Lage bei Immobilienfonds spitzt sich zu

Jetzt müssen auch Axa und Aberdeen ihre eingefrorenen Anlageprodukte auflösen. Doch für Investoren endet der Schrecken damit noch nicht: Im Mai fällt die Entscheidung bei den Anbietern Credit Suisse, KanAm und SEB.

Von Richard Haimann Veröffentlicht:
Rund 25.000 Euro hat der durchschnittliche Anleger in Immobilienfonds investiert.

Rund 25.000 Euro hat der durchschnittliche Anleger in Immobilienfonds investiert.

© Daniel Fuhr / fotolia.com

FRANKFURT/MAIN. Die schlechten Nachrichten für Anleger offener Immobilienfonds reißen nicht ab. Gleich zwei Gesellschaften haben jetzt entschieden, ihre aus Liquiditätsnöten seit fast zwei Jahren eingefrorenen Anlageprodukte abzuwickeln. Damit werden bereits sechs der 21 Publikumsfonds aufgelöst - weitere könnten folgen. Insgesamt 30 Milliarden Euro stehen im Feuer.

Erst warf der Versicherungskonzern Axa für seinen 2,7 Milliarden Euro schweren Immoselect das Handtuch. Kurz darauf musste auch die Kapitalanlagegesellschaft Aberdeen bei ihrem Degi International mit einem Fondsvolumen von 1,5 Milliarden Euro die Reißleine ziehen.

Anbieter schafften es nicht, frisches Kapital zu gewinnen

Beiden Anbietern war es nicht gelungen, binnen 24 Monaten genügend Immobilien zum Buchwert zu veräußern oder frisches Kapital einzuwerben, um die seit November 2009 eingefrorenen Anlageprodukte wieder flott zu bekommen.

"Ausführliche Gespräche mit den Vertriebspartnern zeigten, dass die Rücknahmebegehren der rund 70.000 Anleger bei einer Wiedereröffnung des Fonds die verfügbare Liquidität übersteigen würde", sagt Harmut Leser, Vorstandschef von Aberdeen Deutschland.

Nach der Finanzkrise waren Investoren in Scharen aus den offenen Immobilienfonds geflüchtet. Insgesamt elf für Privatanleger konzipierte Fonds mit einem Gesamtvolumen von 30 Milliarden Euro mussten daraufhin gesperrt werden.

Eingefrorene Fonds müssen nach zwei Jahren aufgelöst werden

Zwar hatten die Gesellschaften versprochen, Sparer könnten börsentäglich ihr Geld abziehen. "In der Krise zeigte sich jedoch, dass Immobilien in angespannten Marktphasen nur nach langwierigen Verhandlungen veräußerbar sind", sagt Niels Nauhauser, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg.

Nach dem Investmentgesetz müssen eingefrorene Fonds nach zwei Jahren aufgelöst werden, wenn bis dahin die Wiedereröffnung nicht geling. Doch einigen der bereits seit Monaten in der Abwicklung befindlichen Fonds ist es bislang kaum gelungen, Objekte loszuschlagen.

Dies liege daran, dass die Fondsbilanzen oftmals noch immer nicht das durch die Finanzkrise deutlich gesunkene Preisniveau widerspiegeln würden, meint Patrick Nass, Immobilienanlageexperte beim Bankhaus Ellwanger & Geiger. "Die Buchwerte vieler Objekte werden nur sehr langsam an die Marktrealität angepasst."

Wertkorrekturen bescheren Anlegern herbe Verluste

Die bereits erfolgten Abwertungen haben den Anlegern jedoch schon horrende Verluste beschert. So wurde bei dem in Auflösung befindlichen P2 Value von Morgan Stanley die Immobilienwerte vergangenes Jahr so stark korrigiert, dass der Wert der Anteilsscheine um 39,1 Prozent fiel.

Jetzt versuchen Credit Suisse, KanAm und die SEB mit Macht ihre eingefrorenen Fonds wieder flott zu bekommen. Gelingt dies nicht bis Mai nächsten Jahres, müssen auch diese Vehikel mit einem Gesamtvolumen von mehr 13 Milliarden Euro aufgelöst werden.

Ab 2013 Kündigungsfrist von zwölf Monaten, damit kein Geld abgezogen werden kann

Als einziger Anbieter konnte dabei die Credit Suisse aus dem Portfolio ihres EuroReal bereits Immobilien im Wert von mehr als einer Milliarde Euro veräußern. KanAm versucht derzeit einen Käufer für das 1,2 Milliarden Euro schwere London-Portofolio seines Grundinvest-Fonds zu finden.

Die Bundesregierung hat zwar eine Reform der Branchenprodukte beschlossen. Von 2013 an soll eine Kündigungsfrist von zwölf Monaten verhindern, dass auf einen Schlag Milliardenbeträge aus den Fonds abgezogen werden.

Experten bezweifeln jedoch, dass sich damit das Vertrauen der Anleger wieder herstellen lässt. Denn Sparer dürfen weiterhin bis zu 30.000 Euro pro Halbjahr abziehen. Im Schnitt hat jeder Anleger jedoch nur 25.000 Euro in einem Fonds investiert. "Damit drohen auch künftig Engpässe, wenn viele Anleger gleichzeitig aussteigen wollen", sagt Sonja Knorr, Analystin der Ratingagentur Scope.

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