Bei Reisen ist das Risiko für Thrombosen fast verdreifacht

NEU-ISENBURG(ikr). Das Risiko für eine venöse Thromboembolie erhöht sich pro zwei Stunden Reisedauer nach dem Ergebnis einer aktuellen Metaanalyse um 18 Prozent. Absolut gesehen erscheint die Gefahr US-Forschern aber nicht hoch genug, um generell zu speziellen Prophylaxe-Maßnahmen wie einer oralen Antikoagulation zu raten.

Veröffentlicht:
Experten empfehlen bei mehrstündigen Reisen zum Schutz der Venen Maßnahmen wie ausreichend Flüssigkeitszufuhr und Bewegung.

Experten empfehlen bei mehrstündigen Reisen zum Schutz der Venen Maßnahmen wie ausreichend Flüssigkeitszufuhr und Bewegung.

© Foto: Imago

Die Forscher von der Harvard Medical School in Boston haben insgesamt 14 Studien, darunter 11 Fall-Kontroll-Studien analysiert (Annals of Internal Medicine 151, 2009, 4. August). Mit dem Ergebnis: Im Vergleich zu Nichtreisenden verdoppelt sich das Risiko für venöse Thromboembolien (VTE) bei Reisenden. Wurden nur diejenigen Studien berücksichtigt, bei denen die Kontrollgruppe nicht aus Personen bestand, die zur Abklärung eines VTE-Verdachts überwiesen waren, war das VTE-Risiko bei Reisenden 2,8-fach erhöht. Zudem stellten die Forscher eine klare Dosis-Wirkungs-Relation fest: Pro zwei Stunden Reisedauer erhöhte sich das VTE-Risiko um 18 Prozent im Vergleich zu Nichtreisenden. Absolut gesehen ergab sich in einer retrospektiven Kohortenstudie bei gesunden Flugreisenden ein VTE-Risiko von 1 zu 4 600.

Für die US-amerikanischen Forscher sind die neuen Studiendaten Grund genug, weitere Studien zu fordern, in denen der präventive Nutzen von Allgemeinmaßnahmen wie ausreichende Flüssigkeitszufuhr und Bewegung auf Reisen besser untersucht wird. Aufgrund der engen Dosis-Wirkungs-Beziehung sei es auch notwendig, dass bei Personen mit erhöhtem VTE-Risiko, etwa wegen Thrombophilie oder Adipositas, zumindest auf Langstreckenflügen die Wirksamkeit von zusätzlichen Prophylaxemaßnahmen geprüft werde, meinen die US-Wissenschaftler.

Auch deutsche Experten halten nach der neuen S3-Leitlinie zur "Prophylaxe der venösen Thromboembolie" bei langdauernden Flug- oder Busreisen spezielle Maßnahmen zur VTE-Prophylaxe im Allgemeinen für nicht notwendig. Jedoch könnten bei zusätzlichen Risikofaktoren wie hohem Alter, Thromboembolien in der Anamnese oder Adipositas spezielle Vorkehrungen wie das Tragen von Kompressionsstrümpfen durchaus sinnvoll sein, so die Experten.

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Thrombektomie bei Apoplex

Nach Schlaganfall den Kopf richtig positionieren

Prospektive Kohortenstudie

DOAK wohl gute Alternative zu Marcumar bei zerebraler Venenthrombose

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Netzwerk-Metaanalyse von 139 Studien

Gonarthrose: Viele Optionen, doch nur wenige funktionieren

Chronisches Kreuzweh

Studie: Rauchen lässt den Rücken schmerzen

Lesetipps
Schwindel kann viele unterschiedliche Ursachen haben. Mit den richtigen Fragen kommt man aber zur richtigen Diagnose.

© Andrey Popov / stock.adobe.com

BAM-Kongress 2025

Schwindel in der Hausarztpraxis: Fünf Fragen zur Ursachenfindung

Prophylaktische Maßnahmen sind der beste Weg, um Infektionen bei Krebspatientinnen und -patienten zu verhindern. Während und nach ihrer Chemotherapie sind sie dafür besonders anfällig. (Symbolbild)

© RFBSIP / stock.adobe.com

Vorbeugen ist besser als heilen

Wie die Infektionsprophylaxe bei Krebspatienten gelingt

Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung