Bereits ein kurzes Gespräch gibt Depressiven mehr Zuversicht

GRÜNWALD (wst). Menschen mit schwereren Depressionen für längere Zeit ein Antidepressivum zu verordnen, genügt allein nicht. Es gilt auch, nach Ursachen oder Auslösern der Depression zu fahnden und den Patienten im Gespräch wieder zu einer lebenswerten Perspektive zu verhelfen.

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Darauf hat der Psychiater Professor Eckart Rüther aus München bei den "Grünwalder Gesprächen" hingewiesen. So könne eine beginnende Depression als Notreaktion des Gehirns im Sinne von "so geht’s nicht weiter", als eine Überforderungssituation oder Perspektivlosigkeit verstanden werden. Je länger ein solcher Zustand anhält, desto höher sei die Gefahr, dass die Depression unabhängig von ihren Auslösern wird und sich verselbstständigt, sagte Rüther auf der vom Unternehmen Wyeth unterstützten Veranstaltung.

Wie schnell und wie leicht ungünstige Umweltbedingungen zu einer Depression führen, ist aufgrund angeborener und erworbener Faktoren individuell höchst unterschiedlich. Dabei sei bekannt, dass Antidepressiva die Pufferkapazität des Gehirns für Belastungen erhöhen. Eine langfristige antidepressive Therapie sei deshalb häufig sinnvoll und notwendig.

Um die Prognose der Patienten zu verbessern und um die Chance zu erhöhen, irgendwann wieder ohne Psychopharmaka zurecht zu kommen, müsse auch nach Ursachen und Auslösern einer Depression geschaut werden. Dabei sei es hilfreich, den Patienten zu zeigen, wie solche Auslöser besser bewältigt oder vielleicht auch nur besser ignoriert werden können. Um dieses Ziel zu erreichen, sei nicht immer einer Psychotherapie nötig. Oft genügen dazu auch einige intensive Arzt-Patienten-Gespräche.

Zudem könne man den Patienten das Gefühl geben, jederzeit für sie da zu sein. Rüther empfiehlt dafür etwa SMS. Er versichert seinen Patienten, auf jede SMS innerhalb von zwölf Stunden telefonisch, mündlich oder ebenfalls per SMS zu reagieren. Allein die Aussicht, diese Möglichkeit für einen raschen Arztkontakt zu haben, gibt seinen Patienten so viel Sicherheit, dass sie das Angebot nur selten in Anspruch nehmen, so Rüther.

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