Forderungen

Barmers Wunschliste vor der bayerischen Landtagswahl

Mit Blick auf die Landtagswahl in Bayern stellt die Barmer Forderungen an die Politik. Ziel ist eine integrierte Gesundheitsversorgung in regionalen Verbünden.

Von Christina Bauer Veröffentlicht:
Die Landtagsabgeordneten Ulrich Leiner (Grüne), Ruth Waldmann (SPD) und Bernhard Seidenath (CSU) diskutierten mit der Barmer über die Gesundheitsversorgung.

Die Landtagsabgeordneten Ulrich Leiner (Grüne), Ruth Waldmann (SPD) und Bernhard Seidenath (CSU) diskutierten mit der Barmer über die Gesundheitsversorgung.

© Christina Bauer

MÜNCHEN. Die Barmer Ersatzkasse in Bayern möchte das Gesundheitssystem im Bundesland mehr vernetzt und vereinheitlicht wissen.

Vor der Landtagswahl am 14. Oktober forderte Landes-Geschäftsführerin Dr. Claudia Wöhler die Politik zum Handeln auf. "Es geht uns nicht um ein Mehr an Versorgung, sondern um mehr Passgenauigkeit", so Wöhler.

Vor allem müsse das Gesundheitssystem nun rasch in Richtung einer integrativen Versorgung umgebaut werden.

Das müsse bei einer gemeinsamen Bedarfsplanung beginnen, für die ein eigenes Gremium einzurichten sei. Für die Umsetzung sollten Regionalverbünde gebildet werden, in denen alle Akteure im Bereich Gesundheit kooperieren. So könnten Bedarfe vor Ort berücksichtigt werden.

Daher befürworte die Barmer auch das in Bayern seit einigen Jahren implementierte Förderkonzept "Gesundheitsregion Plus". Honorare für gleiche Leistungen seien in den Sektoren anzugleichen. Mehr Kooperation sei zudem in der Notfallversorgung notwendig.

"Ein wichtiger Ansatzpunkt ist sicher die Zusammenführung der Notrufnummern", betonte Wöhler. Die 112 und die 116.117 sollten bei denselben Leitstellen eintreffen. Dort könne direkt geklärt werden, wohin sich Patienten wenden sollten. Die auf Bundesebene diskutierte Notfallgebühr sei nicht sinnvoll.

Finanzierung an Qualität knüpfen

Für Krankenhäuser empfahl Wöhler "mehr Klasse statt Masse". Bayern habe mit 360 Kliniken eine sehr hohe Klinikdichte. Die Finanzierung solle konsequent an Qualität geknüpft werden, etwa an Mindestmengen und die Qualitätskriterien des GBA.

Bisher sei das zu wenig der Fall. Krankenkassen sollten zudem Qualitätsverträge mit Kliniken abschließen können. Die Investitionsquote für Bayerns Krankenhäuser liege bei fünf Prozent, der Bedarf aber bei acht bis zehn Prozent.

Wöhler schlug vor, statt wie bisher allein die Länder könnten Bund, Länder und Kassen die Kosten zu je einem Drittel gemeinsam übernehmen. Kliniken sollten nachweisen, dass sie die Mittel zweckgebunden einsetzen.

Ulrich Leiner, gesundheitspolitischer Sprecher der Grünen im Landtag, argumentierte, über Klinikstandorte dürfe nicht nur Wirtschaftlichkeit entscheiden. Versorgungsbedarfe seien vor allem auf dem Land zu beachten.

Es sei aber womöglich unnötig, in unmittelbarer Nähe zueinander zwei Kliniken zu fördern. Zudem seien noch andere Angebote sinnvoll: "Wir brauchen regionale Gesundheits- und Pflegezentren, und wenn es geht, brauchen wir diese in einer Hand."

Fachkräftemangel bekämpfen

Kritisch äußerte sich der Grünen-Abgeordnete zur ambulanten Bedarfsplanung der KV. Anders als bisher sollten Kommune und Land mitbestimmen können, wo Kassensitze benötigt würden.

Angesichts von Versorgungsdefiziten in nominell überversorgten Bereichen sei die Bedarfsplanung ingesamt zu überprüfen.

Bernhard Seidenath, Gesundheitspolitiker der CSU im Landtag, betonte den Personalaspekt der Versorgung. "Ich sehe die größten Handlungsmöglichkeiten bei der Bekämpfung des Fachkräftemangels", sagte Seidenath. Dabei müssten Ärzte gefördert werden, etwa durch Landarztquote und Landarztprämie.

Zugleich müssten Pflegekräfte, Physiotherapeuten, Ergotherapeuten und Logopäden Förderung erhalten. Unter anderem sei eine schulgeldfreie Physiotherapie-Ausbildung anzustreben.

Wöhler forderte, die Digitalisierung im Gesundheitswesen zu nutzen – allerdings mit einer zentralen Datenplattform, wie sie das BMG anstrebe. "Nur mit einheitlichen Prozessen ist es möglich, Qualität und effiziente Administration der Versorgung sicherzustellen", so Wöhler.

Leiner hob die Patientenorientierung hervor. "Der Patient muss bestimmen können, was in seiner Gesundheitsakte steht und wer darauf zugreifen kann", sagte der Grüne.

Regionale Unterschiede ausgleichen

Ruth Waldmann von der SPD betonte den enormen Einfluss sozialer Aspekte auf die Gesundheit. "Wir müssen diese Komponenten stärker mit einbeziehen", so die Politikerin.

Das gelte bereits für die Prävention, die besser koordiniert werden müsse. "Da müssen wir dringend umsteuern", resümierte Waldmann.

Insgesamt müsse die Versorgung sich mehr an veränderten Erwartungen von Patienten und Ärzten orientieren .Angesichts des neuen Gutachtens des Wissenschaftlichen Beirates zum Morbi-RSA riet Wöhler zu einer Versorgungsstrukturkomponente, die regionale Unterschiede ausgleiche.

Zudem sei für Schwerkranke ein eigener Hochrisikopool notwendig. Die Kassenaufsicht solle einheitlich werden, der Bund solle die Finanzaufsicht haben, die Länder die Aufsicht über Versorgungsverträge.

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