Selbstverwaltung

Westfalen-KV sieht in der KBV Fehlkonstrukt

Die vom Gesetzgeber gewollte Professionalisierung der KBV scheint gründlich missraten.

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DORTMUND. Die Neuaufstellung der KBV muss mit einer Stärkung ehrenamtlich tätiger Ärzte einhergehen. Das war die einhellige Meinung bei der Vertreterversammlung der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) in Dortmund. Die künftigen Strukturen in der KBV sind Thema einer Klausur ihrer Vertreterversammlung am 28. und 29. April.

"Wir haben das Gefühl, dass die ehrenamtlichen Vertreter nicht mehr wahrgenommen werden", sagte Dr. Volker Schrage, der Vorsitzende der KVWL-VV. Das Thema stehe auch in den KVen Rheinland-Pfalz und Bayern auf der Tagesordnung, sagte er.

Die Organisationsreform in der KBV muss mit personellen Änderungen einhergehen, findet Schrage. Er warf dem Vorsitzenden der KBV-VV Jochen Weidhaas und seinem Stellvertreter Dr. Stefan Windau eine mangelhafte Amtsführung vor und forderte zum Rücktritt auf. "Geben Sie den Weg frei für eine Neustrukturierung der KBV-VV und eine bessere Akzeptanz der Ehrenamtler."

Aktuelle Dissoziation überwinden

Es gehe weniger um Personen als um Strukturen, sagte der Vorsitzende des Hartmannbundes Dr. Klaus Reinhardt. Seit der Professionalisierung der KVen gebe es eine Dissoziation zwischen Haupt- und Ehrenamt. "Die gilt es zu überwinden", forderte Reinhardt.

Verantwortlich für die Zusammensetzung der KBV-VV mit 34 hauptamtlichen und 20 ehrenamtlichen Funktionären sei der Gesetzgeber, betonte Dr. Horst Feyerabend, ehrenamtliches Mitglied in dem Gremium. "Das ist von vornherein falsch gewesen." Verschärft werde dies durch Lagerbildung und Konflikte zwischen Haus- und Facharztfunktionären. "Wir können diese Strukturen nicht weiterschleppen, weil sie die Arbeit lähmen", betonte Feyerabend. Der Gesetzgeber müsse von notwendigen Änderungen überzeugt werden.

Kein Konsens über neue Struktur

Das ehrenamtliche Element der Selbstverwaltung dürfe an der KBV-Spitze nicht verloren gehen, bestätigte der KVWL-Vorsitzende Dr. Wolfgang-Axel Dryden. Gleichzeitig sei es richtig und wichtig, dass hauptamtliche KV-Vorstände, die finanziell in der Haftung stehen, das operative Geschäft der KBV begleiten, steuern und überwachen. "Die Ehrenamtler haben eine andere Rolle."Dryden macht sich für ein "Zwei-Kammer-System" in der KBV stark: eine Versammlung der ehrenamtlichen Delegierten und ein zweites Gremium mit den KV-Vorständen, vergleichbar dem früheren Länderausschuss.

Das sieht der Psychotherapeut Gebhard Henschel, selbst Mitglied der KBV-Vertreterversammlung, völlig anders: "In einem Mischkonstrukt werden die Ehrenamtler nie eine Chance haben", sagte er. "Mit einem Zwei-Kammer-System würden wir uns als Ehrenamtler noch weiter vom operativen Geschäft entfernen." (iss)

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