Akupunktur lindert Kreuzschmerzen

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Ein Orthopäde setzt bei einer Schmerz-Patientin Akupunkturnadeln.

Ein Orthopäde setzt bei einer Schmerz-Patientin Akupunkturnadeln.

© Foto: Klaro

NEU-ISENBURG (mar). Durch Akupunktur nach traditioneller chinesischer Medizin (TCM) und durch Sham-Akupunktur lassen sich chronische Kreuzschmerzen signifikant besser lindern als mit einer leitlinienbasierten Standardtherapie. Das ist das Ergebnis der dreiarmigen GERAC×-Studie, die jetzt veröffentlicht worden ist.

Die Studie hat dazu beigetragen, dass die Akupunktur bei chronischen Rückenschmerzen seit Anfang dieses Jahres GKV-Leistung geworden ist.

Studienteilnehmer waren 1162 Patienten, die seit mindestens sechs Monaten (im Mittel seit acht Jahren) Kreuzschmerzen hatten. Je ein Drittel der Patienten erhielt zehn jeweils 30-minütige Behandlungen mit TCM-Akupunktur (Einstichtiefe der Nadeln: 5 bis 40 mm) oder mit Sham-Akupunktur (Nadelung an Nicht-Akupunkturpunkten und Einstichtiefe nur 1 bis 3 mm) oder eine leitlinienbasierte Standardbehandlung aus Pharmakotherapie und nicht-medikamentösen Maßnahmen. Gegebenenfalls waren zusätzliche fünf Behandlungen möglich.

Als Ansprechen auf die Therapie war ein Rückgang der Schmerzen um mindestens 33 Prozent sowie eine Verbesserung der rückenspezifischen Funktionseinschränkungen um mindestens 12 Prozent nach sechs Monaten definiert (Arch Intern Med 167, 2007, 1892).

Von der Behandlung profitierten jeweils fast die Hälfte der Patienten in den beiden Akupunktur-Gruppen (TCM: 48 Prozent, Sham: 44 Prozent), aber nur etwa ein Viertel derjenigen mit Standardtherapie (27 Prozent). Der Unterschied in den Ansprechraten zwischen den Akupunkturbehandlungen und der Standardtherapie war statistisch signifikant (p < 0,001). In allen drei Therapiegruppen machten jeweils mehr als die Hälfte der Patienten von den zusätzlichen fünf Behandlungen Gebrauch.

Eine Erklärung für die ähnliche Wirksamkeit beider Akupunkturbehandlungen könnte nach Ansicht der Studien-Autoren sein, dass durch beide Akupunktur-Methoden ein "gemeinsamer Mechanismus" aktiviert wird, der die Entstehung, Weiterleitung und Verarbeitung der Schmerzen beeinflusst.

Seit Januar dieses Jahres ist die Akupunktur für die Indikationen Gonarthrose und chronische Rückenschmerzen eine GKV-Leistung. Ab 1. Januar 2008 können nur noch die Kollegen diese Leistung über EBM (30790, 30791) abrechnen, die bis zu diesem Datum eine Weiterbildung Akupunktur und 80-stündige Kurse in psychosomatischer Grundversorgung und in Schmerztherapie absolviert haben.

×Die Abkürzung GERAC bedeutet : German Acupuncture Trials

STICHWORT

Die German Acupuncture Trials (GERAC)

An den GERAC-Studien haben Patienten mit chronischen Knie- und Kreuzschmerzen teilgenommen. Sie erhielten eine Akupunktur nach den Regeln der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) oder eine Sham-Akupunktur, also eine minimal-invasive Nadelung an Nichtakupunktur-Punkten. Patienten einer Vergleichsgruppe erhielten eine leitliniengerechte Standardtherapie. An der GERAC-Gonarthrose-Studie hatten mehr als 1000 Patienten teilgenommen, an der GERAC-Studie zu chronischen Kreuzschmerzen mehr als 1162 Patienten sechs Monate dauernden Kreuzschmerzen. In beiden Studien schnitten TCM- und Sham-Akupunktur günstiger ab als die klassische Therapie. (eb)

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