Auch ältere Erwachsene können neu an Typ-1-Diabetes erkranken

Die Autoimmunität bei Typ-1-Diabetes beginnt zwar immer im Kindesalter. Die ersten Symptome können aber durchaus erst im vierten Lebensjahrzehnt auftreten.

Veröffentlicht:
Eine junge Frau injiziert sich Insulin mit einem Pen: In Deutschland erkranken jedes Jahr 15 von 100 000 Einwohnern neu an Typ-1-Diabetes.

Eine junge Frau injiziert sich Insulin mit einem Pen: In Deutschland erkranken jedes Jahr 15 von 100 000 Einwohnern neu an Typ-1-Diabetes.

© dondoc-foto / fotolia.com

WIESBADEN (ner). Nicht nur die Häufigkeit von Typ-2-Diabetes, sondern auch Erkrankungen mit Typ-1-Diabetes nehmen drastisch zu. Symptomatisch wird die Autoimmunkrankheit dabei zum Teil erst im Erwachsenenalter.

Die Bezeichnung "juveniler Diabetes" für Typ-1-Diabetes sollte man vergessen, da sie irreführend sei, sagte Professor Anette-Gabriele Ziegler von der Forschergruppe Diabetes an der TU München beim Internistenkongress in Wiesbaden. Zehn Prozent der erwachsenen Diabetiker seien Typ-1-Diabetiker, betonte sie.

Zwar beginne die Autoimmunität stets in der Kindheit. Die klinischen Symptome könnten jedoch in jedem Lebensalter erstmals auftreten, so Ziegler. Wichtig: Oft geht Typ-1-Diabetes dabei mit weiteren Autoimmunerkrankungen, etwa der Schilddrüse, einher.

Zunahme um vier Prozent pro Jahr

Darüber hinaus ergeben Daten einer seit 1989 in Deutschland laufenden Kohortenstudie, dass die Krankheit in jungen Geburtsjahrgängen sehr viel rasanter verläuft als früher. Unter den Kleinkindern bis vier Jahre wird eine sehr rasche Zunahme der Inzidenz registriert.

Im Moment erkranken in Deutschland 15 pro 100.000 Einwohner neu an Typ-1Diabetes. Pro Jahr gibt es eine Zunahme um vier Prozent.

Die Ursachen für die zunehmende Häufigkeit sind noch weitgehend unklar. Hat man zunächst das zunehmende Durchschnittskörpergewicht der Kinder mit entsprechend erhöhter Belastung des Pankreas verantwortlich gemacht, haben nach Angaben von Ziegler Tierversuche das Gegenteil ergeben: Übergewicht scheint eher vor Autoimmunität zu schützen.

Vermehrt mit Typ-1-Diabetikern zu rechnen

Erhöhte Inzidenzen sind unter per Sectio entbundenen Kindern beobachtet worden, womöglich weil das Immunsystem auf andere Art und Weise reift als bei vaginal entbundenen Kindern. Bestimmte genetische Faktoren scheinen zudem mit einer erhöhten Vulnerabilität für Typ-1Diabetes einher zu gehen.

Allgemeinmediziner und Internisten müssen demzufolge vermehrt mit Typ-1-Diabetikern im Praxisalltag rechnen. Ziegler schilderte den Fall eines 45-jährigen asymptomatischen Mannes, der bei einer Routineuntersuchung mit einem HbA1c-Wert von 9,3 Prozent aufgefallen war.

Es bestanden bei dem Patienten keine weiteren laborchemischen Auffälligkeiten, kein metabolisches Syndrom und keine positive Familienanamnese. Der Test auf Autoantikörper ergab bei ihm dann die Diagnose eines Typ-1-Diabetes.

Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Lesen sie auch
Mehr zum Thema

Zwei Phase-III-Studien gescheitert

Semaglutid offenbar wirkungslos gegen Alzheimer

Einteilung in fünf Gruppen

Diabetes: Risiken für Komorbiditäten vom Subtyp abhängig

Diabetes mellitus

Bempedoinsäure: Benefit für Hochrisiko-Kollektive

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Daiichi Sankyo Deutschland GmbH, München
Das könnte Sie auch interessieren
Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

© Aleksandr | colourbox.de

Fatal verkannt

Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

© polkadot - stock.adobe.com

Vitamin-B12-Mangel

Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
B12-Mangel durch PPI & Metformin

© Pixel-Shot - stock.adobe.com

Achtung Vitamin-Falle

B12-Mangel durch PPI & Metformin

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: Risikoreduktion durch Bempedoinsäure gegenüber Placebo in der CLEAR-Outcomes-Studie für den primären 4-Komponenten-Endpunkt (A) und den sekundären 3-Komponenten-Endpunkt (B) stratifiziert nach Diabetes-Status

© Springer Medizin Verlag

Diabetes mellitus

Bempedoinsäure: Benefit für Hochrisiko-Kollektive

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Daiichi Sankyo Deutschland GmbH, München
Abb. 1: Studie DECLARE-TIMI 58: primärer Endpunkt „kardiovaskulärer Tod oder Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz“ in der Gesamtkohorte

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [4]

Diabetes mellitus Typ 2

Diabetes mellitus Typ 2 Präventiv statt reaktiv: Bei Typ-2-Diabetes mit Risikokonstellation Folgeerkrankungen verhindern

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Porträt: Dr. Jörg Sandmann | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

© Porträt: Dr. Jörg Sandmann | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

„ÄrzteTag extra“-Podcast

Der hypogonadale Patient in der Hausarztpraxis

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Besins Healthcare Germany GmbH, Berlin
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Lesetipps
Sieht lecker aus und schmeckt — doch die in Fertigprodukten oft enthaltenen Emulgatoren wirken proinflammatorisch. Ein No-Go für Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen.

© mit KI generiert / manazil / stock.adobe.com

Emulgatoren in Fertigprodukten

Hilfreich bei Morbus Crohn: Speiseeis & Co. raus aus dem Speiseplan!