Mitralsegel

Clipping überzeugt Forscher

Das perkutane Clipping der Mitralsegel erweist sich bei inoperablen Patienten mit schwerer Mitralinsuffizienz als sicheres und symptomatisch wirksames Therapieverfahren.

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MitraClip: "Sichere und wirksame Alternative."

MitraClip: "Sichere und wirksame Alternative."

© Abbott Vascular

MÜNCHEN (DE). Geringe Mortalität, eine niedrige Komplikationsrate, eine deutliche Verbesserung des Herzinsuffizienz-Stadiums, der Belastbarkeit und der Lebensqualität - das sind die Ergebnisse des ACCESS-EUROPE-Registers, die der Göttinger Kardiologe Professor Wolfgang Schillinger beim ESC-Kongress 2012 in München vorgestellt hat.

Das perkutane Verfahren des Mitral-Segel-Clippings sollte seiner Ansicht nach bei allen Patienten mit schwerer symptomatischer Herz- und Mitralinsuffizienz erwogen werden, die keine anderen Optionen haben.

Natürlich bleibt der operative Klappenaustausch bei schwerer Mitralinsuffizienz, dem häufigsten Klappenfehler überhaupt, das Verfahren der Wahl.

Viele Patienten sind jedoch so alt und krank, dass die Risiken der Operation hoch sind. Auch bei funktioneller Klappeninsuffizienz im Rahmen einer schweren Herzinsuffizienz mit Ventrikel-Dilatation hilft der chirurgische Eingriff oft wenig.

Für solche Patienten gibt es seit kurzem ein alternatives perkutanes Therapieverfahren, bei dem über die Femoralvene ein Clip in den Vorhof eingebracht und dort die Segel der Klappe mittig miteinander verbunden werden.

Die Wirksamkeit des Verfahrens wurde in der EVEREST-2-Studie gezeigt. Nun bestätigt das ACCESS-EUROPE-Register, dass auch ein unselektiertes, wesentlich älteres und mit zahlreichen Komorbiditäten behaftetes Praxiskollektiv sicher mit dem MitraClip behandelt werden kann.

Real-World-Patienten deutlich kränker als Studien-Patienten

Wie Schillinger berichtete, umfasst das Register 567 Patienten aus 14 europäischen Ländern, die im Vergleich zu Patienten der EVEREST-Studie erheblich älter und kränker waren.

Das Durchschnittsalter lag bei 74 Jahren, 85 Prozent der Patienten hatten Herzinsuffizienz in den Stadien III und IV, viele wiesen Komorbiditäten auf, 63 Prozent etwa eine KHK, 68 Prozent Vorhofflimmern und 42 Prozent eine Niereninsuffizienz. 72 Prozent hatten eine funktionelle Klappeninsuffizienz.

Bei nahezu allen Patienten konnte der Clip erfolgreich positioniert werden. Die 30-Tage-Sterblichkeit lag bei 3,4 Prozent (nach einem Jahr bei 17 Prozent). 4,8 Prozent der Patienten erlitten eine Niereninsuffizienz, 3,9 Prozent Blutungskomplikationen, andere Zwischenfälle waren selten.

Die Patienten hatten überwiegend deutliche Vorteile von dem Eingriff: Der Anteil der Patienten in den NYHA-Stadien I und II stieg von 15 auf 72 Prozent, 79 Prozent hatten nach einem Jahr nur noch eine leichte Mitral-Regurgitation der Stadien 1 oder 2.

Die im Sechs-Minuten-Gehtest bewältigte Strecke verlängerte sich signifikant, im Schnitt von 275 auf 334 Meter. Auch berichteten die Patienten eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität.

Der MitraClip ist in den USA noch nicht erhältlich, wird in Europa jedoch bereits in den Leitlinien aufgeführt, wenngleich die Empfehlung noch relativ weich ist.

Bis heute wurden etwa 4500 Patienten in Europa mit dem MitraClip behandelt, die Hälfte dieser Patienten in Deutschland. Viel mehr Patienten könnten davon profitieren, so Schillinger: Gut 10 Prozent aller über 75-Jährigen leiden an einer Mitralinsuffizienz, fast 4 Millionen Menschen in Europa.

Für alle Patienten mit schwerer Klappeninsuffizienz, die hohe Operationsrisiken aufweisen, ist das interventionelle Verfahren eine sichere und wirksame Alternative.

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