Bei Harninkontinenz geht nur jede zweite Frau zum Arzt

HAMBURG (grue). Nur etwa jede zweite Frau, bei der erstmals eine Harninkontinenz auftritt, wendet sich an einen Arzt. Die anderen schämen sich, das zu tun oder nehmen an, daß es keine wirksame Behandlung gibt.

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Das hat eine aktuelle Befragung der Women's Health Coalition von 2700 Frauen in Deutschland ergeben. Jede fünfte befragte Frau gab an, sie sei gelegentlich harninkontinent - am häufigsten beim Husten, Niesen oder Lachen. Von den Frauen unter 40 Jahren ist demnach etwa jede zehnte betroffen, von den über 70jährigen sind es fast 40 Prozent.

In der von der Barmer Krankenkasse, der Deutschen Kontinenzgesellschaft und den Unternehmen Boehringer Ingelheim und Lilly aufgelegte Studie wird auch die Versorgungssituation der Frauen untersucht, die wegen Harninkontinenz zum Arzt gehen.

Danach erhalten 60 Prozent der Betroffenen zwar die Empfehlung, zu Hause Beckenbodengymnastik zu machen. Allerdings wird nur 23 Prozent geraten, sich schulen zu lassen. Und: zwölf Prozent der Frauen erhalten Medikamente, acht  Prozent werden zur Op ins Krankenhaus überwiesen.

"Operative Eingriffe zur Behebung der Harninkontinenz haben nach wie vor ihren Stellenwert, allerdings muß deswegen nicht die Gebärmutter entfernt werden", sagte Professor Heinz Kölbl von der Universität Mainz bei der Vorstellung der Studie in Hamburg. Allerdings: 14 Prozent der Hysterektomien würden allein aus diesem Grund vorgenommen.

Kölbl wandte sich gegen Wunsch-Kaiserschnitte von Frauen, die damit eine spätere Beckenbodenschwäche verhindern wollen. "Mehr noch als Geburten sind Schwangerschaften für die Erschlaffung des Bindegewebes verantwortlich", so Kölbl.

Dazu kommen Risikofaktoren wie Übergewicht und Veranlagung. "Außerdem tritt eine Belastungsinkontinenz nach einer Geburt, wenn überhaupt, meist nur vorübergehend auf".

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