Hauptstadtkongress

Medizin und Pflege: Es lebe die Teamarbeit

Eine gute Zusammenarbeit zwischen Medizin und Pflege birgt viele Vorteile. Beim Hauptstadtkongress berichten Ärzte und Pflegekräfte, was notwendig ist, damit Teamwork gelingt. Noch funktioniert dies aber nicht an allen Kliniken reibungslos.

Bettina KrachtVon Bettina Kracht Veröffentlicht:
Ärztin und Pflegekräfte schieben einen Patienten durch einen Krankenhausflur.

Die Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Pflegekräften ist nicht nur in Notfallsituationen für die Patientenversorgung wichtig.

© chokniti / stock.adobe.com

Berlin. In einer Zeit, in der sich die Medizin mehr und mehr spezialisiert, werde Vernetzung immer wichtiger – nicht nur zwischen Fachbereichen, auch zwischen Pflege und Medizin, betonte Professor Alex W. Friedrich vom Uniklinikum Münster beim Hauptstadtkongress-Panel zur Zusammenarbeit von Pflege und Medizin.

Eine Differenzierung zwischen den beiden Professionen wie auch anderen Gesundheitsberufen habe er in seinen mehr als zehn Jahren Berufstätigkeit in den Niederlanden nicht erlebt.

Dass sich deutsche Kliniken diesen Umstand nicht mehr leisten könne, liege nicht nur an dem Fachkräftemangel bei steigender Patientenzahl. Auch die Patientenversorgung leide häufig, wenn nicht alle Berufsgruppen ihre Expertise gleichwertig einbringen könnten.

Diese Einschätzung teilten auch die drei anderen Diskutanten, allesamt Pflegedirektorinnen und Pflegedirektoren aus Kliniken. Sie berichten aus ihrem Berufsalltag, wie es gelingen kann.

Verantwortung fördert Selbstbewusstsein

Seit vor einem Jahr die Position des pflegerischen Geschäftsführers – außer dem ärztlichen und kaufmännischen Geschäftsführer – am Klinikum Darmstadt geschaffen wurde, erlebt Michele Tarquinio, der dort zuvor bereits Pflegedirektor gewesen ist, ein gestiegenes Selbstbewusstsein unter den Pflegekräften.

Auch wenn von ärztlicher Seite diese Aufwertung der Pflege nicht durchgehend positiv bewertet werde, sieht Tarquinio die Diskussionen im Geschäftsführungsteam förderlich für die Versorgung. Das neue Selbstbewusstsein sei zudem wichtig, damit Pflegekräfte sich noch mehr einbrächten.

Anja König vom Klinikum Mittelbaden berichtete aus ihrer langjährigen Berufstätigkeit an verschiedenen Kliniken, wie interprofessionelle Ausbildungsstationen die Zusammenarbeit stärken. Dort lernten Angehörige verschiedener Berufsgruppen noch vor Abschluss ihre Ausbildung miteinander – dies trage zum Austausch und zur gegenseitigen Wertschätzung bei.

Schon vor rund zehn Jahren wurde auf der psychiatrischen Station des Alexianer St. Hedwig Krankenhauses im Berliner Wedding die Zusammenarbeit neu organisiert und damit als „Weddinger Modell“ über die Stadtgrenzen hinaus bekannt, berichtete Ina Jarchov-Jadi.

Ärztliche Behandlung steht nicht immer an erster Stelle

Und so funktioniert es: Die Visite findet ausschließlich mit dem Patienten statt, alle Berufsgruppen bringen sich gleichwertig in die Behandlung ein. Je nach Einzelfall kann es sein, dass nicht die ärztliche Behandlung an erster Stelle steht, sondern beispielsweise die Unterstützung durch eine Sozialarbeiterin, wenn es erforderlich macht.

Diese Aufwertung habe den positiven Effekt, dass Pflegepersonal in der Psychiatrie arbeiten möchten, obwohl das Klientel im Berliner Wedding als herausfordernd gelte.

Dass die Zusammenarbeit gelingen könne, habe die COVID-19-Pandemie gezeigt, waren sich alle Diskussionsteilnehmer einig. Aus der Not heraus hätten sich Verantwortliche aller Berufsgruppen an einen Tisch gesetzt, sich ausgetauscht und Lösungen gefunden. Für Kompetenzgerangel sei keine Zeit gewesen. Mit dem Ende der Pandemie sei das leider wieder verschwunden. (bkr)

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