Markt-Check

Gesundheitswirtschaft sieht rosige Zukunft

Deutscher Industrie - und Handelskammertag analysiert: Gründe für gute Stimmung in der Gesundheitswirtschaft sind demografischer Wandel, erhöhtes Gesundheitsbewusstsein und ein Nachfrageanstieg als Folge der Zuwanderung.

Christoph FuhrVon Christoph Fuhr Veröffentlicht:

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BERLIN. Es gibt Zahlen, die geeignet sind, Bürgern zu vermitteln, welche gigantischen Geldsummen im Gesundheitswesen bewegt werden.

Das Statistische Bundesamt (Destatis) meldete im März, dass die Gesundheitsausgaben in Deutschland die Marke von einer Milliarde Euro pro Tag überschreiten – eine markante Zahl, und das nicht nur für Experten, die die aktuellen Entwicklungen professionell im Blick behalten.

Mehr als eine Milliarde Euro pro Tag – da werden auch Menschen aufmerksam, die mit gesundheitsökonomischen Details in der Regel nichts am Hut haben.

Auf weitaus geringeres Interesse dürfte beim Publikum eine andere Zahl stoßen, die aber ebenfalls eine erhebliche ökonomische Bedeutung für den Standort Deutschland hat: Die Bruttowertschöpfung im Kernbereich der Gesundheitswirtschaft lag 2016 bei rund 248 Milliarden Euro.

Mit einem Wachstum von jährlich 3,8 Prozent wuchs der Sektor in den letzten elf Jahren deutlich stärker als das Bruttoinlandsprodukt. Diese Zahlen nennt das Bundesgesundheitsministerium.

Nicht nur ein Kostenfaktor

Allzu oft wird die Gesundheitsversorgung vor allem als Kostenfaktor gesehen. Doch die Gesundheitswirtschaft hat eine große ökonomische Bedeutung mit entsprechendem volkswirtschaftlichem Nutzen.

Gesundheit ist ein Beschäftigungsmotor und Wachstumsfaktor. Neben einer umfassenden Gesundheitsversorgung zeichnet sich der deutsche Gesundheitsmarkt vor allem durch die Entwicklung innovativer Hightech-Produkte in der Medizintechnik, innovativer Arzneimittel sowie neuer Behandlungs- und Untersuchungsmethoden aus.

Den Unternehmen im Gesundheitsmarkt geht es ausgezeichnet. Das zeigt der aktuelle "Report Gesundheitswirtschaft", eine auf den Antworten von knapp 700 Unternehmen der Branche basierenden Sonderauswertung der jüngsten Konjunkturumfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertags.

Als Grund für die positive Entwicklung werden der demografische Wandel, das erhöhte Gesundheitsbewusstsein und ein Nachfrageanstieg als Folge der Zuwanderung genannt.

Zuversichtlicher Blick in die Zukunft

Eine rosige Zukunft

30 Prozent der 700 an der DIHK-Umfrage beteiligten Unternehmen aus der Gesundheitsbranche gehen davon aus, dass sie in Zukunft noch bessere Geschäfte machen. Nur fünf Prozent erwarten eine Verschlechterung.

Der Personalaufbau geht weiter. 32 Prozent der Betriebe wollen in Zukunft mehr Mitarbeiter einstellen.

Hauptrisiko bleibt aus Sicht der Betriebe nach wie vor mit großem Abstand der Fachkräftemangel.

In der Erhebung bewerteten 53 Prozent der Befragten ihre Geschäftslage als gut, nur fünf Prozent als schlecht. Der Saldo von 48 Punkten bedeutet eine deutliche Verbesserung gegenüber der Umfrage von Herbst 2017 mit damals 43 Punkten.

Auch der Blick in die Zukunft fällt zuversichtlich aus: Nur 10 Prozent der Umfrageteilnehmer befürchten eine Verschlechterung, 30 Prozent rechnen mit künftig besseren Geschäften.

Hauptrisiko bleibt aus Sicht der Betriebe nach wie vor mit Abstand der Fachkräftemangel. Ihn betrachten 61 Prozent der Befragten als Gefahr für ihre Geschäftstätigkeit; am stärksten drückt diese Sorge die Gesundheits- und sozialen Dienste (79 Prozent).

Auf den Plätzen zwei und drei unter den Geschäftsrisiken rangieren die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen (44 Prozent gegenüber 45 Prozent in der Vorgängererhebung) und die Arbeitskosten (konstant bei 37 Prozent).

Angesichts der optimistischen Einschätzungen der künftigen Geschäftslage überrascht es nicht, dass auch die Investitionsabsichten einen neuen Höchstwert erreichen: Der Investitionssaldo kletterte von 27 auf 30 Punkte.

Kein Ende beim Personalaufbau

Und auch der Personalaufbau geht weiter. 32 Prozent der Betriebe planen einen Stellenaufbau, nur 9 Prozent wollen ihre Belegschaft verkleinern. Damit liegt auch der Saldo der Beschäftigungspläne deutlich über dem Niveau von Herbst 2017 (23 nach 20 Punkten).

Die Gesundheitswirtschaft sorgt zudem für eine konjunkturunabhängige und damit wirtschaftlich stabilisierende Nachfrage. Im Gesundheitswesen sind 5,5 Millionen Menschen beschäftigt.

Seit dem Jahr 2000 hat die Zahl der Beschäftigten in diesem Sektor um rund eine Million zugenommen. Das entspricht einem Zuwachs von über 27 Prozent.

Wie sieht es mit den Perspektiven für die Gesundheitswirtschaft aus? Beim Hauptstadtkongress geht es um einen politischen Austausch unter den Wirtschaftsministern von vier Bundesländern zu Themen der Gesundheitswirtschaftspolitik, etwa Gesundheit als Beschäftigungs -und Wachstumssektor, Fachkräfteausbildung/neue Berufe, Chancen von Start-ups im Gesundheitsbereich sowie Möglichkeiten von Gesundheitsregionen und Netzwerken.

Glossar: Begriffe aus der Ökonomie

Was ist die Gesundheitswirtschaft? Mit welchen Kenngrößen wird sie gemessen und welche Besonderheiten weist sie auf. Ein kleines Glossar.

Bruttowertschöpfung ergibt sich aus dem Gesamtwert der im Produktionsprozess erzeugten Güter und Leistungen (Produktionswert oder Aufkommen) abzüglich der hierfür verwendeten Vorleistungen (Einkäufe von anderen).

Erster Gesundheitsmarkt umfasst gesundheitsrelevante Dienstleistungen und Güter, die von Gesetzlicher Krankenversicherung, Privater Krankenversicherung und Beihilfe erstattet werden.

Zweiter Gesundheitsmarkt umfasst Dienstleistungen und Waren, die nicht von einer Vollversicherung übernommen oder durch den Staat finanziert werden. Beispiel: IGeL, Selbstmedikation.

Kernbereich der Gesundheitswirtschaft: ambulante und stationäre medizinische Leistungen, die von der GKV, PKV und Beihilfe finanziert werden.

Erweiterter Bereich der Gesundheitswirtschaft: Waren und Leistungen, die nicht in den Kernbereich fallen, jedoch einen Gesundheitsnutzen haben und aufgrund subjektiver Kaufentscheidung mit Blick auf die Gesundheit erworben werden. Ferner Investitionen in Forschung und Entwicklung sowie Ausgaben für die Ausbildung der Gesundheitsberufe, Bauinvestitionen, Leistungen von Unternehmensberatungen.

Gesundheitsausgaben umfassen Dienstleistungen und Güter mit dem Ziel der Prävention, Behandlung, Rehabilitation und Pflege sowie Kosten der Verwaltung und Investitionen der Einrichtungen des Gesundheitswesens. Nicht enthalten: Aufwendungen für Forschung und Entwicklung, Ausbildung sowie für krankheitsbedingte Folgen wie Einkommensleistungen (Entgeltfortzahlungen, Krankengeld).

Industrielle Gesundheitswirtschaft umfasst Produktion von Humanarzneimitteln, medizinische Geräte, Prothetik, Hilfsmittel, aber auch Körper- Mund und Zahnpflegeprodukte, Geräte der Datenverarbeitung und Kommunikation, Sport- und Fitnesswaren. Dazu zählen auch Aufwendungen für Forschung und Entwicklung für Arzneimittel und Medizintechnik.

Medizinisch-technischer Fortschritt wird als Multifaktorproduktivität gemessen. Diese ergibt sich als Residualgröße aus der jährlichen Veränderungsrate des Outputs (auf der Basis des Produktionswerts) abzüglich der Summe der gewichteten Veränderungsraten der Inputs Vorleistungen, Arbeit und Kapital.

Im Vergleich zu anderen Branchen erweist sich der Wachstumsfaktor "technischer Fortschritt" in der Gesundheitswirtschaft als überdurchschnittlich: jährlich im Durchschnitt der letzten zehn Jahre 0,59 zu 0,36 Prozentpunkte. (HL)

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