Hämaturie

CT-Urografie für die First-Line-Diagnostik?

Welchen Stellenwert hat die CT-Urografie in der Diagnostik bei Hämaturie? Einer britischen Studie zufolge empfiehlt sich ihr Einsatz nur bei Hochrisikopatienten.

Veröffentlicht:

LEEDS. Neben Zystoskopie und Ultraschall kommt zur Abklärung einer Hämaturie heute immer häufiger auch die CT-Urografie (CTU) schon in der First-Line-Diagnostik zum Einsatz. Studien haben ergeben, dass die CTU Pathologien der oberen Harnwege mit einer Spezifität und Sensitivität von rund 90 Prozent aufdecken kann.

So können neben Malignomen auch Steine und Nierenveränderungen detektiert werden. Gegenüber der röntgenologischen Darstellung mittels Kontrastmitteln (intravenöse Urografie, IVU) ist das ein Vorteil, da für sie lediglich Werte zwischen 50 und 60 Prozent erreicht werden.

Bedenken hegen Experten allerdings wegen der Strahlenbelastung, die bei der CTU bis zu zehnmal höher ist, als bei der IVU. Hinzu kommen Zufallsbefunde, die Patienten und Kassen belasten. Auch die Befundberichte lassen zum Teil auf sich warten.

Ein Ultraschall dagegen ist schnell durchzuführen und zu befunden. Außerdem wird für die CTU nur eine Sensitivität von 60 Prozent bei Blasentumoren berichtet, kleine Tumoren werden daher möglicherweise leichter übersehen als bei der Zystoskopie.

Um die Wertigkeit der CTU bei der Abklärung einer Hämaturie zu prüfen, hat das Team um Conor Devlin vom St James' University Hospital in Leeds retrospektiv die Verwendung der CTU an der "One-stop haematuria clinic" in Leeds untersucht (J Clin Urol 2015, online 24. April).

CTU kein Ersatz für Zystoskopie

Von den 1086 Patienten, die sich in der Hämaturie-Klinik im Jahr 2013 vorgestellt hatten, unterzogen sich 168 Männer und 78 Frauen im Anschluss an Ultraschalluntersuchung und Zystoskopie einer CTU. Das mittlere Alter der Patienten lag bei 64 Jahren, fast die Hälfte waren Raucher.

Alle neun Patienten, bei denen sich ein Urothelkarzinom bestätigte, hatten eine Makrohämaturie und waren älter als 50 Jahre. Bei acht von ihnen war bereits im Ultraschall eine Hydronephrose aufgefallen. Der negative Vorhersagewert der CTU erreichte 96 Prozent.

Die Ergebnisse ihrer Studie zeigten, so Devlin und Kollegen, dass die CTU kein Ersatz für eine Zystoskopie sei, um generell bei Hämaturie ein Urothelkarzinom abzuklären. Zudem rechtfertige dessen niedrige Prävalenz den allgemeinen Einsatz nicht.

Vielmehr könne mittels Risikostratifikation und aufgrund der Ultraschallbefunde gut eingeschätzt werden, ob eine CTU als weiterführende Untersuchung sinnvoll sei oder nicht. Die Untersuchung sollte Risikopatienten über 50 vorbehalten sein, etwa mit Makrohämaturie und/oder positivem Raucherstatus.

Auch die Leitlinien der Europäischen Urologengesellschaft (EAU) von 2013 befürworten den Einsatz der CTU nur bei Hochrisikopatienten. Hierunter fallen den EAU-Experten zufolge Ältere, Patienten mit Makrohämaturie, Raucher sowie Patienten mit berufsbedingter Exposition. (St)

Mehr zum Thema

Glomerulonephitiden

IgA-Nephropathie: Das Ziel ist die Null

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Weniger Rezidive

Hustenstiller lindert Agitation bei Alzheimer

Lesetipps
Ulrike Elsner

© Rolf Schulten

Interview

vdek-Chefin Elsner: „Es werden munter weiter Lasten auf die GKV verlagert!“

KBV-Chef Dr. Andreas Gassen forderte am Mittwoch beim Gesundheitskongress des Westens unter anderem, die dringend notwendige Entbudgetierung der niedergelassenen Haus- und Fachärzte müsse von einer „intelligenten“ Gebührenordnung flankiert werden.

© WISO/Schmidt-Dominé

Gesundheitskongress des Westens

KBV-Chef Gassen fordert: Vergütungsreform muss die Patienten einbeziehen