Bei Jugendlichen hohe Tendenz zu Selbstverletzung

HEIDELBERG (bd). Mehr als die Hälfte aller 14jährigen Mädchen hat schon Diäten hinter sich und jedes Vierte bereits mehrfache Diäten, um abzunehmen. Aber nur elf Prozent von ihnen waren tatsächlich übergewichtig (BMI ›24,5). Jungen in diesem Alter haben deutlich weniger Diäterfahrung - 23 Prozent von ihnen haben schon eine Diät gemacht, tatsächlich übergewichtig waren dagegen nur 13,5 Prozent der 14jährigen Schüler.

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Dies haben neue Auswertungen aus der "Heidelberger Schulstudie" ergeben, die der Heidelberger Kinder- und Jugendpsychiater, Professor Franz Resch beim 19. Kongreß der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Forschung jetzt in Heidelberg vorgestellt hat.

Gemacht wurde die Studie von der Uniklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, dem Heidelberger Gesundheitsamt und der Pädagogischen Hochschule Heidelberg. Insgesamt 5500 Schülerinnen und Schüler aller Schultypen an 116 Schulen in Heidelberg und dem Rhein-Neckar-Kreis haben an der anonymen Befragung teilgenommen.

Kämen zu den Diäten bei den Mädchen zusätzlich Depressionen, Rückzugverhalten und extrem gute Schulleistungen, sollte an eine beginnende Magersucht gedacht werden, sagte die Präsidentin der Gesellschaft, Professor Beate Herpertz-Dahlmann aus Aachen.

Als bedenklich wertete Resch die steigende Zahl der Selbstverletzungstendenzen bei den 14jährigen Jugendlichen. Nach den Ergebnissen der Befragung haben elf Prozent es schon einmal probiert, sich selbst zu verletzen, und 4,5 Prozent mehr als viermal pro Jahr. Mädchen waren doppelt so häufig davon betroffen wie Jungen. 17 Prozent der Befragten gaben an, täglich zu rauchen, und 63 Prozent haben nach ihren Angaben noch nie geraucht.

Jeder zweite Jugendliche gab an, gelegentlich Alkohol zu trinken. Zehn Prozent tun dies einmal wöchentlich und nahezu zwei Prozent täglich. Resch zufolge würden solche Risikoverhaltensweisen wie Diäten, Selbstverletzungstendenzen, Rauchen und Alkoholkonsum im Umfeld der Jugendlichen toleriert und als schick gewertet, was einen Nachahmungseffekt erzeuge.

Häufig würden sie von anderen psychischen Störungen begleitet, zum Beispiel von Depressionen oder von einer mangelnden Affekt-Kontrolle. Derartige Verhaltensweisen müßten deshalb pädagogische und therapeutische Konsequenzen haben, forderte Resch.

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