SCHLAGANFALL-SEKUNDÄRPRÄVENTION - AKTUELLE LEITLINIEN

Was gute Sekundärprävention ausmacht

Bei Patienten, die bereits einen Schlaganfall hatten, oder auch nur eine transitorische ischämische Attacke, den gefährlichen Vorboten eines baldigen Schlaganfalles, gilt es, eine Apoplexie zu verhindern. Wie das gut gelingen kann, das erläutert Professor Martin Grond in seinem Online-Vortrag.

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Neue Studien und Erkenntnisse zur Sekundärprophylaxe zerebrovaskulärer Symptome haben sich in gemeinsamen Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Neurologie und der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft niedergeschlagen.

Diese Leitlinien nimmt Professor Martin Grond zur Grundlage seines Online-Vortrages "Schlaganfall-Sekundärprophylaxe - Aktuelle Leitlinien". Der Schlaganfall-Spezialist aus Siegen hat selbst der Expertengruppe angehört, die die Leitlinien verfaßt hat.

Was ist bei der Sekundärprophylaxe alles wichtig? Grond diskutiert anhand von Studienergebnissen die Details der Therapie. Sie betreffen im Wesentlichen vier Bereiche: Carotis-Endarteriektomie, Thrombozyten-Aggregationshemmung, blutdrucksenkende Therapie, Therapie mit Statinen.

Entschließt man sich bei Patienten mit symptomatischer Carotisstenose für eine Carotis-Endarteriektomie, ist es wichtig, daß die Operation innerhalb von 14 Tagen nach dem Ereignis gemacht wird. Warum, erklärt Grond in seinem audiovisuellem Vortrag anhand von Studiendaten.

Neue Daten zur Thrombozyten-Aggregationshemmung, die der Neurologe ebenfalls vorstellt, haben die Erkenntnisse zur Differentialtherapie weiter vertieft. So legt Grond dar, daß die Kombinationstherapie aus Clopidogrel und ASS nicht wirksamer ist als eine Clopidogrel-Monotherapie.

Bei der Kombinationstherapie erhöht sich nur die Rate von Blutungskomplikationen. Und GP IIb/IIIa-Antagonisten sind zur Sekundärprävention von Schlaganfällen nicht wirksamer als ASS, führen aber zu mehr Blutungskomplikationen.

Anhand der Resultate der ESPS- 2-Studie mit über 6000 Patienten über zwei Jahre demonstriert Grond, daß die Kombinationen aus ASS und Dipyridamol mit 5,8 Prozent weniger Ereignissen einhergehen als Placebo. Dies ist eine relativ um 37 Prozent verminderte Rate.

18 Patienten müssen behandelt werden, um ein Ereignis zu verhindern. Die Kombination geht auch im Vergleich zu ASS mit einer relativ um 23 Prozent niedrigeren Rate einher. In diesem Fall sind 31 Patienten zu behandeln, um ein Ereignis zu verhindern.

Anhand der Daten der CAPRIE-Studie zeigt Grond, daß auch mit Clopidogrel im Vergleich zu Placebo die Schlaganfall-Rate relativ um 7,3 Prozent vermindert wird. Bei Patienten mit erhöhtem kardiovaskulärem Risiko, wie sie in beiden Studien behandelt wurden, genügt ASS für eine optimale Therapie keinesfalls. Wie einfach das Risiko abzuschätzen ist, zeigt Grond seinen Hörern und Zuschauern anhand des "Essen Risiko Scores".

Nach der Höhe des Risikos richtet sich die Therapie. Grond erläutert, was zur Risiko-adaptierten Therapie in den Leitlinien steht. Für Patienten mit einem Rezidivrisiko unter vier Prozent pro Jahr wird ASS empfohlen.

Bei hohem Rezidivrisiko von mindestens vier Prozent heißt es in den Leitlinien: 25 mg ASS plus 200 mg retardiertes Dipyridamol, bei hohem Rezidivrisiko von mindestens vier Prozent pro Jahr und pAVK 75 mg Clopidogrel. Für TIA- oder Schlaganfall-Patienten mit akutem Koronarsyndrom schließlich werden 75 mg Clopidogrel plus 75 mg ASS über drei Monate empfohlen.

Was gibt es Neues zur blutdrucksenkenden Therapie? Es gibt dazu einige Studiendaten. Grond stellt sie vor und erläutert die Grundsätze der antihypertensiven Therapie: Die konsequente Behandlung wegen der Hypertonie senkt das Schlaganfall-Risiko.

Perindopril plus Indapamid ist signifikant stärker wirksam als Placebo. Eprosartan ist signifikant stärker wirksam als Nitrendipin. Und Ramipril schließlich reduziert bei Patienten nach Schlaganfall die Rate vaskulärer Endpunkte, aber nicht das Schlaganfall-Risiko. (Rö)

Den Vortrag findet man unter www.qaef-akademie.de, "Aktuelle Vorträge" - "Medizinische Themen" - "Schlaganfall".

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