Bei Darmkrebs auch auf Knochen achten

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Bei fortgeschrittenem Darmkrebs lohnt sich immer auch ein Blick auf die Knochen: Werden Knochenmetastasen rechtzeitig erkannt und behandelt, kann dies Komplikationen ersparen und das Leben verlängern.

Polypöses Kolon-Karzinom.

Polypöses Kolon-Karzinom.

© www.endoskopie-bilder.de; Albertinen-Krankenhaus

NEU-ISENBURG (mut). Etwa 6 bis 10 Prozent der Patienten mit Kolorektalkarzinom entwickeln nach epidemiologischen Daten auch Knochenmetastasen, der Anteil dürfte derzeit aber eher bei 10 Prozent liegen, vermuten Onkologen um Professor Daniele Santini aus Rom.

Als Grund dafür wird die inzwischen deutlich verlängerte Lebenszeit von Patienten mit Darmkrebs angegeben, sodass viele Patienten noch die Entwicklung von Knochenmetastasen erleben.

Daten von 264 Patienten ausgewertet

In einer retrospektiven Untersuchung hat Santinis Team nun den Verlauf der Erkrankung von 264 Patienten mit Knochenmetastasen infolge von Darmkrebs beobachtet (Ann Oncol 2012; DOI: 10.1093/annonc/mdr572).

Alle Patienten waren zum Zeitpunkt der Analyse an einem Kolorektalkarzinom gestorben. Die Daten entstammten einem Pool von etwa 2500 Patienten, sodass auch hier auf jeden zehnten Darmkrebspatienten einer mit Knochenmetastasen kommt.

Insgesamt hatten vier von fünf Patienten mit Knochenmetastasen bei der Krebsdiagnose einen fortgeschrittenen Tumor im Stadium T3 / 4, nur 10 Prozent einen im Stadium T1 / 2, bei weiteren 10 Prozent war das Stadium bei der Diagnose nicht bekannt. Dies zeige, so die Autoren, dass eine fortgeschrittene Erkrankung bei der Diagnose ein hohes Risiko für Knochenmetastasen birgt.

Wirbelsäule am häufigsten betroffen

Der Hauptort der Metastasen war die Wirbelsäule (bei 65 Prozent betroffen), gefolgt von Hüfte und Becken (34 Prozent) sowie den Extremitätenknochen (26 Prozent).

Im Median waren bei den Patienten elf Monate nach der Diagnose die ersten Knochenmetastasen nachweisbar, zwei Monate später traten auch die ersten Komplikationen wie Frakturen oder Rückenmarkskompressionen auf, oder die Patienten mussten ihre Knochen bestrahlen lassen.

Zu Frakturen infolge der Metastasen kam es bei 10 Prozent der Patienten mit Skelettkomplikationen.

Etwa die Hälfte der Patienten (48 Prozent) erhielt eine Therapie mit Zoledronsäure. Dadurch ließen sich Skelettkomplikationen signifikant verzögern - im Schnitt um etwa einen Monat.

Die mediane Überlebenszeit nach der Diagnose von Knochenmetastasen lag bei sieben Monaten, unabhängig davon, ob Skelettkomplikationen auftraten oder mit Zoledronsäure behandelt wurde.

Knochenmetastasen mit sehr schlechter Prognose

Wurde jedoch nur die Subgruppe von 157 Patienten betrachtet, bei denen Daten zu einer Bisphosphonat-Therapie vorlagen, so betrug die Lebenszeit mit Zoledronsäure im Median zehn Monate, ohne das Medikament nur sechs Monate. Dadurch ergab sich ein Trend zu einer verlängerten Überlebenszeit.

Diese Praxisdaten bestätigen, so die Autoren, dass Knochenmetastasen mit einer sehr schlechten Prognose einhergehen.

Leben Patienten mit metastasiertem Darmkrebs heute im Schnitt noch über 20 Monate, so reduziert sich diese Zeit um zwei Drittel, sobald Knochenmetastasen auftreten, und liegt bei noch etwa vier bis fünf Monaten, wenn es zu Skelettkomplikationen kommt.

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