Pflegekongress Berlin

Entlasten Pflegekräfte künftig Hausärzte?

"Advanced Nursing Practice" ist keine "Mini-Medizin" für Krankenschwestern: Beim Pflegekongress in Berlin wird ein Projekt vorgestellt.

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BERLIN. Wie kann die gesundheitliche Versorgung im ländlichen Raum verbessert werden? Eine Antwort möchte ein Projekt in der Westpfalz geben.

"Wir wollen das Aufgabenfeld der Pflegefachkräfte durch eine wissenschaftliche Qualifizierung erweitern und sie in die Lage versetzen, dass sie auch einen Teil der hausärztlichen Versorgung selbstständig übernehmen können", sagt Projektleiterin Dr. Doris Arnold von der Hochschule Ludwigshafen.

Die Pflegewissenschaftlerin stellt das Projekt "Gesundheit und Pflege - Advanced Nursing Practice in der Westpfalz" auf dem Kongress Pflege 2016 vor, der am 22. und 23. Januar in Berlin von Springer Medizin veranstaltet wird.

Advanced Nursing Practice (ANP) - das sei keine "Mini-Medizin" für Krankenschwestern, betont Dr. Arnold. Bei ANP handele es sich um ein international erfolgreiches Konzept, das sich in den angelsächsischen Ländern, Kanada, Skandinavien, den Niederlanden und der Schweiz bewährt hat.

"Diese Pflegeexpertinnen verfügen über umfassende Kompetenzen, die ihnen eine vertiefte und erweiterte Pflegepraxis ermöglichen", so Arnold.

So sind sie für die Entwicklung von klinischen Leitlinien und von Standards in ihrem Fachgebiet verantwortlich, heißt es in einem gemeinsamen Positionspapier deutschsprachiger Pflegeverbände.

Sie verfügen über die Fähigkeit, sowohl Pflegebedürftige als auch Pflegefachpersonen zu beraten und Veränderungsprozesse zu planen und zu steuern.

Projekt verfolgt zwei Ziele

Auch die Übernahme ärztlicher Aufgaben kann ANP beinhalten. Damit ist das Pfälzer Projekt eines der ersten in Deutschland, das ein Modellvorhaben nach Paragraf 63 Absatz 3c im SGB V plant.

Dieser Paragraf macht den Weg frei für Modellvorhaben, in denen bisher Ärzten vorbehaltene Tätigkeiten probeweise auf ausgebildete Kranken- und Altenpflegekräfte übertragen werden können.

Das Projekt, das vom Bundesforschungsministerium bis 2018 gefördert wird, verfolgt zwei Ziele: In einem ersten Schritt soll ein akademisches Bildungsangebot für Pflegekräfte entwickelt und in einem zweiten Schritt ein Modellvorhaben zur praktischen Umsetzung auf dem Land erarbeitet werden.

"Aufbauend auf einer Literaturanalyse zu Good-Practice-Modellen einer ANP befragen wir zunächst die regionalen Akteure, um den konkreten Bedarf und die Akzeptanz zu ermitteln", berichtet Projektleiterin Arnold.

Dazu gehören Pflegedienste, Hausärzte, Angehörige sowie Vertreter von Krankenkassen und Berufsverbänden. Erste Ergebnisse werden bis zum Kongress vorliegen, zu dem etwa 1500 Teilnehmer aus Pflege, Politik und Management erwartet werden. (an)

Weitere Informationen zum Kongress: Andrea Tauchert, Tel. 030/82787-5510, andrea.tauchert@springer.com, www.gesundheitskongresse.de

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