Zukunftsmodell Versorgung

Berlin im Pflege-Dialog mit Bürgern

Welche konkreten Wünsche und Vorstellungen haben Bürger an die Pflege in der Zukunft? Um das herauszufinden, hatten Berliner Bürger die Gelegenheit, der Politik ihre Ideen und Anliegen mitzuteilen.

Von Angela Mißlbeck Veröffentlicht:
Viele Pflegebedürftige werden nach wie vor zu Hause versorgt.

Viele Pflegebedürftige werden nach wie vor zu Hause versorgt.

© Sandor Kacso / Fotolia

Berlin. Was bewegt die Berliner beim Thema Pflege? Das will die Berliner Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) mit einem „Bürgerdialog Pflege 2030“ herausfinden. Gemeinsam mit dem Regierenden Bürgermeister Michael Müller (SPD) eröffnete sie im September ein Bürgerbeteiligungsverfahren.

Rund 200 Berliner erhielten dort Gelegenheit, ihre Anliegen einzubringen. Zum Austausch standen Vertreter aus Politik und Verbänden sowie Praktiker aus Pflegeeinrichtungen, Beratungsstellen, Pflegediensten und Initiativen zur Verfügung.

Das Thema Pflege ist eines der wichtigsten Zukunftsthemen, nicht nur für Berlin. Immer mehr Menschen werden in der Zukunft mit Pflege zu tun haben, sei es als Pflegebedürftige oder als Pflegende. Deshalb ist es für mich wichtig, die Berlinerinnen und Berliner schon jetzt in eine Debatte darüber einzubinden, wie die Pflege im Jahr 2030 ihrer Meinung nach aussehen soll“, so Kalayci.

Bedarf der Bürger besser erfassen

Der Pflegebedarf in Berlin steigt nicht nur aufgrund der demografischen Entwicklung. Auch das Bevölkerungswachstum der Hauptstadt stellt die Pflegesysteme vor neue Herausforderungen.

Mit dem Bürgerdialog will die Senatorin den Bedarf der Bevölkerung besser erfassen. Gesucht sind Hinweise, Forderungen und Anregungen, wie Pflege in den nächsten Jahren und Jahrzehnten aussehen soll und was Politik und Verantwortliche der Pflegebranche tun können, um den Herausforderungen und Vorstellungen gerecht zu werden.

Der Bürgerdialog markiert dabei auch einen neuen Ansatz der Pflegepolitik. Bisher sei die Ausgestaltung von Leistungsangeboten, Unterstützungs- und Hilfsstrukturen im Wesentlichen durch Politik, Kostenträger und Leistungserbringer bestimmt.

Partnerrolle für Bürger

Mit dem Dialog „Pflege 2030“ werde den Bürgerinnen und Bürgern nun eine Partnerrolle in diesen Gestaltungsprozessen gegeben, erklärte die Gesundheitssenatsverwaltung. Ziel des Dialogs sei es, die künftigen Altenhilfe- und Pflegestrukturen in Berlin verstärkt an der Lebenswirklichkeit und Vielfältigkeit der Menschen auszurichten. Das gelinge nur, wenn sie von Anfang an einbezogen würden.

Kurz vor der Eröffnung des Bürgerdialogs blickte Kalayci zurück auf zehn Jahre Pflegestützpunkte in Berlin. Mit 26 Pflegestützpunkten startete die neutrale und übergreifende Beratung von Pflegekassen und Sozialverwaltung im Jahr 2009 in der Hauptstadt. Heute gibt es 36 Pflegestützpunkte in Berlin.

Sie haben im vergangenen Jahr rund 63 000 Ratsuchende informiert und beraten. „Alle Beteiligten wollen gemeinsam die fachliche Weiterentwicklung der Pflegestützpunkte vorantreiben – diese Bilanz kann sich zu Recht sehen lassen“, meint Kalayci.

Fragen zur Pflege im Privathaushalt sind nach Angaben von Marina Rudolph, Pflegeexpertin und stellvertretende Leiterin der Landesvertretung Berlin/Brandenburg des Ersatzkassenverbands vdek am häufigsten. „Dies deckt sich mit der Tatsache, dass die meisten Pflegebedürftigen in Berlin, etwa 75 Prozent, zu Hause gepflegt werden“, so Rudolph.

450 Pflegestützpunkte

Bundesweit gibt es nach Angaben des Pflegebevollmächtigten der Bundesregierung Andreas Westerfellhaus etwa 450 Pflegestützpunkte. „Deutschland verfügt damit über ein starkes, regional allerdings recht unterschiedlich ausgestaltetes Beratungsnetz rund um Fragen der Pflege“, so Westerfellhaus.

Die Beratungsstellen seien nötig, damit Pflegebedürftige und ihre Angehörigen die Vielzahl an Hilfs- und Unterstützungsangeboten der Pflegeversicherung passgenau nutzen und die Pflege optimal organisieren können, meint der Pflegebeauftragte.

Der Vorsitzende des Steuerungsgremiums der Pflegestützpunkte Berlin und designierte stellvertretende Vorstandsvorsitzende der AOK Nordost, Hans-Joachim Fritzen, kündigte an, dass die Beratung zumindest in Berlin noch bekannter gemacht werden soll.

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