Antikörper haben bei Abstoßungen offenbar eine erhebliche Bedeutung

SAARBRÜCKEN (nsi). Durch Antikörper - also humoral - vermittelte Immunreaktionen haben für Abstoßungsreaktionen und den Funktionsverlust übertragener Organe offenbar eine größere Bedeutung als bislang angenommen.

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Bei Abstoßungen sollte der Nachweis der Antikörperbindung im Spendergewebe und eventuell auch die Bestimmung von Antikörpertitern stärker in das Monitoring von Organempfängern einbezogen werden. Zudem seien die Testergebnisse bei der Wahl der Immunsuppressiva zu berücksichtigen. Das hat Professor Uwe Heemann vom Klinikum rechts der Isar in München beim Nephrologenkongreß in Saarbrücken gefordert.

Ein Hinweis dafür sei eine retrospektive Auswertung von 9031 übertragenen Organen. Der Analyse zu Folge gehen schon im Verlauf der ersten zwölf Monate nach der Op zehn Prozent (absolut) mehr Transplantate verloren, wenn die Patienten Antikörper gegen den Spender bilden, ohne daß zelluläre spenderspezifische Immunreaktionen nachzuweisen sind.

Auch die Bronchiolitis obliterans, ein Problem nach Lungentransplantation, tritt innerhalb von drei Jahren bei Patienten mit spenderspezifischen HLA-Antikörpern um 50 Absolut-Prozent häufiger auf als bei Organempfängern ohne diese Antikörper. Sie richten sich nicht nur gegen Transplantationsantigene (HLA-Antigene) des Spenders, sondern auch gegen Zellstrukturen oder den Angiotensin-1-Rezeptor.

So hat sich an mehr als 900 Nierenbiopsien gezeigt, daß ein positiver Nachweis der Komplementkomponente C4d in der Spenderniere signifikant häufiger mit akuten Schäden und Entzündungszeichen in den Glomeruli korreliert (Am J Transplant 2005, 5, 1050).

C4d ist ein In-situ-Marker für aktive, humorale Immunreaktionen. Das Komplementfragment bleibt wie ein Markierungsfähnchen an der Oberflächen von Zellmembranen genau dort zurück, wo Antikörper eine Komplementbindung ausgelöst haben.

"Wir sollten erwägen, in das Monitoring der Patienten nach Organtransplantation stärker die Antikörperbildung einzubeziehen und gezielt die immunsuppressive Therapie den Testergebnissen anzupassen", sagte Heemann bei einem von Hoffmann-La Roche unterstützten Symposium. Es könne sinnvoll sein, sowohl nach C4d auf Membranen in den Biopsaten zu suchen, als auch die Antikörpertiter zu bestimmen.

Viele für die Abstoßungsprophylaxe angewendeten Immunsuppressiva beeinflussen die zellulären Immunreaktionen stärker als die humoralen. Mycophenolatmofetil (MMF, von dem Unternehmen als CellCept® angeboten) hemmt auch die Vermehrung der B-Zellen und bremst einer aktuellen Studie zu Folge die Bildung von Spender-HLA-spezifischen Antikörpern (Clin Transplant 19, 2005, 168).

Heemann empfiehlt bei Verdacht auf eine humoral vermittelte Abstoßung seinen Patienten deshalb MMF. In Zukunft könnten zur Unterdrückung humoraler Abstoßungen auch Antikörper gegen B-Lymphozyten wie Rituximab bedeutsam sein.

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