Anlage

Mit Qualitätsaktien in ruhigerem Fahrwasser

Auch wenn die Börsen derzeit wanken, stehen nicht alle Aktien unter Druck. Papiere solide aufgestellter Pharma- und Konsumgüterproduzenten verzeichnen sogar Kurssteigerungen.

Von Richard Haimann Veröffentlicht:
Die Dinge des täglichen Lebens haben ihren Herstellern zuletzt eine erheblich bessere Börsennachfrage beschert als den lange Zeit gehätschelten Digitalwerten.

Die Dinge des täglichen Lebens haben ihren Herstellern zuletzt eine erheblich bessere Börsennachfrage beschert als den lange Zeit gehätschelten Digitalwerten.

© kebox / Fotolia

NEU-ISENBURG. Wie gewonnen, so zum Teil wieder zerronnen: 17 Prozent Kursverlust bei der Aktie der Google-Mutter Alphabet, minus 19 Prozent bei Amazon, ein Einbruch von 27 Prozent bei Apple und ein Kurssturz um sogar 35 Prozent bei Facebook. Große Hightech- und Internetkonzerne, die in den vergangenen Jahren zu den Stars am Börsenhimmel zählten, haben bei der Marktkorrektur in den vergangenen Wochen kräftig Federn gelassen.

Ganz anders sieht es bei einigen anderen Titeln aus: Die Aktie des deutschen Konsumgüterkonzerns Henkel konnte seit der zweiten Novemberwoche gegen den Börsentrend um mehr als drei Prozent zulegen. Der britisch-niederländische Mitbewerber Unilever ist über zwei Prozent im Plus, der Kosmetikproduzent L’Oréal mehr als ein Prozent, ebenso wie der US-Pharma- und Konsumgüterproduzent Johnson & Johnson. Der Grund: Diese Papiere gelten unter Börsianern als sogenannte Qualitätstitel. „Das sind Unternehmen mit guter Bilanzstruktur, niedriger Börsenbewertung und solider Dividende“, erläutert Frank Wieser, Geschäftsführer der PMP Vermögensmanagement in Düsseldorf.

Konjunkturrobuste Portfolios

Damit unterscheiden sich Qualitätsaktien massiv von den Werten, die zuletzt an den Börsen besonders heftig unter die Räder gekommen sind. Bei Apple hängt Wohl und Wehe vom Verkauf des iPhones ab, dessen Absatz nicht mehr rund läuft. Die Amazon-Aktie kostet auch nach dem bisherigen Kurseinbruch noch immer mehr als das 80fache des Jahresgewinns.

Hingegen vertreiben Unternehmen wie Henkel und Unilever eine ganz Bandbreite an Produkten des täglichen Bedarfs – von Haushaltsreinigern bis zu Lebensmitteln. Bei Johnson & Johnson kommen noch diverse Arzneimittel hinzu. L’Oréal wiederum findet für seine Kosmetika auch dann Käuferinnen, wenn die Konjunktur einmal schwächelt. Und diese Aktien kosten zum Teil nicht einmal das 17fache des Jahresertrags.

„Die Produktpaletten von Qualitätsunternehmen sind breit aufgestellt und werden in zahlreichen Ländern und Kontinenten vertrieben“, sagt Wieser. „Die Konzerne können daher sowohl über ihre diversen Waren als auch über verschiedene Wirtschaftsräume permanent Erträge generieren und sind somit von regionalen Abschwüngen weniger betroffen.“ Das zeigte sich zuletzt in der Finanzkrise von 2008, die im Folgejahr die gesamte Weltwirtschaft massiv einbrechen ließ. Die Automobilindustrie in Europa und den USA musste damals massiv von der öffentlichen Hand gestützt werden. Die Bundesregierung wandte über die Abwrackprämie fünf Milliarden Euro auf, um Besitzer älterer Fahrzeuge zum Kauf eines Wagens zu verleiten. Die US-Regierung sah sich 2009 sogar gezwungen, General Motors zu verstaatlichen, um mehr als hunderttausend Arbeitsplätze zu retten.

Die Qualitätsunternehmen hingegen überstanden die Krise quasi ohne Blessuren. Johnson & Johnson musste 2009 lediglich einen gegenüber dem Vorjahr leicht um 4,6 Prozent gesunkenen Gewinn verkünden – von immer noch stattlichen 12,3 Milliarden Dollar. Michael Thaler, Vorstand der Münchner Anlagegesellschaft Top Vermögen, nennt solche Qualitätsaktien „berechenbare Langweiler“, weil sie ihre Geschäfte grundsolide „seit anno dazumal betreiben“. Mit lediglich sieben solcher Titel könnten Anleger „bereits ein diversifiziertes Portfolio aufbauen“, um Risiken zu streuen und Ertragschancen zu vergrößern, so Thaler. Etwa, indem Aktien von US-Pharma- und -Konsumgüterfirmen wie Johnson & Johnson oder Procter & Gamble mit europäischen Werten wie Henkel, Nestlé und Unilever kombiniert werden.

Energieversorger im Krisenmodus

Vorsicht ist allerdings bei Papieren angebracht, die lange Zeit ebenfalls als langweilig, aber sicher galten: die deutschen Energieversorger E.ON und RWE. Ihre Aktienkurse haben sich seit dem von der Bundesregierung 2011 beschlossenen Atomausstieg mehr als halbiert. „Der Streit um die geplante Abholzung des Hambacher Forstes zur Braunkohlegewinnung hat bei RWE nun noch für einen mächtigen Imageschaden gesorgt“, erläutert Andreas Wahlen, geschäftsführender Gesellschafter der Düsseldorfer Vermögensverwaltung WBS Hünicke. Krisenfeste Werte sehen anders aus.

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