründete den Antrag auf Ausnahme von der Quotierung damit, dass die Fachärzte nach der MGV-Erhöhung Plus machen und es daher nicht zu rechtfertigen sei, dass den Therapeuten im Gegenzug Geld genommen werde.

Der Antrag stieß bei den Ärzten in der Versammlung auf Skepsis, später auf teils wütende Ablehnung. Als "Polemik" bezeichnete ein Zwischenrufer den Antrag, ein anderer beklagte "schlechten Stil". Sauer stieß auf, dass der Antrag nur auf eine Aufhebung der Quotierung bei Therapeuten, nicht aber bei Ärzten zielte.

Der "Ärzte Zeitung" erklärte Gröber, dass die Feindseligkeit in der Vertreterversammlung darauf zurückzuführen sei, "dass wir Psychotherapeuten ausnahmsweise einmal länger das Wort ergriffen haben" - die sonst übliche "formale Freundlichkeit" seitens der Ärzte-Vertreter sei damit passé gewesen.

Die Frustration teilten auch die drei anderen Vertreter der Therapeuten in der Versammlung. Sie stimmten geschlossen und als einzige gegen den neuen HVM.

Der Antrag selbst kam nicht zur Abstimmung, Gröber wurde aufgefordert, ihn bei der nächsten VV mit Zahlen unterfüttert vorzulegen. Sie rechne nicht damit, "hier Stimmen zu holen", sagte sie. Stefan Windau versuchte, erneut zu schlichten. "Wir wollen keine Gräben aufreißen, sondern Brücken bauen."

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