Beschneidung

Peres bittet Gauck um Hilfe

JERUSALEM/TEL AVIV (dpa). Der israelische Präsident Schimon Peres hat Bundespräsident Joachim Gauck gebeten, sich für das Recht auf Beschneidungen aus religiösen Gründen einzusetzen. Der Holocaust-Überlebende und frühere aschkenasische Oberrabiner Israels, Israel Meir Lau (75), hat mit Bitterkeit auf die Beschneidungsdebatte in Deutschland reagiert.

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Präsident Schimon Peres bittet den Bundespräsidenten Joachim Gauck um Hilfe beim Thema Beschneidung in Deutschland.

Präsident Schimon Peres bittet den Bundespräsidenten Joachim Gauck um Hilfe beim Thema Beschneidung in Deutschland.

© Andrew Gombert / dpa

Peres schrieb an Gauck: "Die Brit Milah (Beschneidung) ist ein jüdisches Ritual, das seit Tausenden von Jahren zentral für die jüdische Identität ist und einen Juden ausmacht", schrieb Peres einer Mitteilung seines Büros vom 23. August zufolge in einem Brief an Gauck.

Peres betonte zugleich, dass die Reaktion der deutschen Regierung und des Parlaments ein gutes Zeichen dafür seien, dass eine gesetzgeberische Lösung für das Recht auf Beschneidung gefunden werde. "Ich bin deshalb zuversichtlich, Herr Bundespräsident, dass Deutschland gemäß seiner Grundwerte daran festhalten wird, dass Juden ihre religiösen Traditionen in Freiheit bewahren können", schrieb Peres.

Zuvor hatte schon der israelische Innenminister, Eli Jischai, Bundeskanzlerin Angela Merkel aufgefordert, sich für das Recht auf Beschneidungen einzusetzen. Der Vorsitzende der strengreligiösen Schas-Partei reagierte damit auf eine weitere Strafanzeige in Deutschland wegen Körperverletzung gegen einen Rabbiner, der eine kleinen Jungen beschnitten hatte.

Bittere Reaktion in Israel auf deutsche Beschneidungsdebatte

Der Holocaust-Überlebende und frühere aschkenasische Oberrabiner Israels, Israel Meir Lau (75), hat einem Zeitungsbericht zufolge mit Bitterkeit auf die Beschneidungsdebatte in Deutschland reagiert. "Es ist eine überraschende Tatsache, dass Stimmen in Deutschland ihre Empfindsamkeit für das Weinen eines Babys entdecken. (...) Ich habe diese Erfahrung in meiner Kindheit nicht gemacht", sagte Lau einem Bericht der Zeitung "Jediot Achronot" zufolge am 23. August dem Radiosender "Kol Chai".

Lau wurde 1937 in Polen geboren. Er und ein Bruder überlebten den Holocaust als einzige ihrer Familie im Konzentrationslager Buchenwald. "Das Leben eines jüdischen Kindes war den Deutschen damals gleichgültig", sagte er der Zeitung zufolge.

"Wir brauchen keine Lizenz (der Deutschen), um wie Juden zu leben. Wenn das der Stand der Dinge ist, haben wir keinen Grund, dort zu leben. Vielleicht hat es ja etwas Gutes und die Juden, die noch dort sind, verstehen, dass sie dort nicht hingehören."

Weder der Radiosender noch Lau waren zunächst für eine Stellungnahme zu erreichen.

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