Weniger Bürokratie
Thüringen will DMP befreien
Rückforderungen von den Krankenkassen aus DMP-Verträgen haben bei den Ärzten in Thüringen für Unmut gesorgt. Jetzt ist Linderung in Sicht - mit weniger Bürokratie.
WEIMAR. Die DMP-Verträge in Thüringen sollen von Bürokratie entschlackt werden. Darauf haben sich KV und Krankenkassen in einem Eckpunktepapier geeinigt.
Hintergrund ist ein Streit über massenhafte Rückforderungen, die in den vergangenen Monaten wegen sachlich-rechnerischer Berichtigungen erhoben wurden. Grund sind laut KV abgerechnete Pauschalen für Qualitätsziele, die nicht erreicht wurden.
"Es hat sich herausgestellt, dass zwar ein Teil der bis zu fünfstelligen Beträge pro Praxis auf tatsächlichen Fehlern der Ärzte beruhte. Teilweise existieren aber auch Vertragsregeln, die medizinisch gar keinen Sinn ergeben", sagt KV-Vize Thomas Schröter.
Die Krankenkassen hätten beispielsweise Dokumentationen nur deshalb nicht berücksichtigt, weil sie nicht im gleichen Quartal wie die Abrechnung der Qualitätszielpauschale eingingen.
Weitere Rückforderungen möglich
Oder es wurde die Vergütung durchgeführter Kontrollen gestrichen, wenn diese gleich beim Erstkontakt und nicht wie gefordert auf Folgedokumentationen vermerkt waren.
Die KV habe bisher jedoch keine Möglichkeit, die Rückforderungen zu prüfen, da die DMP-Abrechnungen direkt bei den Kassen verarbeitet werden - dadurch würden die Ärzte oft erst mit ein bis zwei Jahren Verspätung von den möglichen Fehlern und Rückforderungen erfahren.
"Um diesen unhaltbaren Zustand zu beenden, führen wir gegenwärtig Verhandlungen zur Änderung der DMP-Verträge", erklärte Schröter. Man habe sich beispielsweise auf den Abbau von Bürokratie und ein schnelleres Feedback für die Ärzte verständigt.
Die Kassen wünschen sich außerdem eine Weiterentwicklung der DMP-Ziele von Struktur- hin zu mehr Ergebnisqualität. Wegen der zähen Verhandlungen sei mit Vertragsanpassungen erst zum Jahresende zu rechnen.
Auch für 2012 und 2013 sei mit weiteren Rückforderungen zu rechnen, so Schröter. Die KV halte trotzdem an DMP-Verträgen grundsätzlich fest, die wegen der hohen bürokratischen Komponenten umstritten sind, aber extrabudgetär vergütet werden. (rbü)