Berufsunfähigkeit

Seelischer Druck nimmt drastisch zu

Psychische Erkrankungen sind laut einer Auswertung des Versicherers Swiss Life Deutschland inzwischen die Hauptursache für eine Berufsunfähigkeit.

Veröffentlicht:

KÖLN. Psychische Krankheiten sind immer häufiger der Grund für eine Berufs- oder Erwerbsunfähigkeit. Das spürt nicht nur die gesetzliche Rentenversicherung, auch bei den privaten Berufsunfähigkeitsversicherern gewinnen Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen oder Burn-out immer mehr an Bedeutung.

Das zeigt eine aktuelle Analyse des Lebensversicherers Swiss Life Deutschland. Er hat mehrere tausend Leistungsfälle aus seinem Bestand ausgewertet. Danach sind psychische Erkrankungen mit einem Anteil von 37,1 Prozent inzwischen die Hauptursache für eine Berufsunfähigkeit. 2009 hatte der Anteil noch bei 26,6 Prozent gelegen.

Die zweithäufigste Ursache waren Erkrankungen des Bewegungsapparates (24 Prozent), gefolgt von Unfällen (14 Prozent) und Krebs (9,0 Prozent). Ende 2018 hatte die Swiss Life rund 454 000 Berufsunfähigkeitspolicen im Bestand, darunter sowohl Haupt- als auch Zusatzversicherungen.

Nach einer Umfrage des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft für 2016 waren Nervenkrankheiten inklusive psychischer Erkrankungen mit 32 Prozent marktweit die häufigste Invaliditätsursache in diesem Versicherungszweig.

Mehr Frauen als Männer betroffenen

Die Daten von Swiss Life zeigen, dass psychische Erkrankungen bei Frauen (zu 44 Prozent) eine größere Rolle für die Berufsunfähigkeit spielen als bei Männern (28 Prozent). Bei den unter 30-jährigen Frauen ist von den berufsunfähigen Frauen mit einem Anteil von 47 Prozent fast jede zweite psychisch krank. Bei jungen Männern dominieren Unfälle (33 Prozent).

Laut Swiss Life ist die Rückkehr in den Beruf bei psychischen Erkrankungen deutlich weniger wahrscheinlich als bei anderen Ursachen. Einen Anspruch auf Hilfe etwa durch einen Rehabilitationsservice haben die Kunden nicht. „In konkreten Einzelfällen ist Swiss Life jedoch bereit, geeignete Maßnahmen zu unterstützen“, teilte der Versicherer auf Anfrage mit.

Vor Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) müssen Kunden ausführlich Gesundheitsfragen beantworten. Dabei spielen auch psychische Erkrankungen eine Rolle. Swiss Life erkennt nach eigenen Angaben über 80 Prozent der BU-Leistungsanträge an. „Bei Ablehnungen sind psychische Erkrankungen statistisch nicht auffällig.“

Nach der Erfahrung des Versicherers werden diese Krankheiten aufgrund mangelnder Krankheitseinsicht oder aus Angst vor Diskriminierung häufiger als andere „ausgesessen“. Zudem sei der Bedarf an Therapieplätzen höher als das Angebot. „Die uns angezeigten Erkrankungsbilder sind dann oft schon deutlich manifestiert und im Verlauf weit fortgeschritten, was in der Folge eher zum Eintritt einer Berufsunfähigkeit führt.“ (iss)

Lesen Sie dazu auch: Studie: Immer mehr psychisch Kranke können nicht mehr arbeiten

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Versicherungen

Was bei einer Arzthaftpflicht wichtig ist

Kooperation | In Kooperation mit: dem Finanzdienstleister MLP

Neue Statistik

72.000 Menschen ohne Krankenversicherung in Deutschland

Höhere Leistungsausgaben

Die private Krankenversicherung wird 2026 erneut teurer

Das könnte Sie auch interessieren
Was die MS-Behandlung auszeichnet

© Suphansa Subruayying | iStock

Lebensqualität

Was die MS-Behandlung auszeichnet

Anzeige | Merck Healthcare Germany GmbH
Unsichtbare MS-Symptome im Fokus

© AscentXmedia | iStock

Lebensqualität

Unsichtbare MS-Symptome im Fokus

Anzeige | Merck Healthcare Germany GmbH
Prognostizierbares Therapieansprechen?

© Stockbyte | gettyimages (Symbolbild mit Fotomodellen)

Antidepressiva

Prognostizierbares Therapieansprechen?

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Depression und Schmerz gehen häufig Hand in Hand

© brizmaker | iStock (Symbolbild mit Fotomodell)

Depressionsscreening

Depression und Schmerz gehen häufig Hand in Hand

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
7-Jahres-Daten belegen günstiges Nutzen-Risiko-Profil von Ofatumumab

© Vink Fan / stock.adobe.com

Aktive schubförmige Multiple Sklerose

7-Jahres-Daten belegen günstiges Nutzen-Risiko-Profil von Ofatumumab

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novartis Pharma GmbH, Nürnberg

ADHS im Erwachsenenalter

Wechseljahre und ADHS: Einfluss hormoneller Veränderungen auf Symptomatik und Diagnose

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: MEDICE Arzneimittel Pütter GmbH & Co. KG, Iserlohn
Neue Ansätze zur Behandlung seltener Krankheitsbilder

© Dr_Microbe / stock.adobe.com

Entwicklungen in der Therapie neuromuskulärer Erkrankungen

Neue Ansätze zur Behandlung seltener Krankheitsbilder

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Roche Pharma AG, Grenzach-Wyhlen
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Neuer Verschlüsselungsalgorithmus in der TI

gematik verlängert Frist für Austausch der E-Arztausweise

Lesetipps
Mit einer eher seltenen Diagnose wurde ein Mann in die Notaufnahme eingeliefert. Die Ursache der Hypoglykämie kam erst durch einen Ultraschall ans Licht.

© Sameer / stock.adobe.com

Kasuistik

Hypoglykämie mit ungewöhnlicher Ursache

Die Glaskuppel zur Notfallreform: Zustimmung und Zweifel

© undrey / stock.adobe.com

Kolumne aus Berlin

Die Glaskuppel zur Notfallreform: Zustimmung und Zweifel