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STIKO-Empfehlungen

Handlungsbedarf bei Grippeschutz für Chroniker

Trotz des höheren Risikos für schwere Krankheitsverläufe ist nur ca. jeder Zehnte der chronisch Erkrankten von 18-59 Jahren gegen Influenza geimpft. Das liegt weit unter dem WHO-Ziel von 75 % für Risikogruppen. Um Komplikationen zu vermeiden, empfiehlt die STIKO eine jährliche Grippeimpfung.

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Arzt im Gespräch mit Patientin

© Ground Picture / shutterstock

Das interaktive Dashboard des Robert Koch Instituts (RKI) zeigt signifikante Impflücken bei chronisch Kranken, besonders in den jüngeren Altersgruppen. Nur etwa jeder Zehnte der Personen mit Grunderkrankung im Alter von 18-59 Jahren hat sich zum Berichtszeitpunkt 2023/24 gegen Influenza impfen lassen [1]. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt unabhängig vom Alter allen Personen mit Grunderkrankungen eine Influenzaimpfung. Darunter fallen bspw. chronische Erkrankungen der Atmungsorgane, chronische Herz-Kreislauf-, Leber- und Nierenerkrankungen, Diabetes mellitus und andere Stoffwechselerkrankungen, neurologische Erkrankungen wie z.B. Multiple Sklerose (MS), angeborene oder erworbene Immundefizienz sowie eine HIV-Infektion [2].

Bedenkt man, dass jeder Zweite in Deutschland chronisch krank und dadurch bei einer Influenza besonders gefährdet ist, gilt es, auf diese Personengruppe ein erhöhtes Augenmerk zu legen [3]. Besonders bei jüngeren Patienten mit relevanten Grunderkrankungen zeigt sich das große Defizit in den Impfquoten: Bei den 18- bis 29-jährigen Chronikern liegt diese bei nur 6,4 %[1].

Chronisch Kranke profitieren klar von Influenza-Impfung

Diabetiker stellen mit rund 11 Mio. Betroffenen eine große Gruppe chronisch Erkrankter dar [4]. Eine Influenzainfektion ist für diese Personengruppe mit besonderen Risiken, wie einem erhöhten Risiko für renale oder kardiovaskuläre Komplikationen sowie einer Verschlechterung der Grunderkrankung, verbunden [5, 6]. Zudem geht eine Infektion mit einem 2-fach erhöhten Sterberisiko, im Vergleich zu Nicht-Diabetikern, einher [7]. Auch bei den 4,4 Millionen onkologischen Patienten in Deutschland [8] tragen Infektionen wesentlich zu Morbidität und Mortalität bei, sei es als Folge der immunschwächenden Therapie oder weil notwendige Krebsbehandlungen aufgrund von Infektionen verschoben werden müssen [9]. Bei Personen mit chronischen neurologischen Erkrankungen (z.B. MS), oder chronisch-entzündlichen Erkrankungen (z.B. rheumatoider Arthritis) besteht nicht nur aufgrund häufiger immunsuppressiver Therapien ein erhöhtes Infektionsrisiko – eine Influenza-Infektion kann darüber hinaus auch das Schub-Risiko erhöhen [10].

Studien zeigen, dass die Influenzaimpfung bei diesen Patientengruppen in der Regel gut vertragen wird. Ein ursächlicher Zusammenhang zwischen Influenzaimpfungen (Tot- oder Lebendimpfstoffe) und dem Auftreten oder der Verschlechterung von Schüben chronisch-entzündlicher bzw. autoimmuner Erkrankungen konnte bislang nicht nachgewiesen werden [12, 13]. Hingegen erhöht eine durchgemachte Influenzaerkrankung nachweislich das Risiko eines Krankheitsschubes [13]. Insgesamt überwiegt somit klar der Nutzen der Impfung gegenüber dem potenziellen Risiko.

Die STIKO empfiehlt eine jährliche Impfung gegen Influenza für alle Personen ab 6 Monaten mit einer chronischen Grunderkrankung. Aber auch deren enge Kontaktpersonen (z.B. Partner, Kinder oder Eltern) sollten im Sinne einer Kokonbildung um die besonders vulnerablen chronisch Kranken geimpft sein [14].

Literatur:

1. Berechnung auf Grundlage von: Robert Koch-Institut (2025). VacMap – Dashboard zum Impfgeschehen in Deutschland. https://www.rki.de/vacmap Personen mit Grunderkrankung Grippesaison 2023/2024.

2. Ständige Impfkommission: Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) beim Robert Koch-Institut 2025 Epid Bull 2025;4:1- 75; https://www.rki.de/DE/Aktuelles/Publikationen/Epidemiologisches-Bulletin/2025/04_25.pdf?__blob=publicationFile&v=11, abgerufen am 25.08.2025.

3. Deutsches Ärzteblatt, 28.09.2020, https://www.aerzteblatt.de/news/mehr-als-die-haelfte-der-deutschen-bevoelkerung-ist-chronisch-krank-4b9cfb75-52c4-493b-9728-1a4064b6f523, abgerufen am 24.7.2025.

4. Deutsche Diabetes Hilfe, https://www.diabetesde.org/ueber_diabetes/was_ist_diabetes_/diabetes_in_zahlen, abgerufen am 24.07.2025.

5. NFID. For people with diabetes, flu vaccination is more important than ever; November 5, 2020, https://www.nfid.org/for-people-with-diabetes-flu-vaccination-is-more-important-than-ever/, abgerufen am 14.07.2025.

6. Sellers SA, et al. Influenza Other Respir Viruses. 2017;11(5):372-393.

7. Wilking H, et al. Euro Surveill. 2010;15(49):19741.

8. Zentrum für Krebsregisterdaten. Datenbankabfrage zu Prävalenz, Fallzahlen in Deutschland, 2019, 25 Jahre Prävalenz, https://www.krebsdaten.de/Krebs/DE/Datenbankabfrage/datenbankabfrage_stufe1_node.html, abgerufen am 01.07.2025.

9. Onkopedia, https://www.onkopedia.com/de/onkopedia/guidelines/impfungen-bei-tumorpatienten/@@guideline/html/index.html, abgerufen am 24.7.2025.

10. Loebermann M, Winkelmann A, Reisinger EC, Zettl UK. Impfen und Multiple Sklerose. Nervenarzt 2010; 81: 181-193 2.

11. Albrecht, K., Binder, S., Minden, K.et al. Systematisches Review zur Schätzung der Prävalenz entzündlich rheumatischer Erkrankungen in Deutschland. Z Rheumatol (2023), https://doi.org/10.1007/s00393-022-01305-2, abgerufen am 24.07.2025.

12. Bundesgesundheitsbl 2019; 62: 496, https://doi.org/10.1007/s00103-019-02905-1, abgerufen am 24.7.2025.

13. Bundesgesundheitsbl 2019; 62: 500, https://doi.org/10.1007/s00103-019-02905-1, abgerufen am 24.7.2025.

14. Impfen-Info.de, https://www.impfen-info.de/grippeimpfung/, abgerufen am 24.07.2025.

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