MedTech-Branche will Ärzten bei der Aufklärung helfen

Die Aufklärung der Patienten vor Operationen wird für Ärzte immer aufwändiger. Ein gut aufbereiteter Film - zum Beispiel zum Thema Arthrose und Hüftendoprothetik - kann hilfreich sein.

Von Alexandra Schramm Veröffentlicht:
Mit plastischen Anschauungsmaterialen wie Modellen, Fotos oder Filmen kann die Patientenaufklärung unterstützt werden.

Mit plastischen Anschauungsmaterialen wie Modellen, Fotos oder Filmen kann die Patientenaufklärung unterstützt werden.

© Foto: S. Bährenwww.fotolia.de

Die MedTech-Branche hat die Patienten als neue Zielgruppe entdeckt. Das bedeutet mehr Arbeit für die Ärzte, denn schließlich stehen sie mit den Patienten im direkten Kontakt und müssen ihre Fragen beantworten. Von Ärzten wird erwartet, dass sie über Produkte wie Hilfsmittel oder eine neue Behandlungsmethode aufklären und medizinische Informationen für Laien verständlich kommunizieren können.

Ärzte müssen die Sprache der Patienten sprechen

In der Zusammenarbeit zwischen Ärzten und MedTech-Unternehmen herrscht eine sehr medizinisch-technische Sprache - im Aufklärungsgespräch wiederum muss die Sprache der Patienten gesprochen werden, so der Tenor auf dem 5. Kommunikationskongress Medizintechnologie in Köln. "Das Verständnis der Patienten ist sehr individuell. Daher ist das ein hoher Anspruch an die Ärzte in der ohnehin schon sehr arbeitsintensiven Tagesroutine", sagt Adelheid Jakobs-Schäfer, Leiterin Konzerneinkauf der Helios Kliniken GmbH. "Wir tun gut daran, Mediziner in Kursen und Seminaren in dieser Aufgabe zu unterstützen."

Kliniken kommen im Zuge des Zuweisermarketings ins Spiel. Für eine optimierte Zusammenarbeit Arzt-Patient-Klinik gibt Jakobs-Schäfer Vorschläge: "Es wäre wünschenswert, wenn Ärzte Patienten vor operativen Eingriffen beispielsweise einen gut aufbereiteten Film zur Arthrose und Hüftendoprothetik zeigen würden. In zeitlicher Nähe sollte dann das Gespräch zur Aufklärung folgen. Zudem können bestimmte Gespräche gleich mit den Angehörigen geführt werden, um sich unnötige Doppelgespräche zu sparen."

"Kommunikation ist eine Managementaufgabe und muss strategisch angegangen werden", beschreibt Manfred Beeres, Kommunikationschef des Bundesverbandes Medizintechnologie (BVMed), die Erkenntnisse der MedTech-Branche. Dazu gehöre es, die Zielgruppe festzulegen, das Marktumfeld zu analysieren, Kernbotschaften zu definieren und die beste Maßnahme - Print, Online oder TV - für die Botschaft zu bestimmen. Der Trend gehe zum Bewegtbild: "Bewegtbild bietet Aufmerksamkeit, und das ist die Währung der Informationsgesellschaft", betont der TV-Journalist Ulrich Meyer. Die Unternehmen müssten in der "Massenkommunikation" die bestehenden Rezeptionsmuster nutzen und könnten hier vom Boulevardjournalismus lernen.

Doch diese grenzenlose Informationsvielfalt über die verschiedensten Kanäle kann auch zu Problemen führen. Vor allem Informationen aus dem Internet seien meist nicht bewertet oder strukturiert, sagt Beeres. So hat der Patient - sei es nun im Fernsehen, in der Yellow-Press oder im Internet - von der neuesten Behandlungsmethode gelesen, sitzt voller Hoffnung bei seinem behandelnden Arzt und muss erfahren, dass die Methode bei seiner Indikation nicht angewandt werden kann.

Es fehlt den Patienten meist an Fachwissen

Michaela Rau, Kommunikationsleiterin vom MedTech-Unternehmen Smith & Nephew, plädiert deshalb für einen bewussteren Umgang der Industrie mit den Patientenbedürfnissen: Die Mündigkeit der Patienten dürfe nicht überschätzt werden. Zwar wünschen sich 80 Prozent der Deutschen gemeinsam mit ihrem Arzt über seine Behandlung zu entscheiden, doch glauben nur 45 Prozent, dass das möglich ist, so eine Erhebung des Robert-Koch-Instituts aus dem Jahr 2006.

Angehörige können zu Gesprächen dazugebeten werden.

"Trotz der Informationsvielfalt außerhalb der Behandlungsräume, fehlt es den Patienten an Fachwissen, um die Informationen richtig einordnen zu können", sagt Rau. Dies bezeichnet sie als das Spannungsfeld zwischen Marketing und Aufklärung: "Die Marketingmaßnahmen der Unternehmen sind auf Absatz ausgerichtet, und hierbei werden Patienten häufig fälschlicherweise als Konsumenten betrachtet."

Das Marketing müsse deshalb produktbezogene Informationen ausschließlich in Kooperation mit den Ärzten an die Patienten geben: Da Produktinformationen erklärungsbedürftig seien, gehörten sie in das Arzt-Patienten-Gespräch, damit sie als Entscheidungshilfen dienen könnten.

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