Moderne Versorgung

Eugen-Münch Preis 2018 für VR-Brille und Klinikanalyse

Eine Auswertung zu optimierten Klinikstrukturen und eine virtuelle Therapiebrille für Schlaganfallpatienten erhalten den Eugen-Münch Preis 2018.

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MÜNCHEN. Die beiden Preisträger des diesjährigen Eugen-Münch Preises: In der Kategorie „Versorgungsforschung“ wurde die Gesundheitsökonomin Dr. Sandra Sülz von der Erasmus Universität Rotterdam mit ihrer Forschungsgruppe ausgezeichnet. Zusammen mit Forschern aus Cambridge und Köln hat sie 250000 Datensätze aus 60 Krankenhäusern ausgewertet. Die Ergebnisse weisen auf eine verminderte Sterblichkeit hin, wenn sich Kliniken anders organisieren als das derzeit häufig der Fall ist.

Günstig wäre demnach eine Einteilung in Routinepatienten, bei denen in Diagnose und Therapie vieles standardisiert ist. Sie könnten effizient in entsprechenden Fachkliniken behandelt werden. Als zweite Gruppe seien Komplexpatienten einzuteilen, die als Notfälle eingeliefert würden oder etwa mehrere Krankheiten hätten.

Bei dieser Gruppe seien diagnostisches Vorgehen und Therapie zunächst unklar. Sie sollten in einem eigenen Klinikteil gezielt behandelt werden, in dem es effiziente, interdisziplinäre Strukturen gebe. Dadurch, so die Projektbeteiligten, ließe sich die Mortalität bei Routinepatienten um etwa 13 Prozent senken, bei Komplexpatienten um knapp 12 Prozent.

In der Kategorie „Praktische Anwendungen“ wurde Johannes Höfener, technischer Leiter bei Rehago, ausgezeichnet. Dieses Start-up entstand als Ausgliederung der Hochschule Reutlingen. Die von den Mitarbeitern entwickelten Therapiespiele für eine Virtual Reality Brille sollen Patienten mit halbseitiger Lähmung nach einem Schlaganfall helfen.

Prinzip der Spiegeltherapie

Durch das Training sollen motorische und geistige Fähigkeiten wieder aufgebaut werden. Das Prinzip entspricht dem der etablierten Spiegeltherapie, die mit der Therapiebrille virtuell adaptiert wird. Die Anwender erhalten über die Brille einige spezielle Trainingsspiele zur Auswahl, in denen etwa Kugeln durch ein Labyrinth gesteuert werden sollen. Die Übungen können spiegelverkehrt durchgeführt werden, so dass Linksbewegungen nach rechts lenken, und umgekehrt.

Einige Auswertungen weisen darauf hin, dass die Ergebnisse eines solchen virtuellen Trainings mit dem der Spiegeltherapie vergleichbar sind. Die Entwickler wollen das Produkt nun zum Einsatz etwa in Rehakliniken anbieten. Es könnte möglicherweise aber auch hilfreich für Patienten mit Parkinson oder Schädel-Hirn-Trauma sein. An der Erprobung sind verschiedene Facharztrichtungen beteiligt.

Der jährlich von der Stiftung Münch in den zwei genannten Kategorien ausgeschriebene Innovationspreis ist mit insgesamt 40.000 Euro dotiert. Zur diesjährigen Runde hatten sich über 100 Projekte beworben – vom Einzelforscher bis zu Firmen mit mehr als 1000 Mitarbeitern. (cmb)

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