Kommentar
Deutsches System als Vorbild?
Wer die Diskussionen über die Priorisierung und Rationierung auf dem diesjährigen Ärztetag verfolgt hat, mag es kaum glauben: Deutschland hat immer noch eines der patientenfreundlichsten Gesundheitssysteme Europas.
Bei einem Vergleich landete Deutschland immerhin auf Platz zwei hinter Dänemark und vor 29 anderen Staaten. Gründe seien vor allem die Möglichkeit, frei zwischen Leistungserbringern und Kostenträgern wählen zu können und die vergleichsweise geringen Wartezeiten, so die Autoren der Studie. Abzüge gab es für das Fehlen eines Patientenschutzgesetzes.
Doch wie aussagekräftig ist ein solches Ranking? Die auf dem Ärztetag aufgeworfenen Fragen zeigen, dass der Teufel im Detail steckt. Denn eine gesundheitliche Versorgung, bei der Behinderte, sozial Schwache und Pflegebedürftige zu den Verlierern gehören, kann nicht wirklich als patientenfreundlich gelten.
Auch ist zweifelhaft, ob ein Patientenschutzgesetz Patienten die Macht verleihen kann, die sich die Autoren des Rankings erhoffen. Der Ärztetag hat jedenfalls klug entschieden, ein solches Gesetz weiter abzulehnen, da es nicht die für die Defizite in der Versorgung verantwortlichen Politiker in die Haftung nehmen würde, sondern die Ärzte.
Lesen Sie dazu auch: Gute Noten für Patientenfreundlichkeit