"Wir erwarten eine lebhafte Diskussion"

Die Deutsche Gesellschaft für Urologie (DGU) hat mit ihrer Stellungnahme zu den Zuweiserprämien wochenlang Schlagzeilen gemacht. Ihr Präsident Professor Manfred Wirth erläutert, warum er diese Debatte für notwendig hält.

Veröffentlicht:

Professor Manfred Wirth: "Die Debatte hat gezeigt, dass die Zuweiserprämien von einer breiten Öffentlichkeit als Problem angesehen werden."

Ärzte Zeitung: Wieder einmal stehen Ärzte am Pranger - war das die Absicht der DGU?

Professor Manfred Wirth: Das war natürlich nicht die Absicht. Die Ärzte gehören überhaupt nicht an den Pranger gestellt für die Folgen, die der politisch gewollte Wettbewerb im Gesundheitswesen mit sich bringt. Wir hatten erwartet, dass es mehr gewürdigt wird, dass wir aus der Ärzteschaft heraus Transparenz und Aufklärung gefordert haben, um wieder einen Grundkonsens herzustellen. Teils wurde es ja auch gewürdigt.

Ärzte Zeitung: Haben Sie erwartet, dass die Debatte so heftig würde?

Wirth: Dass sie heftig wird, konnte man erwarten, aber wir haben mehr Sachlichkeit erhofft. Mit dieser Größenordnung haben wir allerdings nicht gerechnet. Dies ist auch den Äußerungen einiger zuzurechnen, die Öl ins Feuer gegossen haben.

Ärzte Zeitung: Hat sich die DGU damit Feinde gemacht?

Wirth: Es gab deutlich mehr positive als negative Reaktionen. Und sicherlich gibt es Personen, die finden, dass man das Problem nicht hätte aufgreifen sollen, weil sie meinen, dass es den Ärzten nicht gut tut. Das Thema Zuweiserprämien ist aber seit langer Zeit bekannt und wird auch in anderen fachärztlichen Verbänden diskutiert, zum Beispiel in der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie. Wir wissen auch, dass Krankenkassen Dossiers zu diesem Thema vorbereitet haben, um damit an die Öffentlichkeit zu gehen. Insgesamt glaube ich daher nicht, dass wir uns Feinde gemacht haben.

Ärzte Zeitung: Glauben Sie, dass die von der DGU beklagten Probleme nun beseitigt werden oder dass wenigstens eine Klärung in Sicht ist?

Wirth: Die Debatte hat gezeigt, dass die Zuweiserprämien von einer breiten Öffentlichkeit als Problem angesehen werden. Erste Lösungsansätze sind vorgeschlagen worden, zum Beispiel die Einrichtung einer Clearingstelle. Es müssen jedoch weitere Lösungen zu mehr Transparenz gefunden werden, und auch der Gesetzgeber muss sich damit beschäftigen. Die Politik hat die Tür zu mehr Wettbewerb im Gesundheitswesen geöffnet, unserer Meinung nach muss dieser Wettbewerb aber vernünftiger geregelt werden.

Ärzte Zeitung: Was erwarten Sie vom Forum zum Thema Einweiservergütung auf Ihrem Kongress?

Wirth: Wir erwarten eine lebhafte Diskussion, bei der sachliche Argumente ausgetauscht werden. Und wir wollen Lösungsansätze aufzeigen. Wir freuen uns, dass auch Professor Klaus-Peter Günther, der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie, an der Diskussion teilnimmt.

Die Fragen stellte Monika Peichl.

Lesen Sie dazu auch: Zuweiserprämien - Jahrestagung der Urologen im Auge des Sturms

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