Schleswig-Holstein

Flüchtlingsambulanz soll schließen

Die Flüchtlingsambulanz in Neumünster galt als Vorzeigeprojekt. Nun jedoch soll diese drastisch verkleinert werden und möglicherweise sogar ganz schließen. Was steckt dahinter?

Dirk SchnackVon Dirk Schnack Veröffentlicht:

NEUMÜNSTER. Die bundesweit einmalige Flüchtlingsambulanz am Friedrich-Ebert-Krankenhaus (FEK) in Neumünster wird verkleinert und muss im kommenden Jahr voraussichtlich ganz schließen. Das Land Schleswig-Holstein will die Personalkosten wegen rückläufiger Flüchtlingszahlen nicht länger tragen.

Betroffen sind neben Pflegekräften auch vier syrische Ärzte, die in der Einheit Integrierende Versorgung (EIV) Patienten behandeln. Innerhalb eines Jahres waren nach FEK-Angaben rund 1200 Flüchtlinge in die EIV gekommen, bei zuletzt rückläufiger Tendenz.

Integriert in Notaufnahme

Nun stehen Umstrukturierungen an: Ende Oktober laufen Zeitverträge mit Pflegekräften aus und die EIV räumt die von ihren Mitarbeitern genutzten Behandlungszimmer im FEK.

Die verbleibenden, vom Land bezahlten Mitarbeiter sollen im November in das Team der Notaufnahme integriert werden, wo dann auch die Flüchtlinge behandelt werden sollen. Die Finanzierungszusage des Landes für diese Mitarbeiter gilt aber nur noch bis Ende Februar 2017.

Wie es danach weitergeht, weiß derzeit niemand. Grund für die Unsicherheit ist die stark schwankende Zahl an Flüchtlingen in der benachbarten Erstaufnahmeeinrichtung des Landes.

Dort waren zu Spitzenzeiten bis zu 6000 Menschen untergebracht, die nach den Sprechzeiten ihres medizinischen Dienstes in der Notaufnahme des Krankenhauses Unterstützung suchten und zeitweise dort die normale Notfallversorgung komplett lahm legten.

Zahl nur noch dreistellig

Diese Situation wurde seinerzeit unbürokratisch und schnell mit der Einrichtung der EIV entschärft. Das Modell galt bundesweit als vorbildlich, weil es die Notaufnahme entlastete, geflüchteten Ärzten eine Arbeit in ihrem Beruf verschaffte und diesen ein schnellerer Zugang zu den Patienten möglich war als deutschen Kollegen.

Inzwischen ist die Zahl der Flüchtlinge in der Erstaufnahmeeinrichtung nur noch dreistellig, entsprechend geringer ist die Nachfrage nach medizinischen Leistungen.

FEK-Chef Alfred von Dollen will trotzdem vor allem die vier syrischen Ärzte, deren Approbation in Deutschland noch nicht anerkannt ist, halten. Derzeit befindet sich das FEK hierzu in Gesprächen mit dem Kieler Gesundheitsministerium. Für die Finanzierung der EIV ist das Innenministerium zuständig, das auf Anfrage keine Stellungnahme abgab.

Ihr Newsletter zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Glasglobus und Stethoskop, eingebettet in grünes Laub, als Symbol für Umweltgesundheit und ökologisch-medizinisches Bewusstsein

© AspctStyle / Generiert mit KI / stock.adobe.com

Klimawandel und Gesundheitswesen

Klimaschutz und Gesundheit: Herausforderungen und Lösungen

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein MRT verbraucht viel Energie, auch die Datenspeicherung ist energieintensiv.

© Marijan Murat / dpa / picture alliance

Klimawandel und Gesundheitswesen

Forderungen nach Verhaltensänderungen und Verhältnisprävention

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

© Frankfurter Forum für gesellschafts- und gesundheitspolitische Grundsatzfragen e. V.

Das Frankfurter Forum stellt sich vor

Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Dr. med. Gerhard M. Sontheimer (ANregiomed, Region Ansbach) und Holger Baumann (Kliniken der Stadt Köln, v.l.) haben in der Praxis gute Erfahrungen mit Systempartnerschaften gemacht.

© Philips

Mehr Spielraum für moderne Prozesse in der Klinik

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Philips GmbH Market DACH, Hamburg
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Steigende Prävalenz

Kindliche Rückenschmerzen: Eine neue Volkskrankheit?

Lesetipps