Falls Beitragssenkungen kommen

Ökonomen befürchten regen Kassenwechsel

Gesundheitsökonome warnen vor einer "Todesspirale" für Krankenkassen, sollte Bundesgesundheitsminister Spahn ernst machen und die Kassen mit hohen Reserven zu Beitragssenkungen zwingen.

Veröffentlicht:
Die Mitgliederabwanderung von Kassen mit hohen Zusaztbeiträgen zu solchen mit niedrigeren könnte angeheizt werden.

Die Mitgliederabwanderung von Kassen mit hohen Zusaztbeiträgen zu solchen mit niedrigeren könnte angeheizt werden.

©  Maurizio Gambarini / dpa

BERLIN. Führende Experten warnen Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) davor, durchzusetzen, dass die Zusatzbeiträge reicher Krankenkassen gesenkt werden.

Spahn hat angekündigt, Kassen mit hohen Finanzreserven zu verpflichten, diese abzubauen – etwa durch Senkung des Zusatzbeitrags. Daraus ergebe sich ein Entlastungsvolumen von rund vier Milliarden Euro.

Mitgliederwanderung befürchtet

Erzwungene Senkungen könnten die Mitgliederwanderung von Kassen mit hohen Zusatzbeiträgen zu solchen mit niedrigeren beschleunigen, erklärte der Duisburger Gesundheitsökonom und Regierungsberater Jürgen Wasem in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Montag).

Die von der Abwanderung betroffenen Kassen "müssen ihre Zusatzbeiträge weiter erhöhen, was eine "Todesspirale" in Gang setzen könne.

Wasem empfahl stattdessen eine schnelle Reform des Finanzierungssystems. Die sei zwar von Spahn angekündigt, komme allerdings nicht schnell genug.

"Wenn man an dem Zeitplan festhalten will, braucht man eine Übergangsregelung, die Krankenkassen mit sehr schlechter finanzieller Situation hilft, damit sie nicht unter dem Druck zahlreicher Abwanderungen kollabieren", erläuterte er.

"Geld an den Fonds zurückzahlen"

Auch der Vizevorsitzende des vom Ministerium berufenen Sachverständigenrats Gesundheit, Eberhard Wille, spricht sich für eine Reform des Finanzausgleichs der Kassen aus. Er befürchtet wie Wasem, dass erzwungene Senkungen "fatale Nebenwirkungen" auf Kassen hätten, denen es wirtschaftlicher schlechter gehe.

Einen neuen Vorschlag bringt der Kieler Ökonom Thomas Drabinski gegenüber der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" ein. Anstatt die Rückzahlungen an die Versicherten zu leisten, sollte das Geld zurück in den Gesundheitsfonds fließen.

Der Bayreuther Gesundheitsökonom Volker Ulrich sagte, dass das Geld aus den Rücklagen "im kommenden Jahr dringend gebraucht werden dürfte, um die Kosten für die Verbesserungen in der Pflege und auch bei der Versorgung im ländlichen Raum zu finanzieren." (dpa/ths)

Jetzt abonnieren
Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Gesundheitsreport der AOK Rheinland-Hamburg

Defizite beim Zusammenwirken von Haus- und Fachärzten

Lesetipps
Perianale Herpesinfektion: Bietet sich da eine Impfung an?

© Porträt: BVKJ | Spritze: Fiede

Sie fragen – Experten antworten

Perianale Herpesinfektion: Bietet sich da eine Impfung an?

Kein Weg zurück? Für die Atemwegsobstruktion bei COPD gilt dies seit einiger Zeit – laut GOLD-COPD-Definition – nicht mehr.

© Oliver Boehmer / bluedesign / stock.adobe.com

Lungenerkrankung

COPD: Irreversibilität nicht akzeptiert!

Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung