Bürgerversicherung:

Bremse für das Wachstum?

Die privaten Krankenversicherer versuchen, ihren Kampf gegen die Bürgerversicherung jetzt auch mit volkswirtschaftlichen Argumenten zu untermauern.

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KÖLN.Nach einer aktuellen Untersuchung des Wissenschaftlichen Instituts der PKV (WIP) hätte die Abschaffung der PKV in ihrer jetzigen Form nicht nur Folgen für das Krankenversicherungssystem, sondern auch für die Volkswirtschaft.

Der Grund: Die Kapitaldeckung mit der Bildung von Alterungsrückstellungen ermöglicht ein nicht unerhebliches Investitionsvolumen, das mit Umstellung auf die Umlagefinanzierung entfallen würde.

"Die positiven volkswirtschaftlichen Wirkungen eines Kapitaldeckungsverfahrens und damit auch die Bedeutung der Alterungsrückstellungen in der PKV werden vielmals unterschätzt", schreiben die Autoren Professor Bruno Schönfelder und Dr. Frank Wild. Schönfelder ist Inhaber des Lehrstuhls für Allgemeine Volkswirtschaftslehre an der Technischen Universität Bergakademie Freiberg, Wild Projektleiter beim WIP.

Ende 2012 beliefen sich die Alterungsrückstellungen in der privaten Kranken- und der Pflegepflichtversicherung (PPV) auf 180 Milliarden Euro.

Seit 2006 hätten sie regelmäßig um mehr als 10 Milliarden Euro im Jahr zugenommen, so das WIP. Damit hätten PKV und PPV im Jahr 2011 5,4 Prozent zum Nettosparvolumen Deutschlands beigetragen.

"Dies ist ein nicht zu unterschätzender Beitrag zum Wachstum der deutschen Volkswirtschaft und des deutschen Volksvermögens", betonten die Autoren.

Mehr statt weniger Kapitaldeckung benötigt

Sie heben die aus ihrer Sicht bestehende grundsätzliche Überlegenheit des Kapitaldeckungs- gegenüber dem Umlageverfahren hervor.

Ihre Argumente: Bis zur Beitragsbemessungsgrenze wirke die einkommensabhängige Beitragserhebung in der GKV wie eine proportionale Steuer auf das Arbeitseinkommen. "Eine solche führt zu Abgabewiderständen und Ausweichreaktionen, vor allem bei Personen mit höherem Einkommen."

Als Beispiele nennen Schönfelder und Wild die vermehrte Inanspruchnahme von Freizeit und eine tendenziell herabgesetzte Leistungsbereitschaft. Zudem breite sich die Schattenwirtschaft aus. Belege für diese Annahmen bleiben sie schuldig.

Die PKV mit dem Kapitaldeckungsverfahren ist nach ihren Ausführungen weniger anfällig für Konjunkturschwankungen.

Das Resümee der Untersuchung: Die Krankenversicherung brauche mehr statt weniger Kapitaldeckung, um die demografischen Herausforderungen zu bestehen, eine weiter wachsende Volkswirtschaft zu erreichen und den Staat durch höhere Steuereinnahmen zu entlasten.

"Vor der erhöhten Arbeitsproduktivität und den damit verbundenen höheren Löhnen, die durch vermehrte Kapitalbildung ermöglicht werden, profitiert schließlich die gesamte Gesellschaft und auch die umlagefinanzierte Sozialversicherung." (iss)

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