Niederlande

Konfliktthema Sterbehilfe

Der Streit um Sterbehilfe könnte in der neuen Regierungskoalition der Niederlande für großen Ärger sorgen.

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DEN HAAG. Rund sieben Monate nach der Parlamentswahl in den Niederlanden steht die neue Koalition. Zwei liberale und zwei christliche Parteien einigten sich auf den Koalitionsvertrag. Heikle Themen wie eine weitere Liberalisierung der Sterbehilfe wurden allerdings am Koalitionstisch ausgeklammert.

Nicht zu übersehen sind bei diesem Thema massive ideologische Unterschiede. So befürwortet die in den 60er-Jahren gegründete D66 das Recht auf Sterbehilfe und Abtreibung und setzt sich für die Rechte von Schwulen, Lesben, Bi- und Transsexuellenein. Außerdem tritt die D66 dafür ein, dass jeder Mensch – nicht nur Todkranke – Sterbehilfe in Anspruch nehmen kann.

Mit diesen Auffassungen steht die D66 in einem krassen Widerspruch zum Koalitionspartner Christliche Union (CU), die sich auf die Bibel beruft und Sterbehilfe, Schwangerschaftsabbrüche, Homosexualität ablehnt.

Das Thema Sterbehilfe ist in den Niederlanden ein politischer Dauerbrenner: Vier Prozent der Menschen, die dort im vergangenen Jahr gestorben sind, wurden legal im Rahmen des Sterbehilfegesetzes getötet. Das geht aus dem Bericht der staatlichen Kontrollkommission für das vergangene Jahr hervor.

Die 6091 gemeldeten Fälle bedeuten eine Steigerung um zehn Prozent im Vergleich zu 2015. 5856 Menschen (96 Prozent) wurden von Ärzten auf Verlangen getötet, 216 mal haben Ärzte Hilfe bei der Selbsttötung geleistet, in 19 Fällen habe es sich um eine "Kombination" beider Konstellationen gehandelt, heißt es in dem Bericht.

Weitere Konflikte in der neuen Koalition mit Blick auf die umstrittene Sterbehilfe scheinen programmiert.

Das neue Bündnis sollte am Dienstag (nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe der "Ärzte Zeitung") vom Parlament abgesegnet werden. Es verfügt über eine knappe Ein-Stimmen-Mehrheit. (fuh/fst)

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