Wartelisten für Organe wachsen weltweit

BERLIN (hom). Anlässlich des fünften Welttags der Organspende am kommenden Sonntag hat die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) die Bundesbürger aufgerufen, dem Thema Organspende mehr Aufmerksamkeit zu schenken.

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Mangelware: 12 000 Menschen warten in Deutschland jährlich auf ein Spenderorgan. Doch die Zahl der Organe reicht bei weitem nicht aus.

Mangelware: 12 000 Menschen warten in Deutschland jährlich auf ein Spenderorgan. Doch die Zahl der Organe reicht bei weitem nicht aus.

© Foto: imago

"Jeder Bundesbürger sollte eine Entscheidung für die Organspende treffen und einen Organspendeausweis haben", sagte der Medizinische Vorstand der Stiftung, Professor Günter Kirste, am Mittwoch in Berlin. Weltweit würden die Wartelisten und würde damit die Aussichtslosigkeit vieler Patienten, ein passendes Spenderorgan zu bekommen, wachsen, sagte Kirste.

In der EU seien 2008 zwar insgesamt 27 809 Organe verpflanzt worden. Trotzdem würden immer noch rund 63 000 Patienten auf ein neues Herz, eine neue Niere oder eine neue Leber warten. Für viele Patienten ende die Wartezeit tödlich. "Pro Tag sterben in Europa etwa zwölf Menschen, weil für sie kein Transplantat gefunden wurde", so Kirste.

Mit 14,6 Spendern pro eine Million Einwohner befindet sich Deutschland laut DSO derzeit im weltweiten Vergleich im unteren Mittelfeld. Am meisten Organe werden in Spanien gespendet (34 Spender) gefolgt von Portugal (26,7) und den USA (26,3).

Der Ärztliche Direktor des Deutschen Herzzentrums Berlin, Professor Roland Hetzer, nannte den Mangel an Spenderorganen in Deutschland "eklatant". Besonders drastisch sei die Situation bei den Herzen. Mitte der 90er Jahre seien zwischen 500 und 600 Herztransplantationen vorgenommen worden. Seit Anfang 2008 bis heute seien nur noch rund 350 Herzen verpflanzt worden. "Dies ist eine betrübliche Situation, zumal die Zahl der Patienten, die für eine Herztransplantation vorgestellt werden, ständig steigt", sagte Hetzer.

Er sprach sich dafür aus, die mit dem Transplantationsgesetz eingeführte Zustimmungslösung, bei der sich ein Mensch zu Lebzeiten für eine Organspende entscheiden muss, in eine Widerspruchslösung umzuwandeln, bei der von einem grundsätzlichen Einverständnis zur Organspende ausgegangen wird - es sei denn, der Patient hat sich anders geäußert. Angehörige haben hierbei ein Vetorecht.

In den Ländern, in denen das Widerspruchsprinzip gelte - wie etwa Spanien oder Österreich - stünden drei Mal so viele Organe zur Verfügung wie in Deutschland. Eine Widerspruchslösung auch in Deutschland käme deshalb vor allem den schwerkranken Menschen zugute, die händeringend auf ein Implantat warten, betonte Hetzer.

Lesen Sie dazu auch: Wartelisten werden länger

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