Arbeitnehmer

Der Job sorgt für immer mehr seelischen Stress

Die psychischen Belastungen von Berufstätigen steigen stetig. Auf diese neuen Herausforderungen sind Arbeitsmediziner aber noch nicht ausreichend vorbereitet, warnen Experten.

Von Jürgen Stoschek Veröffentlicht:
Immer im Einsatz und jederzeit erreichbar. So sieht für viele Beschäftigte die Arbeitswelt aus.

Immer im Einsatz und jederzeit erreichbar. So sieht für viele Beschäftigte die Arbeitswelt aus.

© Pfluegl / fotolia.com

MÜNCHEN. Psychische Belastungen in der Arbeitswelt gewinnen gegenüber physischen Belastungen zunehmend an Bedeutung. Der Grund: Arbeitsabläufe werden zunehmend komplexer und die Anforderungen an die Flexibilität und Mobilität der Beschäftigen steigen.

Für den Arbeitsschutz sind das neue Herausforderungen. Die in diesem Bereich tätigen Ärzte sind darauf aber noch nicht ausreichend vorbereitet.

"Wenn Arbeit gesundheitsgerecht gestaltet werden soll, müssen wir nicht nur an die Beschäftigten, sondern auch an die Arbeitsaufgabe, die Arbeitsumgebung und an die Organisation denken," erklärte die Präsidentin der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA), Isabel Rothe, am Mittwoch zum Auftakt der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin (DGAUM) in München.

Ziel des Arbeitsschutzes sollte es sein, künftig auch psychische Belastungsfaktoren in allen Handlungsbereichen des Arbeits- und Gesundheitsschutzes zu berücksichtigen, erklärte Rothe.

Prävention soll tragende Säule werden

Nach Auffassung der DGAUM muss die Prävention zu einer tragenden Säule im Gesundheitssystem werden. Eine wichtige Rolle sollen dabei die betriebliche Prävention und die Gesundheitsförderung in Betrieben spielen.

Vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung und der Zunahme chronischer Erkrankungen auch schon bei Jüngeren, werden Prävention und Gesundheitsförderung für den Einzelnen und für die Gesellschaft immer wichtiger, erklärte DGAUM-Präsident Professor Hans Drexler.

Den besten Einstieg in ein Setting für Verhaltens- und für Verhältnisprävention biete die Lebens- und Arbeitswelt in den Betrieben und den Unternehmen sowie bei den öffentlichen Arbeitgebern, betonte die DGAUM.

Schon heute seien Arbeitsmediziner und Betriebsärzte im Rahmen der gesetzlich verankerten arbeitsmedizinischen Vorsorge sowie des Betrieblichen Gesundheitsmanagements in der Lage, fast 43 Millionen arbeitende Menschen anzusprechen und für präventiv-medizinische Maßnahmen zu sensibilisieren oder gar zu gewinnen, betonte der Vizepräsident der DGAUM, Professor Stephan Letzel.

Neue Kooperation vereinbart

Die rund 12.500 Ärzte mit arbeitsmedizinischer oder betriebsärztlicher Fachkunde seien künftig mehr denn je gefordert, ihre Rolle als Lotsen und neutrale Berater zwischen präventiver Gesundheitsförderung, ambulanter Versorgung, arbeitsmedizinischer Vorsorge und berufsfördernder Rehabilitation einzunehmen.

Erst kürzlich haben die Barmer GEK und die DGAUM eine engere Zusammenarbeit auf dem Gebiet der betrieblichen Gesundheitsförderung und Prävention bekanntgegeben. Damit werde eine zentrale Forderung des Präventionsgesetzes umgesetzt.

Ziel sei es, nahezu allen Firmen vom kleinen mittelständischen Betrieb bis zum Großunternehmen spezifische Präventionsangebote anzubieten, hieß es. Unter anderem ist vereinbart, dass Betriebsärzte künftig bestimmte Impfungen im Betrieb direkt mit der Barmer GEK abrechnen können.

Die DGAUM wurde 1962 als wissenschaftlich-medizinische Fachgesellschaft gegründet und hat heute fast 1000 Mitglieder, vor allem Ärzte, aber auch Angehörige anderer Berufsgruppen wie etwa Natur- und Sozialwissenschaftler, die auf dem Gebiet der Arbeitsmedizin und Umweltmedizin tätig sind.

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