Medizintourismus

Zur Arztvisite ins Ausland

Deutschland ist nicht nur Ziel für Medizintouristen aus aller Herren Länder. Immer mehr Deutsche sind ihrerseits bereit, zur Behandlung ins Ausland zu fahren.

Matthias WallenfelsVon Matthias Wallenfels Veröffentlicht:

Ärzte im Ausland werben um Patienten im Ausland. Bisher folgten nur 5 Prozent.

©Wavebreakmediamicro/ fotolia.com

BAD HONNEF. Die Zahl der Erwachsenen in Deutschland, die sich strikt gegen eine geplante ärztliche Behandlung im Ausland aussprechen, ist gesunken. Wie das Touristik-Radar der Internationalen Hochschule Bad Honnef/Bonn (IUBH) ergeben hat, sind 55 Prozent der erwachsenen Deutschen bereit, für eine medizinische Behandlung gezielt ins Ausland zu gehen. Vor drei Jahren waren es laut Hochschule nur 52 Prozent.

Insgesamt gerade einmal fünf Prozent gaben an, sich bereits jemals einer geplanten medizinischen Behandlung im Ausland unterzogen zu haben. Das Marktforschungsunternehmen YouGov hatte 2011 Menschen über 18 Jahre befragt. Die Ergebnisse seien für diese Gruppe bevölkerungsrepräsentativ.

Größte Bereitschaft bei Reha und Kur

Bei der Frage nach der Art der Behandlung, für die eine Reise ins Ausland in Frage komme, führten - Mehrfachnennungen waren möglich - mit 36 Prozent Reha-Maßnahmen und Kur-Aufenthalte die Liste an (2012: 34 Prozent). Auf Platz zwei mit 30 Prozent (24 Prozent) finden sich Zahnbehandlungen wie Implantate oder Kronen. Den dritten Platz - mit 14 Prozent (11 Prozent) deutlich abgeschlagen - nehmen Eingriffe am Auge inklusive LasiK (Laser in situ Keratomileusis) ein.

Auf Rang 4 kommen kosmetische Eingriffe (11/9 Prozent), gefolgt von nicht näher definierten, sonstigen Behandlungen (10/6 Prozent), Herz-Kreislauf-Erkrankungen (9/8 Prozent) und orthopädischen Eingriffen wie Endoprothesen (9/6 Prozent). Das Schlusslicht bilden gynäkologische Eingriffe (4/2 Prozent).

Hauptgrund für den Arztbesuch im Ausland - auch hier waren Mehrfachnennungen möglich - sind für 53 Prozent (2012: 54 Prozent) der Befragten die günstigeren Behandlungskosten. An zweiter Stelle folgt mit 31 Prozent (26 Prozent) die Möglichkeit, die Behandlung mit einer Urlaubsreise zu kombinieren. 29 Prozent (28 Prozent) wollen gezielt Verfahren in Anspruch nehmen, die in Deutschland nicht angeboten werden. 27 Prozent - dieser Parameter wurde 2012 nicht abgefragt - wollen Wartezeiten verkürzen.

20 Prozent (17 Prozent) erwarten im Ausland eine höhere medizinische Kompetenz. Für 5 Prozent ist es nach wie vor wichtig, dass der Bekanntenkreis nichts von einer Behandlung erfährt.

Gefragt nach den Weltregionen, in denen sie sich einer medizinischen Behandlung unterziehen würden (Mehrfachantworten waren möglich), rangierte Westeuropa an erster Stelle, dicht gefolgt von Osteuropa mit 33 Prozent und Nordamerika mit 22 Prozent.

Im Mittelfeld finden sich Australien (11 Prozent) und Asien (9 Prozent). Das Schlusslicht bilden Vorderasien mit den Vereinigten Arabischen Emiraten, dem Iran, der Türkei, aber auch Ägypten (6 Prozent), Südamerika (4 Prozent) sowie Afrika (2 Prozent).

Angebote ohne große Strahlkraft?

Die Ergebnisse zeigen, dass die Deutschen noch nicht sehr dazu bereit sind, den global stärker werdenden Verteilungskampf im Medizintourismusmarkt zu befeuern.

Wie berichtet, positionieren sich im Moment gerade Länder wie Dubai, Thailand, Südkorea, aber auch Mexiko und Kolumbien mit großer staatlicher Unterstützung im Markt. Dabei stehen neben den US-Amerikanern, Arabern und Russen auch die Westeuropäer auf der Liste der Wunschpatienten.

Die steigende Bereitschaft, sich im Ausland schönheitschirurgischen Eingriffen zu unterziehen, wird sicher bald auch wieder die Qualitätsdiskussion aufleben lassen. So hatte eine Umfrage des Portals estheticon.de unter Mitgliedern der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen im September 2013 ergeben, dass 70 Prozent der Ärzte bereits deutsche Patienten nach einem ästhetisch-plastischen Eingriff im Ausland revidiert haben.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Prostatektomie

Roboterassistierte Chirurgie senkt Komplikationsraten

Kooperation | In Kooperation mit: AOK-Bundesverband
Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Der Gesundheitsdialog

© Janssen-Cilag GmbH

J&J Open House

Der Gesundheitsdialog

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

© Springer Medizin

Johnson & Johnson Open House-Veranstaltung am 26. Juni 2025 beim Hauptstadtkongress

Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
J&J Open House beim Hauptstadtkongress

© [M] Springer Medizin Verlag

Video zur Veranstaltung

J&J Open House beim Hauptstadtkongress

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Manchmal kommt Künstliche Intelligenz ziemlich abstrakt daher. Doch es gibt zunehmend auch konkrete Anwendungen, sogar für Arztpraxen.

© 3dkombinat - stock.adobe.com

Praxisorganisation

Mit KI zu mehr Entlastung fürs Praxisteam

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Angepasste Endpunkte, moderne Studiendesigns und ungelöste Herausforderungen

© metamorworks / Getty Images / iStock

Krebsmedizin auf neuen Wegen

Angepasste Endpunkte, moderne Studiendesigns und ungelöste Herausforderungen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Pfizer Pharma GmbH, Berlin
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Lungensurfactant

Warum Seufzen der Atmung gut tut

Lesetipps
Der Rücken eines Mannes mit Gürtelrose zeigt Vesikel.

© Chinamon / stock.adobe.com

Alter für Indikationsimpfung herabgesetzt

STIKO ändert Empfehlung zur Herpes zoster-Impfung

Mammografie-Screening bei einer Patientin

© pixelfit / Getty Images / iStock

Prävention

Mammografie-Screening: Das sind Hindernisse und Motivatoren