Ärztehäuser - ein lukratives Engagement für Investoren

Ulrich Scheinert ist Investor. Spezialisiert hat er sich unter anderem auf den Bau von Ärztehäusern. Im Blick hat er dabei immer auch die Möglichkeiten für Kooperationen seiner Mieter mit anderen Einrichtungen vor Ort.

Von Sabine Schiner Veröffentlicht:
Neues Fachärztezentrum Darmstadt geplant (v. l.): Investor Ulrich Scheinert diskutiert mit Marcus Fleischhauer vom Klinikum Darmstadt, Architekt Rüdiger Ruby und Klinikdezernent Dr. Dierk Molter.

Neues Fachärztezentrum Darmstadt geplant (v. l.): Investor Ulrich Scheinert diskutiert mit Marcus Fleischhauer vom Klinikum Darmstadt, Architekt Rüdiger Ruby und Klinikdezernent Dr. Dierk Molter.

© Klinikum Darmstadt

DARMSTADT. Viele Investoren konzentrieren sich derzeit auf den Markt der Gesundheitsimmobilien. Etwa die Deutsche Healthcare Property, die 2011 plant, an die Börse zu gehen. Oder die Fonds- und Immobiliengesellschaft Medpro Group, die vorhat, bis zu 2000 Arzt- und Zahnarztpraxen aufzukaufen. Ulrich Scheinert von der Darmstädter Investorengruppe Biskupek-Scheinert ist seit 25 Jahren im Geschäft: Er baut Ärztehäuser.

In Darmstadt baut das Alice-Hospital gerade sein drittes Ärztehaus, auf dem Gelände des Klinikums entsteht ein Fachärztezentrum und im Westen der Stadt hat ein Medical Business Center mit Arztpraxen und Fitnessangeboten die Pforten eröffnet - auch hier ist Scheinert Investor.

Sein erstes Ärztehaus baute er vor 25 Jahren im südhessischen Dieburg. 2000 Quadratmeter versuchte er damals direkt an Ärzte zu vermitteln. "Das gestaltete sich schwierig", erinnert er sich. Es gab immer mal wieder Leerstände. Damals seien Ärzte überwiegend noch Einzelkämpfer gewesen. Die Bereitschaft, unter einem Dach zu arbeiten sei, so Scheinert, erst in den letzten Jahren gereift. Obwohl die Anfänge in Dieburg nicht einfach waren, investierte er weiter in Ärztehäuser. Erst in Erbach im Odenwald, dann in Bayreuth.

In einem Ärztehaus teilen sich die Leistungserbringer ein Gebäude, im Unterschied zu einem Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) sind die Praxen wirtschaftlich voneinander unabhängig. "Ärztehäuser zu konzipieren ist schwer", sagt Scheinert. Einen bestimmten Typus gebe es nicht. "Jedes ist anders." Bei Großnutzungen wie einem Dialysezentrum müssten beispielsweise Behandlungszimmer, Personalbereiche und Verwaltungstrakte klar getrennt werden.

Scheinert zeigt auf die Pläne für das Fachärztezentrum. 7000 Quadratmeter bieten Platz für etwa 35 Praxen und medizinische Einrichtungen. Vorgesehen sind auch eine Tiefgarage und Geschäfte. Derzeit werden die alten Gebäude abgerissen und Leitungen verlegt. Ende 2011 soll das 17 Millionen Euro teure Zentrum fertig sein. Scheinert ist auch für die Vermietung zuständig, er überlässt es jedoch den Chefärzten des Klinikums, Kontakte zu niedergelassenen Darmstädter Ärzten aufzubauen. Das neue Zentrum soll sich mit dem Leistungsspektrum des Klinikums ergänzen. "Das Klinikum hat ein Vorschlagsrecht", sagt er. Die Zusammenarbeit funktioniere gut. Unter anderem wird das Kuratorium für Dialyse und Nierentransplantation in den Neubau einziehen.

Als Privatinvestor ein MVZ zu bauen und über einen Gesundheitsdienstleister Ärzte anzustellen, kommt für Scheinert, der mit einer Gynäkologin verheiratet ist, nicht in Frage. "Die Geduld für Auseinandersetzungen habe ich nicht", erklärt er. Nach seinen Erfahrungen sind Ärzte Geschäftspartner, die sich mit wirtschaftlichen Entscheidungen oftmals schwer tun. Er mag auch die Abwechslung, die Investorengruppe hat deshalb nicht nur Ärztehäuser sondern auch Bürogebäude und Doppelhaushälften in Planung. Unterschiede gebe es in den einzelnen Sparten nicht nur bei der Planung sondern auch bei den Baukosten: Ein Supermarkt kostet etwa 1300 Euro pro Quadratmeter, ein Ärztehaus etwa 2400 Euro. Der Vorteil bei Ärztehäusern: Die Mieter wechseln äußerst selten. "Wenn die Hütte voll ist, ist sie voll."

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