Banken lassen Kunden in die Schufa-Falle tappen

NEU-ISENBURG (th). Kreditkonditionen vergleichen spart nicht immer Geld. Diese Erfahrung musste eine Arzthelferin aus Hessen machen, die einen Anschaffungskredit benötigte und bei einigen Banken die Konditionen einholte. Als sie letztlich den Kreditvertrag abschließen wollte, wurde der Antrag abgelehnt. Begründung des Kreditinstituts: Durch häufige Kreditanfragen habe sich ihr Scoring-Wert bei der Schufa verschlechtert.

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Durch häufige Kreditanfragen verschlechtert sich der Scoring-Wert der Schufa.

Durch häufige Kreditanfragen verschlechtert sich der Scoring-Wert der Schufa.

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Neben der eigentlichen Schufa-Auskunft, die Basisdaten über bereits bestehende Kreditkonten und Bankverbindungen sowie eventuelle Negativmerkmale wie Kreditkündigungen und Zwangsvollstreckung enthält, stellt die Schufa den Banken zur Ermittlung des Ausfallrisikos den Scoring-Wert des Kunden zur Verfügung. Dieser Wert gibt anhand einer Vergleichsgruppe von Menschen mit ähnlichen Merkmalen an, wie hoch die Wahrscheinlichkeit eines Kreditausfalls ist. Welche Formeln und Einzelaspekte dabei zum Einsatz kommen, darüber schweigt die Schufa. Eines der Merkmale, die berücksichtigt werden, ist aber die Häufigkeit von Kreditanfragen. Je mehr Anfragen ohne Abschluss gestellt werden, umso schlechter wird der Scoring-Wert, der als Zahl zwischen 1000 für die höchste und eins für die schlechteste Bonität ausgedrückt wird. Das Kalkül der Schufa: Wenn Bankberater nach einer Anfrage vom Abschluss eines Kreditvertrags abraten, lässt dies auf mangelhafte finanzielle Solidität des Kunden schließen.

Banken können schlechte Bewertung verhindern

Um zu verhindern, dass Verbraucher schon beim Einholen einzelner Angebote in die Scoring-Falle tappen, hat die Schufa für Banken, die sich vor dem Erstellen eines Kreditangebots über die Bonität des Kunden informieren wollen, eine gesondertes Abfrageverfahren eingeführt. Statt des Abfrageschlüssels "Kredit" muss die Bank "Anfrage Kreditkonditionen" in die entsprechende Rubrik eintragen, um eine Beeinflussung des Scoring-Wertes zu vermeiden.

Offenbar halten sich jedoch nicht alle Bankenmitarbeiter an diese Vorgabe. Deshalb kommt es immer wieder vor, dass von der Bank eine Bonitätsabfrage für die reine Konditionenberechnung fälschlicherweise als Abfrage für einen Kreditantrag deklariert wird. Der Bankkunde bekommt solche Pannen in aller Regel erst mit, wenn sich im Nachhinein die Konditionen verschlechtern oder Kreditanträge abgelehnt werden.

Pannen werden erst spät bemerkt.

Wie groß die Auswirkungen dieser Nachlässigkeiten sind, hat die Stiftung Warentest im vergangenen Jahr ermittelt: Wenn drei Konditionenanfragen gegenüber der Schufa als konkrete Kreditanfragen deklariert wurden, erhöhte die Schufa bei der Testperson das Ausfallrisiko von 0,85 auf 3,13 Prozent. Verbraucher sollten sich daher beim Einholen von Kreditangeboten von der Bank möglichst schriftlich zusichern lassen, dass die Schufa-Anfrage als reine Konditionenanfrage eingestuft wird.

Gespeicherte falsche Daten können korrigiert werden

Wenn Unsicherheit besteht, kann auch eine Eigenauskunft eingeholt werden. In der Liste der personenbezogenen Merkmale wie Kontoverbindungen oder laufende Kreditverträge tauchen auch die Anfragen auf, die Banken aufgrund einer Angebotserstellung oder Konditionenermittlung vorgenommen haben.

Finden sich falsche Angaben, können sie durch eine entsprechende Meldung an die Schufa korrigiert werden. Eine Eigenauskunft zur Überprüfung der Schufa-Daten kostet 7,80 Euro und muss in einer der 14 Schufa-Servicestellen angefordert werden. Wer online auf seine Daten zugreifen will, kann sich für einmalig 15,60 Euro registrieren lassen.

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