Leitartikel zum neuen Blutdruckziel

140 mmHg für alle!

Die europäischen Fachgesellschaften für Hypertonie und Kardiologie haben neue Leitlinien zum Management der arteriellen Hypertonie herausgegeben. Der systolische Zielwert soll nun für nahezu alle Patienten einheitlich bei 140 mmHg liegen.

Dr. Robert BublakVon Dr. Robert Bublak Veröffentlicht:
Neuer systolischer Zielwert beim Blutdruck: 140 mmHg.

Neuer systolischer Zielwert beim Blutdruck: 140 mmHg.

© [M: Till Schlünz], F: Tatiana Popova / shutterstock.com

Rund jeder dritte Deutsche leidet an Bluthochdruck. Das geht aus der kürzlich veröffentlichten "Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland" (DEGS) hervor. Und mit dem Alter steigt der Hypertonikeranteil, bei den über 70-Jährigen liegt er bei 75 Prozent.

Wie mit diesem Volksleiden umzugehen sei, ist in detaillierten Leitlinien formuliert. Doch sind sie allesamt in die Jahre gekommen.

Die deutsche Leitlinie etwa stammt aus dem Jahr 2008, die europäische wurde 2007 publiziert, die US-amerikanischen JNC-7-Empfehlungen feiern im kommenden Jahr zehnten Geburtstag.

Mehr als 700 Studien gesichtet

Seit vergangenem Samstag liegen nun die frischen Hochdruck-Leitlinien von European Society of Hypertension (ESH) und European Society of Cardiology (ESC) vor.

Auf dem 23. Kongress der ESH in Mailand vorgestellt und zeitgleich im Internet zugänglich gemacht (J Hypertens 2013; 31: 1281 -Eur Heart J 2013; online first, 14. Juni), umfasst das Konvolut über 70 Seiten. Mehr als 20 Autoren haben dafür mehr als 700 Studien gesichtet, den Vorsitz der Arbeitsgruppe führten Professor Giuseppe Mancia (Mailand) und Professor Robert Fagard (Löwen).

Eine wichtige Neuerung sind einheitliche Zielwerte. Während in der Vorgängerversion der Leitlinien noch verschiedene Zielwerte je nach Risikogruppe definiert waren - 140/90 mmHg für Patienten mit niedrigem oder mäßigem Risiko, 130/80 mmHg für Hochrisikopatienten - gilt jetzt ein einheitlicher systolischer Zielwert ...

Jetzt gleich lesen ... Jetzt gleich lesen ...

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Kommentare
Dr. Karlheinz Bayer 19.06.201313:48 Uhr

na endlich !


Eine Systole von 120 war stets ein Dogma und noch nie eine Wissenschaft.
Ich möchte nicht wissen, wie viele Menschen mit sinnlosen 120 zu x gestürzt sind, sich Frakturen bei diesen Stürzen zuzogen, unter Schwindel, Potenzstörungen und Vergeßlichkeit oder Kopfschmerzen litten oder sogar einen weißen Hirninfarkt bekamen. Die Schlaganfälle sind nun mal 9:1 Minderdurchblutungen und nur 1:9 Rupturen von Gefäßen.

Rund 140 oder 150 systolisch waren bisher nicht, und werden auch zukünftig nicht bedenklich sei. Die bisher von mir stets sträflich falsch eingestellten Patienten haben bislang nur ein negatives Symptom festgestellt: die Angst vor dem Kardiologen mit dem erhobenen Zeigefinger.

Wir müssen irgendwann zu der therapeutischen Wahrheit finden, daß der Blutdruck keine gottgegebene Sollmarke ist, sondern das Produkt aus vielen Faktoren, die es eigentlich zu behandeln gilt, sprich Übergewicht, Rauchen, Bewegungsmangel.

Einen Blutdruck bei einem bewegungsarmen und übergewichtigen Raucher auf 120 zu senken war vergleichbar mit der Idee, ein voll beladenes, älteres Auto am Berg vom 2. in den 4. Gang zu schalten, um die Drehzahl zu senken.

Ich habe zwar noch selten auf Leitlinien etwas gegeben, aber dies scheint ein Beispiel zu sein, daß sich Leitlinien auch der Lebenswirklichkeit anpassen können.

Dr.Karlheinz Bayer, Bad Peterstal

<< < 1 2 > >>
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Knappe ärztliche und Pflege-Ressourcen

Wie die Peritonealdialyse die Personalprobleme lindern könnte

Kongress-Motto „Resilienz“

DGIM-Präsident Galle: Wie Kollegen den Kopf frei bekommen

Alternatives Versorgungsmodell

Wenn der „Zuhause-Arzt“ alle Hausbesuche übernimmt

Lesetipps
Frühgeborenes Baby schlafend im Inkubator auf der Intensivstation mit angeschlossenen Überwachungskabeln.

© Toshi Photography / stock.adobe.com

Frühgeburt

Frühgeborene: Was bringen Probiotika?

Auch einem CT-Bild ist ein Prostata-Karzinom markiert.

© samunella / stock.adobe.com

Aktualisierung der S3-Leitlinie

Früherkennung von Prostatakrebs: Tastuntersuchung vor dem Aus